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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gesichtszügen, der einen schwarzen Maßanzug und eine dunkle Krawatte trug. Seine Augen wurden von einer spiegelnden Sonnenbrille verdeckt, einer Ray-Ban, wenn Dirk das richtig erkannte. »Dieser Mann besitzt die französische Staatsbürgerschaft und spricht mindestens fünf Sprachen fließend, darunter auch Deutsch.«
    »Ja und?«, schnappte Dirk. »In welcher Beziehung steht er zu meiner Tochter?«
    »In keiner, hoffe ich.« Biermann lehnte sich zurück und holte aus der anderen Innentasche seines Sakkos ein Zigarettenetui, das dem von Rastalocke bis ins Detail glich. Wenn er sich jetzt auch einen Joint anzündet und behauptet, es wäre Seegras, bringe ich ihn um, dachte Dirk.
    Biermann entnahm dem Etui einen Zigarillo und zündete ihn umständlich an. Dirk hätte sich am liebsten über den Schreibtisch gebeugt, den Privatschnüffler an seiner hässlichen, rot gesprenkelten Krawatte gepackt und zu sich herangezogen. Aber er beherrschte sich. Er kannte Männer wie Biermann zur Genüge. Sie versuchten, einen vermeintlichen Vorteil weidlich auszukosten, um ihr Gegenüber weichzuklopfen. Aber Dirk hatte längst gelernt, dass es nichts brachte, auf ihr Spiel einzugehen.
    »Also …« Biermann stieß gemächlich eine Rauchwolke aus. »Dieser Mann ist hinter Ihrer Frau her. Ich habe festgestellt, dass er vor drei Jahren hier in München war. Kurt – Kurt Knusen, das Großmaul, das geglaubt hat, es könne mich jahrelang ungestraft rumschubsen –ist damals auf ihn gestoßen, hat die Spur aber nicht weiterverfolgt. Vielleicht war Kurt der Meinung, dieser Typ wäre vollkommen unwichtig. Vielleicht war die Sache aber auch eine Nummer zu groß für ihn.«
    Dirk tippte mit dem Zeigefinger auf das Foto. »Hat dieser Mann auch einen Namen?«
    »So viele Namen, wie Sie wollen«, sagte Biermann. »Aber von mir aus können Sie ihn Ventura nennen. Unter diesem Namen hat Kurt ihn in den Akten geführt.«
    Ventura … bei diesem Namen klingelte irgendetwas bei Dirk. Aber er konnte nicht sagen, ob er tatsächlich schon einmal von ihm gehört hatte. Mit Sicherheit wusste er nur, dass er diesen gut gekleideten Araber mit dem brutalen Gesicht noch nie bewusst gesehen hatte.
    »Prägen Sie sich dieses Gesicht gut ein.« Biermann ließ den Zigarillo sinken. »Und wenn Sie den Typ sehen, dann laufen Sie weg, so schnell Sie können.«
    Dirk nahm das Foto in die Hand. »Bisher haben Sie nur Andeutungen gemacht. Wann werden Sie endlich konkret?«
    »Sobald wir eine finanzielle Vereinbarung getroffen haben«, antwortete Biermann prompt. »Nicht, dass Sie mich missverstehen: Als Erstes erwarte ich eine Honorierung für den Aufwand, den ich bereits betrieben habe, um mich erneut in den Fall einzuarbeiten. Zweitens zahlen Sie meinen Tagessatz. Und drittens verlange ich ein vernünftiges Erfolgshonorar.«
    »Nicht zu vergessen die Taxirechnung, die Sie noch nicht bezahlt haben«, warf Rastalocke ein.
    Dirk warf ihm einen Blick zu. Der angebliche Seegrasraucher schenkte ihm ein gelbes, zahnlückiges Grinsen, und diesmal funkelte in seinen Augen nicht Ärger, sondern etwas ganz anderes, das Dirk noch weniger gefiel.
    »Erfolgshonorar?«, fragte er und wandte sich wieder an Biermann. »Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Ganz einfach«, sagte Biermann ungerührt. »Ihr Haus ist schuldenfrei. Wenn ich Ihre Frau wiederfinde, dürften fünfzigtausend Euro also kein Problem sein. Und noch einmal das Gleiche obendrauf, wenn ich Ihnen Ihre Tochter zurückbringe.«
    »Und zwar tot oder lebendig«, fügte Rastalocke hinzu.
    Dirk starrte auf das Foto des Arabers. Seine Hand zitterte so stark, dass er die Konturen des Gesichts kaum noch erkennen konnte.
    Tot oder lebendig … Er sollte die Pistole ziehen und Rastalocke mit seiner eigenen Waffe niederschießen.
    »John hat es nicht so gemeint«, sagte Biermann schnell.
    »Doch, das hat er.« Dirk sah auf und Rastalocke direkt in die Augen. »Und wenn du noch einmal eine solche Bemerkung machst, knall ich dich ab, du Ratte, ist das klar?«
    In Johns Augen flackerte es, und er spannte sichtbar seine Muskeln an. Wie ging noch mal der alte Otto-Sketch?, dachte Dirk. Kleinhirn an Faust: ausfahren? Und was sollte er tun, wenn der Idiot es tatsächlich auf eine Prügelei ankommen ließ? Ihn wirklich erschießen?
    »Kein Grund zur Aufregung«, sagte Biermann beschwichtigend. »Wir sind wohl alle ein bisschen angespannt. Vielleicht wäre es besser, du würdest dich bei Herrn Gallwynd für deine unangebrachte Bemerkung

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