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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unangenehmen Kribbeln bemerkbar machte und in der nächsten Sekunde in einem scharfen Schmerz explodierte, als sich Kinah von ihm löste und er versuchte, aufzustehen.
    Er sank sofort wieder zu Boden und bemühte sich, ruhig zu atmen, um das Wimmern zu unterdrücken, das sich seiner Kehle entringen wollte. Es fehlte noch, dass er sie alle in Gefahr brachte.
    Dabei war er nicht der Einzige, der sich lauter bewegte, als gut war. Aus Kinahs Richtung drangen schabende und zischelnde Geräusche. Was zum Teufel trieb sie da?
    Gerade, als Dirk einen zweiten Versuch unternahm, sich vorsichtig aufrichtete und schwankend ausbalancierte, kam Lubaya zurück. Dirk streckte seine unverletzte Hand aus, bis er die rau verputzte Wand fand und sich abstützen konnte. Es würde noch einen Augenblick dauern, bis er wieder voll einsatzfähig war – vielleicht auch zwei oder drei. Er wollte Lubaya zuraunen, dass er eine kurze Pause brauchte.
    Aber er kam nicht dazu.
    Die Geräusche aus der Ecke, in die sich Kinah zurückgezogen hatte, wurden lauter und klangen langsam beängstigend. Vielleicht waren Kinahs Beine ebenfalls eingeschlafen und sie nutzte ein altes afrikanisches Ritual, um die Blutzirkulation anzuregen. Wenn dem so war, sollte sie sich besser beeilen. Obwohl die kleine Mauer die Laute, die sie fabrizierte, gewiss dämpfte, konnten sie dennoch verräterisch sein.
    Plötzlich legte Lubaya ihre Pranke auf Dirks Schulter.
    »Meine …« Beine sind eingeschlafen, wollte er flüstern, doch Lubaya schnitt ihm das Wort ab. »Los, wir müssen Kinah helfen«, zischte sie. »Schnell!«
    »Kinah helfen …?« Er verstand überhaupt nicht, was sie meinte. Wenn Kinah gerade dabei war, dafür zu sorgen, dass das Blut wieder ungehindert durch ihre zeitweilig abgeklemmten Extremitäten floss, ließ er sie lieber in Ruhe. Sie hatte es nie leiden können, wenn er sich bei solchen Gelegenheiten einmischte.
    Lubaya versetzte ihm einen Stoß, der ihn aus dem mühsam erlangten Gleichgewicht brachte. Mit einem erstickten Stöhnen fiel er nach vorn und stützte sich mit der rechten Hand auf dem Boden ab. Ein brennender Schmerz war die Quittung für diese ungeschickte Bewegung. Er hatte während des Gesprächs mit Kinah den Rattenbiss vollkommen vergessen. Lubayas stinkende Salbe hatte ihn zwar gerettet, die Wunde aber natürlich nicht vollkommen heilen können, und daran wurde er jetzt sehr deutlich erinnert.
    Er wollte die rechte Hand so schnell wie möglich entlasten, was sich als nicht ganz leicht herausstellte, denn gerade als er glaubte, sich wieder mit der linken Hand an der Wand abstützen, zu können, drängte Lubaya beinahe hektisch an ihm vorbei und rempelte ihn an. Vor Schmerz hätte er am liebsten aufgejault wie ein junger Hund, stattdessen biss er die Zähne so fest aufeinander, dass es vernehmlich knirschte.
    Dann war Lubaya vorüber, und er schaffte es, sich auszupendeln, die rechte Hand zu heben – und sie tatsächlich auch oben zu behalten.
    Doch schon im nächsten Augenblick brach die Hölle los.
    Alles geschah gleichzeitig: Rechts neben ihm blitzte ein Licht auf, dann polterte und krachte es und jemand stieß einen unterdrückten Schmerzenschrei aus. Gleichzeitig verrieten ihm Geräusche von der anderen Seite der Mauer, von dort, wo Achmed lag, dass jemand mit schnellen Schritten auf sie zueilte. Mit Sicherheit der Mann, den die anderen als Wache zurückgelassen hatten.
    Dirks Gedanken überschlugen sich. Sie mussten in eine Falle geraten sein. Die Araber hatten sie doch bemerkt, einige waren an ihnen vorbeigeschlichen und griffen sie nun von hinten an, während sich andere von vorne auf sie stürzten …
    Kinah!
    Dirk versuchte, auf die Beine zu springen, aber das missglückte völlig. Er musste einen zweiten Anlauf nehmen und drückte sich mit beiden Händen hoch.
    Und sah sich jemandem gegenüber, der in der einen Hand eine altertümliche Lampe hielt und in der anderen einen massiven Knüppel, der etwas kleiner war als ein Baseballschläger, sich aber gewiss ebenso gut zum Schädeleinschlagen eignete. Der Mann war ohne Zweifel ein Araber, und seine Augen funkelten vor Zorn. Nicht, dass diese Erkenntnis Dirk irgendwie weitergeholfen hätte.
    In diesem Augenblick konnte ihm überhaupt nichts weiterhelfen. In seiner Jugend hatte es Zeiten gegeben, in denen er aus manch wilder Prügelei als Sieger hervorgegangen war, und zwar schon allein deswegen, weil er im Gegensatz zu den meisten seiner Freunde keine Angst vor Schlägen und

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