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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ägypten.«
    John nickte. »Ja. Das merkt man ihrer Musik an. Sie ist von sehr vielen verschiedenen Einflüssen geprägt.«
    Dirk setzte sich kerzengerade auf und knallte das Glas so hart auf den Tisch, dass eine kleine Wasserfontäne hochspritzte. »Ihrer Musik?«
    »Ja, natürlich. Haben Sie denn nicht gewusst, dass sie eine Künstlerin ist?«
    »Doch, natürlich.« Dirk dachte an die Bilder, die Kinah mit kräftigen Farben auf Leinwand gebannt hatte. Verwirrende, mitunter blutrünstige Motive, die die ganze Qual widerspiegelten, die sie in jungen Jahren erduldet hatte. Und natürlich an die Plastiken, die sie aus den unterschiedlichsten Materialien modelliert oder zusammengeschweißt hatte und die jetzt im Schuppen hinter der Garage standen. »Sie hat also auch Musik gemacht?«, fragte er.
    John nickte. »Die macht sie immer noch. Und sogar mit ziemlichem Erfolg.«
    Dirk sprang auf und griff nach den CDs, die Rastalocke auf der schwarzen, polierten Mahagonioberfläche abgelegt hatte. Die erste hieß African mystique. Als er das Cover sah, zerstob seine Hoffnung wie ein Schneehaufen, in den ein heftiger Windstoß fuhr. Es zeigte kein Bild von Kinah oder der Band, sondern nur eine Buschlandschaft im Abendrot. Er drehte die CD um. Producteur: Unique Dance stand da, kein Hinweis auf eine Gruppe oder auf Kinah. Mit fliegenden Fingern riss er die Zellophanhülle auf und klappte den Deckel auf. Die CD selbst zeigte nur das Coverbild, und auf der Rückseite des Booklets war nicht mehr als das Inhaltsverzeichnis vor dem Hintergrund eines wolkenumrahmten Berges zu sehen.
    »Was soll das?«, herrschte Dirk Rastalocke an. »Das ist doch nur irgendeine Billig-CD, wahrscheinlich irgendwelches esoterisches Gedudel, das eine französische Supermarktkette neben Wurst und Haarshampoo verkauft.«
    »Nein«, warf Biermann ruhig ein. »Auf dieser CD ist Kinah zu hören. Und Sie werden ihre Stimme zweifellos erkennen.« Er machte eine kleine Pause, lange genug, um Dirk Gelegenheit zu geben, sich wieder zu setzen. »Aber Sie haben vollkommen recht, was die Produktion angeht. Würde nicht Ihre Frau diesen Songs Leben einhauchen, dann wären sie zweifellos Massenware, der kaum jemand Beachtung schenken würde. Doch so ist diese CD dabei, sich von einem Geheimtipp zu einem richtigen Verkaufsschlager zu mausern. Und das bereitet Kinah Probleme, denn jetzt droht ihr eine Popularität, die sie nicht gebrauchen kann.«
    Dirk schwieg. Er griff nach den anderen beiden CDs. Sie waren nach gleicher Machart produziert und von der gleichen Firma, mit ähnlich nichtssagenden Landschaftsmotiven auf dem Cover. Wenn Kinah tatsächlich an diesen Produktionen beteiligt war, dann hatte sie einen ganz anderen Weg eingeschlagen, als er vermutet hatte.
    »Im Prinzip müssen wir bloß das Tonstudio finden, in dem Ihre Frau diese Aufnahmen gemacht hat.« Biermann strich gedankenverloren über seine Narbe. »Dann müssten wir auch auf Ihre Frau stoßen.«
    »Sie haben es also noch nicht gefunden?«, fragte Dirk scharf. »Das kann doch nicht so schwer sein. Der Vertrieb dieser CDs muss doch wissen, wo sie produziert worden sind.«
    »Ganz so einfach ist das nicht mehr«, mischte sich Rastalocke ein. »Heute reicht für solides Mittelmaß ein bisschen Equipment, ein PC mit professioneller Musik-Software und ein einigermaßen schalldichter Raum. Es hat schon Hits gegeben, die in einem Wohnwagen produziert wurden.«
    »Schön für den Wohnwagen«, sagte Dirk. »Aber was ist mit dem Büro, das den Produktionsauftrag vergeben hat. Darüber muss man doch weiterkommen!«
    »Vielleicht.« Biermann ließ seine Hand sinken. »Und darum werden wir uns auch kümmern. Sobald Sie uns den Auftrag dazu erteilten.«
    Dirk biss sich auf die Unterlippe. Er hatte für einen Moment vergessen, wo er war. Die Polizei hatte vielleicht nicht viel unternommen, aber das zumindest, ohne vorher um Honorare zu feilschen. Hier galten jedoch andere Regeln, das durfte er nicht vergessen, sonst würde er Unsummen für irgendwelche Scheininformationen zahlen.
    »Die Sache mit meiner Frau habe ich eigentlich ganz gut verkraftet«, behauptete er, obwohl das eine glatte Lüge war. Aber womöglich verschaffte sie ihm im Augenblick einen strategischen Vorteil. »Soll sie machen, was sie will. Aber was ist mit meiner Tochter? Warum vermuten Sie, dass Sie über Kinah an sie herankommen?«
    »Das liegt doch auf der Hand, oder?«
    »Sie glauben, meine Frau hat Akuyi nachgeholt, nachdem sie sich ein neues

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