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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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eigenen Kühnheit, dem Toten in die Seite. Der Ritter Lartun hatte Rowans Schwert an sich genommen und die schwarze Klinge eingehend gemustert.
    Auf Thia wirkten all diese Menschen wie ein Rudel Hyänen, nachdem sie begriffen hatten, dass der Löwe tatsächlich gestorben war.
    Dann musste sie das Unangenehmste über sich ergehen lassen. Alle Übrigen aus der Gruppe hielten es für ihre Pflicht, ihr auf die Schultern oder den Rücken zu klopfen und zu erklären, was für ein »ganzer Kerl« sie doch sei. Ness wurde ebenso mit Bewunderung überschüttet, und er
genoss
sie ebenso wie sie, Thia. Mit einem Schlag war er zum Helden geworden. Und auch Kallen bekam seinen Teil des Lobes und der Bewunderung ab.
    Von dieser Stunde, so hatte Lartun allen erklärt, werde er noch seinen Enkelkindern erzählen …
    In den nächsten Tagen wurde die Geschichte immer weiter mit Legenden ausgeschmückt. Jeder Zweite in der Gruppe hatte ein Leuchten am Himmel bemerkt, der geschwätzige Luk wollte gar das Röcheln des sterbenden Rowan gehört haben. Und besagter Lartun brüstete sich zum hundertsten Mal damit, dass ihm als Erstem der Rauch aufgefallen wäre.
    Thia brannte indes darauf zu erfahren, wie Ley, Mithipha und Alenari auf diesen Verlust reagierten. Dieses Jahr ließ sich für sie äußerst schlecht an. Von den einst sechs Verdammten, die diesen Krieg begonnen hatten, waren nur noch vier übrig.
    Damit wuchsen die Aussichten des Imperiums, ihnen etwas entgegenzusetzen und die entscheidende Schlacht zumindest eine Weile hinauszuzögern. Gleichwohl glaubte Thia nicht einmal jetzt, dass das Imperium den geeinten Kräften Mithiphas, Alenaris und Leys etwas entgegenzusetzen vermochte.
    Ansonsten beschäftigten sie freilich ganz andere Dinge: Shen hatte angefangen, diese Närrin Rona auszubilden. Damit lebten in der Schreitenden nun der dunkle
und
der lichte Funken – womit ihr Körper bestens geeignet wäre, Thias Geist aufzunehmen. Nur gut, murmelte Thia oft genug, wenn sie allein war, dass Shen nicht einmal ahnt, wie sehr ich darauf gehofft habe. Denn trotz aller Unannehmlichkeiten, Entbehrungen und Schwierigkeiten würde ihr das Glück am Ende hold sein – und einen neuen Körper bescheren.
    Sie würde wieder ganz die Alte werden.
    Manchmal meinte sie allerdings, Shen führe sie an der Nase herum. Beispielsweise was die Wegblüten anging. In dieser Frage war sie ganz sicher, dass dieser dreimal – nein, viermal! – verfluchte Heiler ihr die Wahrheit vorenthielt: Er kannte dieses Geheimnis. Dennoch hatte sie Ruhe gegeben, auch wenn es ihr nicht leicht gefallen war. Und nur ein Gedanke jagte ihr Angst ein: Sollte dieser Junge getötet werden …
    Das durfte auf gar keinen Fall geschehen. Denn mit seinem Tod würde sie etwas verlieren, das noch wertvoller war als das Geheimnis der Wegblüten. Sie würde ihre Zukunft einbüßen …
    Allem Anschein nach wusste der Junge bislang jedoch wirklich nicht, wie er sie in einen anderen Körper geleiten könnte. Oder täuschte er sie auch diesmal?
    Wie auch immer, sie bildete ihn weiter aus und zwang auch Rona zuweilen, sich dem Unterricht anzuschließen. Das Mädchen musste sich in der Anwendung beider Funken üben, damit ihr Körper endlich aufhörte, vor dem dunklen Teil der Gabe zurückzuschrecken. Andernfalls wäre er nämlich nicht ausreichend vorbereitet, ihren, Thias, Geist aufzunehmen.
    Dieser Körperwechsel würde jedoch nicht so schnell vonstatten gehen. Ein Weilchen musste sie sich noch in Geduld fassen.
    Aber Zeit genug hatte sie ja.

Kapitel
4
    Nachdem ich Rowan getötet hatte, bestanden die anderen darauf, mir stets den besten Schlafplatz zu überlassen und mir die dicksten Stücke Fleisch zuzuteilen. Selbst die Ritter befolgten jetzt meine Befehle. Und sobald Woder mich sah, strahlte er mich an, als hätte ich ihm gerade ein ganzes Schloss samt angrenzender Jagdländereien geschenkt.
    Mir fiel dieses Gehabe gewaltig auf die Nerven. Ein Held zu sein ist schlimmer, als man glaubt. Sicher, ich habe der Welt einen Dienst erwiesen. Nur hatte ich diese Tat ganz gewiss nicht vollbracht, damit mich alle auf Händen tragen.
    Immerhin gaben die Jungs hier oben in den Bergen ein wenig Ruhe.
    Es war keine leichte Zeit. Der Proviant ging uns allmählich aus, vor der Kälte retteten uns nur die Funkenträger. Fast eine Woche stapften wir schon über dieses Plateau, bei dem ich mir ganz sicher war: So muss es im Reich der Tiefe aussehen.
    Nachdem wir den elenden Pass hinter uns

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