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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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murmelte Akuyi. »Ich hatte immer den Eindruck, die wollen mich nur als Geisel.«
    Dirk nickte. Ja, das passte. Im Gegensatz zu Ventura würde er sich zu allem Möglichen zwingen lassen, wenn jemand Akuyi als Druckmittel benutzte.
    Dirk hätte gerne so etwas wie Freude darüber empfunden, dass er seine Tochter wiederhatte. Aber das gelang ihm nicht, denn nun sorgte er sich nicht nur um Noah und Kinah, sondern auch um Akuyi.
    Was würden diese Männer mit ihr machen, wenn sie sie nicht länger als Geisel benötigten?
    »Und was tun wir jetzt?«, fragte Akuyi.
    Eine gute und berechtigte Frage. Auf die Dirk leider keine Antwort wusste.
    »Sucht jemand nach uns?«, fügte sie hinzu.
    Dirk starrte zu den beiden Hubschraubern hinüber. Zuerst hatte er geglaubt, sie gehörten zum selben Typ wie diejenigen, die die Lisunov verfolgt hatten. Doch jetzt sah er, dass er sich geirrt hatte. Sie waren größer, irgendwie kantiger und außerdem nicht schwarz, sondern eher dunkelblau.
    »Sucht uns jemand, Papa?«, setzte Akuyi nach. »Vielleicht die Polizei? Oder hast du jemanden gefunden, der dir hilft?«
    Oh ja, das hatte er. Biermann. Rastalocke. Janette. Drei Menschen, die auf grauenhafte Weise gestorben waren, weil sie ihn nach Marokko begleitet hatten …
    Dirk merkte gerade noch rechtzeitig, dass er sich in unsinnige, düstere Gedanken zu verstricken drohte. Wochenlang hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als Akuyi zu finden. Und jetzt, da er es trotz aller widrigen Umstände geschafft hatte, gab er einfach auf? Das durfte nicht sein. »Es wäre gut, wenn wir uns selbst befreien könnten«, sagte er heiser. »Kannst du dich einigermaßen bewegen?«
    »Ich fürchte, nein«, antwortete Akuyi. »Die haben mich mit Kabelbindern gefesselt. Die Dinger schneiden ein. Ich kann mich kaum rühren.«
    »Sehr gut«, murmelte Dirk.
    »Was?«, fragte Akuyi entsetzt. »Dass ich mich nicht rühren kann?«
    »Nein.« Dirk rutschte näher an sie heran. »Dass sie keine Handschellen benutzt haben. Kabelbinder sind aus Kunststoff. Die kriege ich auf. Bei Handschellen hätte ich keine Chance.«
    »Hast du denn ein Taschenmesser oder so etwas?«
    Dirk stutzte. Akuyi hatte ihn auf etwas aufmerksam gemacht. Er hatte die beiden Messer, die kurzfristig in seinem Besitz gewesen waren, schon längst nicht mehr. Aber wenn er sie vor seiner Gefangennahme noch gehabt hätte, dann würde er sie auch jetzt noch bei sich tragen, denn die beiden Männer hatten ihn nicht nach Waffen durchsucht. Warum nicht?
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hast du denn nichts dabei, mit dem du diese blöden Kabelbinder aufschneiden kannst?« Akuyis Stimme klang schrill. »Bitte! Irgendetwas musst du doch haben, das uns weiterhilft!«
    Dirk schüttelte erneut den Kopf. »Nichts. Nur diese … Ibeji. Eine von ihnen ist zerbrochen. Vielleicht kann ich eine der Schnittkanten benutzen, um damit den Kabelbinder zu zerschneiden.«
    »Ibeji?«, fragte Akuyi verzweifelt. »Was soll das denn sein?«
    »Figuren … Sinnbilder … Magische Seelendoubles«, murmelte Dirk.
    »Skulpschturen, die Mama geschaffen hat?«, flüsterte Akuyi. »Die hast du bei dir?«
    Kinahs Skulpturen … Akuyi hatte recht. Dirk war noch gar nicht auf den Gedanken gekommen. Ja, irgendwie standen die beiden Zwillingsfiguren mit all den Kunstwerken in Zusammenhang, die Kinah in München und später in Marokko geschaffen hatte. Und wenn vielleicht auch nur, weil sie aus dem gleichen Geist heraus gefertigt worden waren wie die Ibeji – aus einem Geist, der Gedanken und Sehnsüchte auf totes Material übertrug.
    »Nein, natürlich habe ich keine von Mamas Skulpturen bei mir. Sondern eine Art Abbild von dir und Noah.«
    Dirk versuchte verzweifelt, seine sich überschlagenden Gedanken in eine konstruktive Richtung zu zwingen. Shimeru war davon überzeugt gewesen, dass die Ibeji ihn zu Akuyi führen würden. Das zumindest hatte Noah behauptet. Und irgendwie hatten die kleinen, aus versteinerten Walfischknochen gefertigten Figuren dies auch getan. Wäre nicht das Gefühl gewesen, als krallte sich das eine – Akuyis –Seelendouble mit verheerender Kraft in seinen Oberschenkel, dann hätte er nicht im Gang verharrt und Noahs Angreifer sofort gesehen. Er wäre nicht an der Stelle gelandet, an der ihn die Bö erfasst und durch die Tür gedrückt hatte. Und die Männer hätten ihn vielleicht nicht geschnappt und zu Akuyi gebracht.
    »Es sind Zwillingsfiguren, die eine schwarz, die andere weiß. Dein Großvater Shimeru trug

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