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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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gebracht hatten, kamen wir in Schluchten und kämpften uns mühevoll zwischen zugefrorenen Seen vorwärts. Ga-nor behauptete, der größte Teil des Weges liege zwar bereits hinter uns, bei dem Tempo, mit dem wir vorankamen, bräuchten wir aber wohl noch zwischen drei Wochen und einem Monat.
    Damit war selbst dem größten Hohlkopf klar, dass wir die nördlichen Vorgebirge vor Wintereinbruch nicht mehr erreichen würden.
    »Was du dich an diesem
Wintereinbruch
festbeißt!«, bemerkte Shen, als ich ihm meine Bedenken mitteilte. »Als ob wir nicht längst im tiefsten Winter steckten! Sieh dir doch nur mal den Schnee überall an.«
    »Du bist einfach noch nie in den Bergen gewesen«, mischte sich Ga-nor ein. »Bereits jetzt ist die Hälfte aller Pfade so weit unter Schnee begraben, dass sie erst im nächsten Frühjahr wieder passierbar sind.«
    »Da platzt doch die Kröte!«, erklärte Luk, der ohne jeden Appetit in seinem kalten, angebrannten Essen herumstocherte. »Der Schnee hat schon den ganzen Wald unter sich begraben. Da müssen wir mit Lawinen rechnen. Wie gedenkst du denn bitte schön, aus so einem Ding wieder herauszukommen? Nein, auf einen Winter in den Bergen sollten wir besser verzichten. Wenn wir nur wüssten, wo das nächste Dorf liegt.«
    »Gar nicht so weit entfernt«, erklärte Ga-nor und blickte mit zusammengekniffenen Augen zu den Gipfeln hoch. »Westlich unseres Weges gäbe es schon …«
    »Die wir aber nicht aufsuchen«, fiel ihm Luk ins Wort. »Und ich darf mir meinen Shaf mal wieder aus dem Kopf schlagen.«
    »Den dürftest du in diesen Dörfern sowieso nicht bekommen. In denen leben raue Menschen. Die gehen nur der Jagd nach und sind nicht gut auf Fremde zu sprechen.«
    »Wir werden unseren Weg nicht verlassen«, sagte Mylord Rando. »Wir können uns nicht einmal einen Umweg von fünf League leisten. Nein, auf diese Dörfer kommen wir nur zurück, sollten wir umkehren müssen.«
    Ausgerechnet hinter dem letzten See, dem kleinsten von allen, mit den Umrissen eines Stierkopfs, ereilte uns dann das Unglück.
    Über mir knisterte etwas oben in den Felsen, kleine Steine flogen durch die Luft, ein Warnschrei erklang, und schon in der nächsten Sekunde flog ein riesiger Eisblock von oben herab und traf Tiom, der die Spitze unseres Zuges bildete. Dann folgte der Schnee. Die nächsten Sekunden konnten wir rein gar nichts sehen, allerdings war eh allen klar, dass es den Schwatzschnabel erwischt hatte.
    Als ich endlich wieder etwas erkennen konnte, fiel mein Blick als Erstes auf die Verdammte Typhus. Sie lag am Boden, um ihren Kopf herum breitete sich ein roter Fleck aus. Shen und Rona waren bereits neben ihr und beugten sich über ihren reglosen Körper. Der Priester stand hinter ihnen, sprach leise ein Gebet und war offenbar kurz davor, Typhus alle Sünden zu vergeben, damit sie ihren Weg in die Glücklichen Gärten antreten konnte, ohne auch nur zu ahnen, wie fehl sie dort am Platze war.
    Ga-nor schrie uns zu, wir müssten noch auf eine zweite Lawine gefasst sein. Rando erteilte unverzüglich den Befehl, sofort zu einer freien Fläche zu reiten, die etwas ab von den Felsen lag.
    Ich konnte kaum glauben, dass sich Typhus’ Kopf nicht in einen Fladen verwandelt hatte. Shens Hände troffen jedoch von ihrem Blut. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu.
    »Die Kapuze, die Mütze und das Tuch haben den Schlag abgemildert«, erklärte er.
    »Ja, und? Er übersteht das trotzdem nicht«, sagte Luk bedauernd. »Der Schädel ist hinüber. Sieh dir doch nur mal das Blut an, das hältst selbst du nicht auf.«
    »Geh weiter«, sagte ich freundlich zu ihm. »Falls noch mal ein Eisblock abgeht.«
    »Was ist mit euch?«, fragte er zurück. Er wollte sich zwar auch liebend gern in Sicherheit bringen, scheute sich aber genau wie Ga-nor davor, uns allein zu lassen.
    »Wir schaffen das schon ohne euch«, versicherte Rona. »Ihr würdet uns nur stören.«
    Damit war das Gespräch beendet, und die beiden eilten den anderen nach.
    »Das gilt auch für dich, Othor«, sagte ich, als ich aus dem Sattel stieg.
    »Ich ziehe es vor zu bleiben«, entgegnete er mit einem Anflug von Ironie. »Für den Fall, dass Pork beichten möchte.«
    »Darauf kann der getrost verzichten.«
    »Lass uns allein«, mischte sich nun Rona ein. »Bitte.«
    Einer Schreitenden zu widersprechen, das wagte nicht einmal der Priester. Mit der Versicherung, er werde für den Sterbenden beten, zog er sich zurück.
    Über uns bildete sich eine leicht flackernde

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