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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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verglichen mit dem grausamen Reißen in den Schläfen und dem anhaltenden Schüttelfrost geradezu läppisch. Am liebsten hätte sie sich irgendwo vergraben, um in Ruhe, Wärme und Wohlbehagen zu sterben.
    Stattdessen musste sie Stunden auf dem Rücken ihres Pferdes sitzen, den Böen des frostklirrenden Windes trotzen und das Gesicht möglichst dem eisigen Schnee entziehen, der die Haut ihrer Wangen taub werden ließ. In einem fort verfluchte sie diese unwirtlichen Berge, die einen Ekel in ihr hervorriefen, der mit jedem Tag zunahm und sich allmählich zu schierem Hass auswuchs.
    Während sie Täler und Pässe hinter sich brachten, hätte sie aus Selbstmitleid am liebsten bittere Tränen vergossen. Meist kochte dann abermals die Wut auf diese jämmerliche Körperhülle in ihr hoch, die noch nicht einmal eine schnöde Erkältung verkraftete. Shen um Hilfe zu bitten lehnte sie strikt ab, in ihrem Stolz behandelte sie sich lieber selbst mit einigen bitteren Kräutern, um die sie den Priester gebeten hatte.
    Erschöpft, verärgert und wortkarg, wie sie war, wünschte Thia einzig, man möge sie in Ruhe lassen. In Unmengen warmer Tücher gehüllt, vermochte sie sich kaum im Sattel zu halten und sank immer wieder in Halbschlaf.
    Nachts suchte sie sich einen Platz in der Nähe des Lagerfeuers und setzte alles daran, dass niemand bemerkte, wie stark sie zitterte. Nach diesen vom Schüttelfrost gepeinigten Nächten schmerzten ihre Muskeln am Morgen so sehr, dass sie nur noch einen Wunsch hatte: zu heulen oder – noch besser – zu sterben. Denn auf gar keinen Fall wollte sie sich wieder aufs Pferd schwingen und sich stundenlang über die endlose, beschwerliche Straße quälen.
    Als sie dann vor einem schwierigen Anstieg eine Rast von zwei Tagen einlegten – sie brauchten alle Zeit, um sich an die Luft in dieser Höhe zu gewöhnen –, stieß Thia einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. Endlich würde sie die Möglichkeit haben, sich auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen. Die Temperatur sank denn auch bald, ihr Hals schien nicht mehr von einem sengenden Feuer heimgesucht, der Appetit kehrte zurück. Sie konnte wieder klar denken, gewann die Kontrolle über sich zurück und brüllte nicht mehr wie eine in einen Käfig gesperrte Löwin los, sobald sich jemand mit einer harmlosen Bemerkung an sie wandte.
    Nachdem Ness Rowan getötet hatte, waren sie ohne Unterlass ganze Tage über die Treppe des Gehenkten weitergeritten. Da die Ye-arre sie warnten, wenn Gefahr im Verzug war, konnten sie sich jedes Mal in einem der seitlichen Tunnel in Sicherheit bringen und eine Begegnung mit den nach Süden eilenden Nabatorern vermeiden. In einem solchen Versteck bemerkte sie nie jemand.
    Dennoch stellte sich das Werk Cavalars schon bald nicht mehr als ein Hort der Sicherheit dar: Die drei Wege verschmolzen irgendwann zu einem einzigen, der serpentinenartig als Treppe hinauf zur gleichnamigen Burg führte. Damit wäre es unmöglich geworden, die Treppe weiterhin unbemerkt zu benutzen. Nachdem sie den Hauptkamm hinter sich gebracht hatten, verließen sie daher die bequeme Straße und zogen in eine schmale, nicht einzusehende Schlucht.
    In dieser wurde ihr Weg gleich beschwerlicher. Die Schlucht verengte sich immer mehr, war oft kaum breiter als ein Faden – der zu allem Überfluss immer wieder abriss, denn es schneite so stark, dass der Weg unter Schnee begraben lag. Rona musste ihn immer wieder mit einem Zauber säubern. Da die Pferde nur noch mit der Schnelligkeit einer Schildkröte vorwärtskamen, bewältigten sie an einem Tag lediglich eine höchst geringe Strecke.
    Hinter den spitzen, schneebedeckten und von einem Kranz aus Wolken umgegebenen Bergen lag ein riesiges Hochplateau. Es wirkte wie das Dach der Welt, auf dem die heftigsten Winde zu Hause waren. Diese drohten, die Menschen in die Tiefe zu fegen und in einen Abgrund von mehreren Hundert League zu stürzen.
    Der eisige Wind peitschte wie der Henker auf sie ein und riss sie von den Füßen. Die Pferde, für die dieser Weg auch kein Spaziergang war, weigerten sich weiterzulaufen, sodass sie ihnen Lappen um die Mäuler wickeln und sie am Zügel hinter sich herziehen mussten.
    Thia, die im Süden aufgewachsen war und daher Hitze vergötterte, glaubte, in einen Albtraum geraten zu sein. In eine andere Wirklichkeit. Ins Königreich des Frostes, der dünnen Luft und der Eiskristalle, die ihnen in die Gesichter wehten. Der Schnee reichte ihnen zuweilen bis zur Hüfte, das glatte

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