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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schlimmsten gerechnet, doch jetzt kam eine neue Dimension hinzu: die fast körperlich spürbare Gewissheit, dass sie alle die nächsten Stunden nicht überleben würden … wenn nicht ein Wunder geschah.
    Dirk durchquerte einen Bereich, der aufgrund einer Lücke in der Deckenbeleuchtung kaum erhellt wurde. Seine Schritte hallten unangenehm laut von den Wänden wider. Dunkle Schatten umgaben ihn und verwehrten ihm die Sicht auf das, was bestimmt mehr als nur einen Blick wert gewesen wäre.
    Die schwarzen Fensteröffnungen der Bauten zu seiner Rechten saugten das bisschen Licht, das auf sie fiel, regelrecht auf. Dennoch konnte Dirk erkennen, wie alt die gesamte Anlage sein musste. Fingerbreite Risse zogen sich quer durch die Betonwände, und schwarze Flecken mochten von Schimmelpilzbefall herrühren. Nur wenige Fenster waren unversehrt.
    Die Reihe der in den Fels eingelassenen Bauten war zweigeschossig, doch ein Stück voraus und zu seiner Linken sah Dirk auch deutlich höhere Bauwerke, deren glatte Fassaden sich irgendwo im Grau über ihm verloren. Hier hatte man eine richtige kleine Stadt errichtet. Möglicherweise war es ja schon damals um Massenvernichtungswaffen gegangen. An der Entwicklung von chemischen und biologischen Kampfstoffen oder auch Atomwaffen arbeitete man eben nicht gern vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Daher war es durchaus sinnvoll, eine derartige Forschungsanlage unter die Erde zu verlegen.
    Das Rumpeln und Quietschen der Torflügel verstummte mit einem Knall. Das Tor war geschlossen. Nun hörte Dirk auch wieder andere Geräusche: das Stampfen seiner eigenen Schritte, ein unregelmäßiges Tropfen und irgendwo hinter ihm ein Knacken und Knirschen. Doch vor allem ein seltsames Knistern erregte seine Aufmerksamkeit. Es schien von jenseits der Abzweigung zu kommen und klang im Grunde harmlos. Dirk konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendetwas mit dem Sturm zu tun hatte, und trotzdem empfand er es als unheimlich. Ihm gingen die Dämonen und Geister nicht aus dem Kopf, von denen Shimeru und Noah gesprochen hatten, und die damit verbundenen Gedanken und Gefühle trugen dazu bei, seine Angst noch zu schüren. Seine Schritte wurden immer unsicherer, seine Hände öffneten und schlossen sich wie im Krampf.
    Geister und Dämonen … Unter anderen Umständen hätte er laut gelacht. Nun hingegen jagte ihm jedes nicht sofort identifizierbare Geräusch einen Schauer über den Rücken, weil er es als Vorboten des Sturms betrachtete, der ihn erneut packen und endgültig vernichten wollte. Vielleicht gab es ja wirklich uralte, archaische Kräfte, die nur auf eine Gelegenheit lauerten, ihn und jeden anderen Menschen, dessen sie habhaft werden konnten, zu zerschmettern.
    Unmittelbar vor der Abzweigung wurde es noch dunkler. Zu dem Knistern gesellten sich weitere Laute, ein Summen und ein leise heulendes Geräusch, das fast wie das Stöhnen des Windes in einem Burgverlies klang. Dirk hielt unwillkürlich inne. Er wusste, dass er weitergehen musste, um zu erfahren, was ihn hinter der Abzweigung erwartete. Er wusste, dass er nichts unversucht lassen durfte, um Akuyi zu finden. Trotzdem blieb er unschlüssig stehen.
    Die Geräusche veränderten sich. Plötzlich ertönte ein lautstarkes Brummen und Quietschen, dann begann der Boden unter ihm zu vibrieren. Dirk zögerte nicht länger, wandte sich nach rechts und hastete zu dem nächstgelegenen zweistöckigen Bau. Er erreichte ein Fenster. Glasscherben knirschten unter seinen Füßen. Fieberhaft tastete er über den leeren Rahmen. Keine feststeckenden Scherben. Er stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und zog sich gleichzeitig hoch. Erst beim zweiten Anlauf gelang es ihm, das rechte Bein über den Rahmen zu schwingen.
    Dirk ahnte, was das anschwellende Quietschen und Dröhnen zu bedeuten hatte, weigerte sich jedoch, darüber nachzudenken. Das konnte einfach nicht sein, nicht hier in dieser verlassenen, unterirdischen Forschungsstation. Dennoch ging er wohl besser in Deckung, nur für alle Fälle.
    Er wollte vorsichtig auf der anderen Seite des Fensters hinabgleiten, rutschte jedoch viel zu schnell nach unten. Sein rechter Fuß traf auf etwas, das krachend umfiel, sein linker auf etwas, das unter seinem Gewicht nachgab und splitterte. Er verlor das Gleichgewicht und fing sich erst im letzten Augenblick wieder.
    Das Rumpeln und Quietschen kam näher. Dirk duckte sich unter das Fenster. Er hatte nicht vor, sich leichtsinnig einer Gefahr auszusetzen. Der Boden

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