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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unter seinen Schuhsohlen vibrierte immer stärker. Dann hörte das Zittern schlagartig auf. Auch das Quietschen verstummte. Kurz darauf ertönte ein kreischender Laut.
    Dirk hielt es keine Sekunde länger aus. Er hob vorsichtig den Kopf, um einen Blick nach draußen zu werfen.
    Und starrte auf ein Ungetüm von Panzer, das direkt vor seinem Fenster stand. Das dicke Geschützrohr schwenkte langsam in seine Richtung. Wer auch immer ihn entdeckt hatte, bot im wahrsten Sinne des Wortes schweres Geschütz auf.
    Noch bevor die Mündung auf ihn zielte, tauchte Dirk wieder ab. Seine Gedanken liefen Amok. Man hatte ihm einen Kampfpanzer auf den Hals geschickt – das war doch verrückt! Verrückt und wirkungsvoll. Es war vollkommen sinnlos, sich hier irgendwo zu verstecken. Der Panzer konnte den ganzen Bau zusammenschießen oder einfach dagegenfahren, beides käme auf dasselbe hinaus.
    Doch weder das eine noch das andere geschah. Stattdessen war ein Rasseln zu hören, und dann gab der Panzerfahrer Gas, aber nur so viel, dass sich das Geschützrohr durch das Fenster in den Raum schob. Mit jedem Zentimeter rutschte Dirk ein Stück tiefer. Ein scharfer Geruch stieg ihm in die Nase – der Inhalt des Kunststoffbehälters, der unter seinem Fuß zersplittert war, hatte sich auf dem Boden verteilt.
    Die Mauer vor ihm bebte, als das Kettenfahrzeug dagegenstieß. Dirks Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sein Kopf hing fast in der stinkenden Brühe, die womöglich Rückstände eines chemischen Kampfmittels enthielt und deren Dämpfe ihn schwindeln machten. Wenn der Panzer weiter gegen die Mauer drückte, würde sie bald nachgeben. Er musste hier raus, weg von der Mauer und dem rasselnden Ungetüm …
    »Come out!«, donnerte eine Stimme.
    Die Wand knirschte. Putz rieselte herunter, und ein fingerbreiter Riss bildete sich direkt vor Dirks Augen.
    Er wich ganz vorsichtig ein Stück zurück.
    Und erstarrte.
    Ein Geräusch drang an sein Ohr. Ein Tapsen, dann ein leises Keuchen. Einer oder mehrere der Männer, die der Panzer mitgebracht hatte, mussten sich von hinten an ihn angeschlichen haben. Wieso betrieben sie so viel Aufwand, um ihn zu erwischen – einen Mann, der nicht nur keinen Sinn fürs Kämpfen hatte, sondern auch völlig erschöpft und darüber hinaus unbewaffnet war?
    »Schnell«, flüsterte eine Stimme. »Es gibt eine Verbindungstür zum nächsten Haus.«
    Dirk fuhr überrascht herum. »Noah?!?«
    »Ja, natürlich«, gab Noah zurück. »Wen hast denn erwartet? Die Kavallerie?«
    »Wo kommst du auf einmal her?«
    »Ich habe dich hier rumschleichen sehen«, zischte Noah. »Aber ich war nicht schnell genug, um dich abzufangen, bevor dieses Ungetüm von Panzer auf dich zugerollt ist.«
    »Come out!«, rief die Stimme von draußen erneut »Immediately!«
    Dirk rückte langsam noch ein Stück vom Fenster weg. Noah hockte kaum drei Schritte von ihm entfernt, winkte ihm mit der Maschinenpistole zu und deutete dann seitlich hinter sich.
    Dirk nickte. Er begriff zwar, was Noah vorhatte, glaubte deswegen jedoch noch lange nicht, dass sie dem Panzer auf diese Weise entkommen würden.
    »Last chance!«, polterte eine andere, deutlich rauere Stimme als die erste. »Come out! But a little bit hurry!«
    Wenn nicht sein Sohn aufgetaucht wäre, hätte Dirk wohl kapituliert. Nun dachte er nicht mehr im Traum daran.
    Der Panzer ruckte weiter gegen die Mauer, in der sich prompt ein zweiter, breiterer Riss bildete. Noah sprang auf. Dirk wollte es ihm gleichtun, verharrte dann aber mitten in der Bewegung.
    Denn Noah lief nicht dahin, wohin er gedeutet hatte, sondern in die entgegengesetzte Richtung, direkt zum Fenster. Dabei patschte sein linker Fuß durch die ätzend riechende Flüssigkeit, sodass sie hochspritzte und ein paar Tropfen Dirks Gesicht trafen. Dann hatte Noah das Geschützrohr erreicht, zwängte sich daran vorbei und stützte sich auf das Fenstersims.
    »Hey!«, brüllte er. »Hört mit dem Unsinn auf!«
    Dirk vergaß zu atmen. Er wartete auf den Schuss, der kommen musste, um den Verrückten wegzublasen, der mit einer Maschinenpistole gegen einen Kampfpanzer antrat.
    »What are you guy doing here?«, antwortete die raue Stimme.
    Da fiel es Dirk wie Schuppen von den Augen. Er richtete sich auf. Wenn jemand dermaßen schlecht Englisch sprach, konnte es sich eigentlich nur um Karel handeln.
    »Wir sind immer noch auf der Suche nach Akuyi«, rief Noah und zupfte Dirk am Ärmel. »Kannst du mit dem Kerl reden? Ich kann Englisch

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