Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Wunde freigelegt. Lubaya machte sich mit Utensilien, die sie aus den unermesslichen Tiefen ihrer Umhängetasche hervorgekramt hatte, an der Verletzung zu schaffen, während Kinah mit finsterem Gesichtsausdruck neben ihr auf und ab tigerte. Rastalocke hatte sich, nachdem er den Araber ein Stück weit in den Gang gezogen hatte, durch den er in den Raum gelangt war, auf den Boden gehockt und starrte nachdenklich vor sich hin.
    »Wir sollten sofort von hier verschwinden.« Kinah blieb stehen und sah wütend auf Rastalocke hinab. »So, wie ich meinen Mann verstanden habe, hat er Sie und diesen Biermann engagiert, um meine Tochter zu finden. Und jetzt haben Sie einen Hinweis, dem sie nachgehen können. Also machen Sie Ihren Job!«
    »Meinen Job? Sagen Sie mal, ticken Sie noch ganz sauber?« John fuhr sich mit einer aufgebrachten Geste durch die wirren Haare. »Dieser Horrortrip ist schlimmer, als hätte ich mir einen Cocktail aus LSD, Amphetaminen und Speed reingezogen und mich dann in eine Achterbahn gesetzt! Ich bin hier unten in eine Schießerei mit Venturas Männern geraten, und wenn es mir nicht gelungen wäre, einem meiner Gegner die Waffe abzunehmen, hätte ich jetzt ein hübsches kleines Loch im Kopf. Dann ist alles über uns zusammengebrochen, und Birdie und ich mussten rennen, als wäre der Teufel hinter uns her, sonst hätte es uns erwischt. Ein Monstersturm ist durch dieses Höhlenlabyrinth gewirbelt und hat uns von den Beinen gerissen, und als wäre das noch nicht genug, sind wir schließlich in eine Gruppe Araber hineingelaufen. Dabei habe ich Birdie verloren. Das Letzte, was ich von ihm gesehen habe, war, wie er von einem Araber eine verplättet bekommen hat. Und jetzt dieser Scheiß hier! Ein Toter in Plastikfolie und ein Irrer, der Kampfhund spielt. Und da sagen Sie mir, ich soll meinen Job machen? Sie haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Ich will bloß Birdie finden und dann raus hier – zurück nach München!«
    »Ich habe nichts dagegen«, zischte Kinah. »Wenn Sie meinem Mann und mir nicht bei der Suche nach unserer Tochter helfen wollen, dann lassen Sie es halt sein. Trotzdem müssen wir alle von hier verschwinden. Oder was meinen Sie, was die mit uns machen, wenn sie entdecken, dass Sie ihren Wachposten umgebracht haben?«
    Rastalocke erwiderte Kinahs Blick mit der gleichen zornigen Intensität. »Noch ist er nicht tot.«
    »Aber so gut wie, oder? Schließlich kann selbst Lubaya ihm nicht mehr helfen.« Kinah fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Was sind Sie überhaupt für ein Mensch? Erst prügeln Sie diesen armen Kerl zu Brei und dann legen Sie ihn zum Sterben irgendwo ab!«
    »Sie können ja hingehen und sein Händchen halten«, antwortete John übellaunig. »Haben Sie schon vergessen, was er mit Ihrem Mann gemacht hat?«
    »Nein, das habe ich nicht.« Kinah drehte sich um und ging zu Dirk. Lubaya war gerade dabei, die Wunde mit einem Verband zu umwickeln. Dirk nahm das mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Ungeduld hin. Es kümmerte ihn kaum, dass nun zur Abwechslung nicht seine Hand, sondern seine Wade höllisch schmerzte. Er wollte einfach nur weg von hier und so schnell wie möglich dorthin, wo sich Akuyi aufhielt – und wenn er dafür in einem Flugzeug mitten durch einen Gewittersturm fliegen musste.
    Das ging aber nicht, solange Kinah ihn mit irgendwelchen Halbwahrheiten abspeiste.
    »Wo ist Akuyi?«, fragte er, kaum dass sie vor ihm stand.
    Kinah runzelte die Stirn. »Entweder auf dem Weg in meine Heimat oder schon da. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Dirk richtete sich ein Stück weit auf. Sein Herz schlug langsam, aber kräftig, und er verspürte eine merkwürdige Mischung aus Erschöpfung und Erregung. »Keine Spielchen, Kinah. Safrin hat sich garantiert von unterwegs gemeldet. Ich kenne dich doch – du überlässt niemandem deine Tochter, ohne dich vorher abzusichern.«
    »Ich habe niemandem meine Tochter überlassen«, stellte Kinah richtig. »Ich habe sie Safrin anvertraut. Und keinen Kontakt mit ihm gehalten. Ich musste diesen Weg wählen, denn jede Form von Kommunikation birgt Gefahren. Du hast ja keine Ahnung, wie leicht man Handys abhören und herausfinden kann, woher die Anrufe kommen.«
    »Und was ist mit Telefonzellen? Postkarten? Boten?«
    »Ich wollte Akuyi keinem Risiko aussetzen«, erklärte Kinah. »Du musst mir einfach vertrauen. Ich will nur das Beste für unsere Tochter.«
    »Ich soll dir vertrauen?« Dirk starrte Kinah an. Wieder einmal fiel ihm auf,

Weitere Kostenlose Bücher