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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Eis machte ihnen ebenso zu schaffen wie die glitschigen Steine und die ewigen Wolken, die in ungeheurer Eile auf sie zukamen und über das Plateau herfielen wie eine Spinne über eine Fliege. Mitunter mussten sie sich in feuchtkaltem Nebel vorwärtstasten, in dem Thia kaum das Pferd des vor ihr gehenden Soldaten zu erspähen vermochte.
    Ihr Nachtlager schlugen sie auf, wie es sich ergab. Und sie alle überstanden diese Tortur einzig dank der Zauber, die für Wärme sorgten.
    Thia kehrte innerlich häufig zu Rowans Tod zurück – ein Gedanke, der sie weit stärker wärmte als ihr Funken. In diesen Minuten nahm sie es sogar leichten Herzens hin, in dieser von allen Göttern vergessenen Ödnis zu herumzustapfen.
    Bei allen Sternen Haras! Sie hätte diesen Weg frohgemut noch einmal zurückgelegt, sogar barfuß, sofern nur dieser Grabwurm noch einmal stürbe!
    Was für ein glücklicher Zufall, dass er Alsgara verlassen und sich auf den Weg zu Ley begeben hatte. Nur zu schade, dass ihnen nicht auch noch Mithipha in die Arme gelaufen war. Sie hätte es mehr als verdient, Rowan auf seinem Weg ins Reich der Tiefe zu folgen. Doch schon in der nächsten Sekunde rief sich Thia zur Ordnung: Man durfte das Reich der Tiefe nicht herausfordern. Besser beschiede sie sich mit dem, was sie bereits erreicht hatte, wenig war das schließlich nicht. Und Mithipha, diese Graue Maus, würde ihr Schicksal schon noch ereilen.
    Das Einzige, was Thia bedauerte, war, dass sie sich Rowans Funken nicht hatte einverleiben können. Dieser war nämlich im Nu ausgelöscht worden, ohne dass auch nur das geringste bisschen Gabe in den Raum freigesetzt worden wäre. So hatte sie selbst sich nicht daran laben können …
    Dabei hätte sie etwas zusätzliche Kraft gut brauchen können. Sie befand sich zwar nicht mehr in dem erbärmlichen Zustand wie bisher, war jedoch noch weit davon entfernt, es mit einer oder einem ihrer Gefährten aufnehmen zu können.
    Im Übrigen hatte sich Talki geirrt. Ohne Unterlass hatte die alte Krähe davon gesprochen, dass Thias Funken immer schwächer würde, je stärker sie mit dem neuen Körper verschmölze. Dergleichen war zu Thias Glück jedoch nicht geschehen. Im Gegenteil, mittlerweile ging es ihr wesentlich besser als noch zu Beginn ihres Lebens in dem Körper dieses Dorftrottels.
    Was sie indes über Ghinorhas Schicksal erfahren hatte, ließ sie noch jetzt vor Angst erschaudern. Sie selbst wollte auf gar keinen Fall sterben, nachdem ihr Funken erloschen war. Oder, schlimmer noch: dahinvegetieren, bis der Körper stirbt. Wenn sie diesen Trottel Pork nicht mehr kontrollieren könnte und er die Oberhand über sie gewänne.
    Denn was wäre widerlicher, als den Rest ihres Lebens in Gesellschaft eines halb schwachsinnigen Schweinehirten zu verbringen?!
    Dieser Gedanke verbot sich einfach von selbst. Stattdessen richtete sie all ihr Sinnen und Trachten auf jene Pfeilspitzen, die Ness bei sich trug. Bisher war sie fest davon überzeugt gewesen, es gäbe nur eine einzige Spitze und diese befände sich in Alenaris Händen. Ness jedoch hatte sie überrascht und seinem Köcher einen weiteren dieser funkenlöschenden Pfeile entnommen, fast wie ein Gaukler auf dem Markt, der eine weiße Taube aus dem Ärmel zaubert.
    Zu gern hätte sie gewusst, wie viele dieser Brennenden Fäden er noch mit sich führte. Denn sie hätte durchaus Verwendung für sie gehabt …
    Der Tod Rowans, des Verdammten Schwindsucht, hatte alle in der Gruppe erschüttert. Für die Menschen waren Wesen wie sie, Thia, eine Art Ungeheuer aus Märchen, die alles Böse dieser Welt in sich verkörperten und folglich unbesiegbar waren. Dann aber hatten die Soldaten mit eigenen Augen gesehen, wie ein gewöhnlicher Bogenschütze offenbar mühelos eines dieser gottgleichen Wesen ins Reich der Tiefe schickte.
    Rowan hatte sich zur allgemeinen Verblüffung als sterblicher Mensch herausgestellt.
    Etwas, das bisher keiner aus dieser Truppe je für möglich gehalten hätte.
    Im Grunde ein famoser Witz.
    Schweigend hatten sich alle an der Leiche versammelt. Ness hatte sich ein wenig zurückgezogen, auf einen schneebedeckten Felsbrocken gesetzt und seinen Bogen derart eingehend untersucht, als sei diese Waffe der wichtigste Gegenstand auf der Welt.
    Als die anderen endlich an den Tod Rowans glaubten, stießen sie laute Triumphschreie aus. Sie lachten und weinten gleichermaßen vor Glück. Ein Soldat vermochte gar nicht mehr an sich zu halten und trat, berauscht von der

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