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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Fall kaum noch entscheiden können, wo Lahen aufhört – und wo Ghinorha anfängt. Und warum lächelst du jetzt?«
    »Als ich mich an das Geflecht erinnert habe, das nötig war, um Rona zu retten, hat mir Lahens Stimme den Schluss vorgesagt. In meiner Übermüdung habe ich geglaubt, ich würde mir das einbilden, aber jetzt … Sie hat das Mädchen gerettet.«
    Schweigen breitete sich zwischen uns aus.
    Die Lagerfeuer unserer Feinde loderten noch immer, am Himmel leuchtete der purpurrote Komet und warf ein trübes Licht auf die Berghänge. Am Krater des laut singenden Berges flackerte eine blaue Flamme, die den Eingang zur Heimstatt der Nirithen und zum Palast der Äschernen Jungfrau markierte.
    »Warum bist du bei uns geblieben?«, fragte ich Typhus. »Warum willst du jetzt gegen deine eigenen Gefährten kämpfen?«
    »Ich halte sie schon seit Langem nicht mehr für meine Gefährten, Ness. Außerdem geht es um Mithipha. Wir beide haben noch eine Rechnung miteinander offen, die sehr weit zurückreicht. Die soll die Graue Maus morgen begleichen.«
    »Was für eine Zuversicht!«
    »Warum auch nicht? Wenn Ley hier wäre, hätte ich mich wahrscheinlich längst davongemacht. Aber das Schicksal selbst hat mir die Gelegenheit an die Hand gegeben, diese Graue Maus hinwegzufegen. Morgen ist der Vorteil auf meiner Seite. Denn sie weiß nicht, dass ich hier bin.«
    »Ist Scharlach stärker als du?«
    »Glaub schon«, antwortete sie leichthin.
    »Und da hast du keine Angst?««
    »Jetzt ist es zu spät, noch Angst zu haben. Was kommt, kommt. Wir können nur tun, was in unseren Kräften steht. Gut, ich muss los«, erklärte Typhus und stand auf. »Shen und Rona brauchen vor der morgigen Schlacht noch eine letzte Lektion. Und du solltest dich gut ausschlafen.«
    Sie stapfte davon. Ich blieb noch sitzen und dachte darüber nach, dass ich Shen noch immer nicht gefragt hatte, ob er Lahen und mir helfen könne.
    Die Sonne war glutrot, das Gras orangefarben, die Erde purpurn, die Asche, die vom scharlachroten Himmel segelte, golden. Lahen stand neben einer von Alistans Flöten und beobachtete den Sonnenuntergang. Sie trug ein purpurrotes Kleid, das aus Schlangenhaut gefertigt schien. Ihr Haar leuchtete rot. Sobald Lahen den Kopf bewegte, funkelten die goldenen Ascheflocken in ihrem Haar wie Diamanten.
    Ich rief sie, aber sie hörte mich nicht, als trennten uns Tausende von Leagues. Obwohl ich auf sie zuging, näherte ich mich ihr kaum einen Zoll.
    »Du kannst sie jetzt nicht erreichen«, erklärte mir Garrett.
    »Wusstest du, dass sie Ghinorha ist?«
    »Mhm …« Nachdenklich legte er den Finger an die Lippen. »So einfach ist das alles nicht. Lahen ist Lahen. Deine Frau solltest du nicht Ghinorha nennen. Denn sie weiß nicht, wer sie früher einmal war. Im Übrigen würde ich dich gern um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Nur zu.«
    »Lass Mithipha nicht aus den Augen.«
    »Bitte? Warum das denn nicht?«
    »Ich glaube, das wäre sehr unüberlegt«, sagte er bloß. Dann schob er noch nach: »Gute Nacht.«
    Nun verschwand die Sonne hinter den Bergen und tauchte Bragun-San in tiefste Finsternis.

Kapitel
18
    Über Alsgara zogen sich graue Wolken zusammen. Der Tag versprach düster und kalt zu werden. So waren sie bisher alle gewesen, die Tage in diesem Herbst.
    Dabei schien es am Morgen noch, als wollte sich das Wetter bessern. Durch die dichte Decke der niedrig hängenden Wolken hatten sich Sonnenstrahlen gebohrt, um die Dächer der alten Stadt in ihr Licht zu tauchen und die Türme der Meloth-Tempel zum Funkeln zu bringen. Selbst die grauen Wellen des Austernmeeres hatten auf einmal blau geleuchtet.
    Bereits eine Stunde später hatte sich der Wind indes gedreht, pfiff nun von den Buchsbaumbergen her, und der klare Morgen war einem bedeckten Tag gewichen. Das Meer lag wieder düster da, und vom Himmel fielen die ersten Schneeflocken in diesem Jahr.
    Thia al’Lankarra saß wie so oft auf dem Fensterbrett, die Arme um die angezogenen Beine geschlungen, und betrachtete die triste Stadt. Sie dachte an nichts Bestimmtes, ließ lediglich den Blick schweifen, linste zum Horizont, hinter dem wärmere Länder lockten.
    Schließlich presste sie die Stirn gegen die kalte Scheibe, zählte innerlich bis zehn und sprang widerwillig vom Fensterbrett. Sie glättete ihren leicht zerknitterten dunkelblauen Rock mit der roten Borte am Saum. Die Bücher warteten bereits durchgesehen und geordnet auf dem Tisch. Sie nahm die beiden obersten eines

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