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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenn man denen eine Story verkauft.«
    »Sie haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!« Dirk zerrte wütend an seinem Sicherheitsgurt, der sofort einrastete, ohne sich auch nur einen Zentimeter bewegt zu haben. »Ich verkaufe doch nicht meine Tochter!«
    »Das tun Sie doch gar nicht. Aber wenn Sie wollen, dass man über Ihre Tochter berichtet …« John ließ den Rest den Satzes ungesagt und tat so, als müsse er sich ganz drauf konzentrieren, an der nächsten Kreuzung abzubiegen.
    Dirk setzte dazu an, zum zweiten Mal mit ungestümer Wucht an dem speckigen Sicherheitsgurt zu zerren, ließ es dann aber sein. Stattdessen zog er ihn langsam, fast bedächtig nach vorne, drehte den Verschluss um hundertachtzig Grad und ließ ihn dann einschnappen. »Was befähigt Sie eigentlich, so kluge Ratschläge zu geben?«, fragte er dann.
    »Verdammter Mist«, fluchte John. »Ich kann noch nicht einmal die Ampel erkennen.«
    »Vielleicht liegt das daran, dass man vor dreißig Jahren noch keine vernünftigen Scheibenwischer gebaut hat.«
    »Mein Mercedes hat keine dreißig Jahre auf dem Buckel, sondern siebenundzwanzig«, sagte John. »Und daran liegt es ganz eindeutig nicht, sondern an diesem gottverdammten Wolkenbruch.« Er deutete nach oben. Als Dirk schwieg, fügte er hinzu: »Ich war früher mal im Musikbusiness. Hab ein paar coole Nummern produziert. Und so ganz nebenbei habe ich dabei gelernt, wie das Medienbusiness funktioniert.«
    »Na klar«, sagte Dirk schroff. »Platten-PR und das Verschwinden meiner Tochter – das hängt natürlich alles zusammen. Also – drehen Sie einfach um, setzen Sie mich zu Hause ab und vergessen wir das Ganze, ja?«
    »Könnte ich machen«, sagte John. »Aber dann würden Sie vielleicht die heißeste Spur verlieren, die Sie haben. Und das wollen Sie doch nicht, oder?«
    Dirk zuckte mit den Schultern. Darauf gab es nichts zu sagen. Mal ganz abgesehen davon, dass das dumpfe Pochen in seinem Kopf jeden klaren Gedanken erschwerte und der kalte Zigarettenqualm ihm den Atem nahm, war er einfach nicht in der Position, irgendeinem Hinweis nicht nachzugehen. Am besten fügte er sich so lange, bis er diesem Birdie gegenüberstand und ihm klarmachen konnte, dass er sich nicht ausnehmen ließ wie eine Weihnachtsgans, nur weil ihn die Sorge um seine Tochter bereits halb um den Verstand gebracht hatte.
    Die Fahrt schien eine Ewigkeit zu dauern. Soweit Dirk erkannte, waren sie so ziemlich die Einzigen, die meinten, bei diesem Wetter unbedingt unterwegs sein zu müssen, abgesehen von den Einsatzfahrzeugen von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr, von denen er zwar keines zu Gesicht bekam, deren unterschiedliches Sirenengeheul aber nicht abriss, seitdem sie die Stadtgrenze passiert hatten. Der Wind zerrte an dem Taxi wie ein Fünfjähriger an einem Spielzeugauto, und John hatte alle Hände voll zu tun, es in der Spur zu halten und zu vermeiden, dass er in ein parkendes Auto fuhr.
    Dirk musste wohl eingenickt sein, denn er schreckte plötzlich hoch, weil John hart auf die Bremse trat und den alten Mercedes dann langsam in einen schmuddeligen Hinterhof lenkte. Der Regen hatte so abrupt wieder aufgehört, wie er begonnen hatte, aber alles, was auf dem Hof hatte Wasser aufnehmen können, hatte das auch getan. Auf den Mülltonnen stand das Wasser, als wäre es mit Sekundenkleber dort festgeklebt worden, und die rissige Asphaltdecke glich einem kleinen, schmutzigen Tümpel, auf dem Ölflecken in allen Regenbogenfarben schimmerten.
    »Da wären wir«, sagte John. Er griff in seine Jackentasche und holte ein silbern schimmerndes Zigarettenetui heraus, dem er etwas entnahm, das wie ein hastig gedrehter Joint aussah, schlecht verklebt und bröckelig. Seegras. Wirklich sehr, sehr witzig. Eine blödere Ausrede hätte sich dieser schwarze Rastahippie auch nicht einfallen lassen können.
    John knallte die Autotür zu und hüpfte mit einem Riesensatz zu der verwitterten Hintertür des nächststehenden Gebäudes hinüber, riss sie auf und stürmte hinein, ohne sich auch nur einmal nach Dirk umzusehen. Offensichtlich hatte Dirk ihn nachhaltig verärgert. Aber das konnte ihm egal sein.
    Dirk löste den Sicherheitsgurt und wollte die Beifahrertür öffnen, besann sich aber im letzten Moment eines Besseren. Es reichte schon, dass sein Jackett durchweicht war und sein Hemd nass am Rücken klebte. Da war es nicht auch noch nötig, dass sich seine Schuhe voll Wasser saugten, nur weil er auf der falschen Seite ausstieg. Er

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