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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie immer bei sich. Als Sinnbilder für dich und deinen Bruder.«
    Akuyi schnappte hörbar nach Luft. »Meinen … was?«
    »Deinen Bruder.« Dirk hätte abgewinkt, wenn er es gekonnt hätte. »Das spielt doch jetzt gar keine Rolle.«
    »Was soll keine Rolle spielen?«, kreischte Akuyi. Sie hüpfte ein Stück aus ihrer sitzenden Position hoch und plumpste dann wieder auf den Boden. »Was erzählst du denn da?«
    Die Frage war mehr als berechtigt. War er verrückt? Musste er Akuyi jetzt auch noch auftischen, dass sie vor sechzehn Jahren nicht alleine auf die Welt gekommen war?
    »Papa, du wirst mir jetzt sofort alles sagen, was du weißt!« Tränen schimmerten in ihren Augen. »Egal, was die mit uns machen: Ich muss wissen, wie du das mit meinem Bruder gemeint hast!«
    Dirk hätte einen Rückzieher gemacht, wenn er gekonnt hätte. So aber sackte er nur noch weiter in sich zusammen. »Es ist die Wahrheit«, sagte er hilflos. »Du hast einen Bruder. Und ich … ich habe alles getan, um euch zusammenzubringen. Aber ich … ich habe … versagt.«
    Akuyi starrte ihn fast hasserfüllt an. »Einen Bruder! Ich kann es nicht fassen! Wie alt ist er? Wie sieht er aus?«
    »Er ist so alt wie du.«
    Akuyi blinzelte. »Auch Sechzehn? Aber wie kann er …«
    »Er ist dein Zwillingsbruder«, unterbrach sie Dirk.
    »Was? Mein Zwillingsbruder?« Akuyi schüttelte hektisch den Kopf. »Das kann doch nicht sein! Ich bin ein Einzelkind. Es gibt keinen Zwillingsbruder!«
    »Doch, den gibt es«, sagte Dirk leise.
    Und er liegt nur durch eine Wand von uns getrennt im Sterben. Wenn er nicht schon tot ist.
    Akuyi schwieg lange, viel zu lange. Sie wirkte verwirrt. Dirk hätte etwas tun müssen, sich aufrappeln, einen Plan fassen. Aber er konnte nicht. Er war wie gelähmt.
    »Ein Zwillingsbruder …« Akuyi stieß einen zittrigen Seufzer aus. »Warum habt ihr mir nichts von ihm erzählt?«
    »Ich habe selbst nichts von ihm gewusst«, sagte Dirk, und noch bevor Akuyi ihn anfahren und ihm unterstellen konnte, dass das eine billige Lüge sei, fügte er hinzu: »Es ist alles fürchterlich kompliziert.«
    Und dann sprudelten die Worte und Halbsätze nur so aus ihm heraus, die ganze verrückte Geschichte von Akuyis und Noahs Geburt und von Shimeru, der ihm den Sohn und Akuyi den Bruder genommen hatte – einen Bruder, dessen Hautfarbe überhaupt nicht zu der Akuyis passte.
    »Und deswegen gibt es eine weiße und eine schwarze Figur«, endete er.
    »Ich verstehe das alles nicht«, murmelte Akuyi hilflos. »Wenn das wirklich wahr ist, und mein … mein Bruder und ich als Zwillinge eine besondere Macht haben … warum hat man uns dann direkt nach der Geburt getrennt?«
    Wie als Antwort zerriss eine Maschinenpistolensalve die Stille, die in den letzten Minuten in der Halle geherrscht hatte. Dirk zuckte zusammen und verharrte mitten in der Bewegung.
    Die Schüsse waren irgendwo draußen im Gang oder in der anderen Halle abgegeben worden. Und eine Reaktion blieb nicht aus, selbst wenn sie anders ausfiel, als er erwartet hätte.
    Dirk hörte das Kettenrasseln des Kampfpanzers, und zwar erstaunlich nah und deutlich. Kurz darauf erschütterte ein gewaltiger Schlag die Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Hangars, dann ein weiterer. Der Boden vibrierte nicht nur, er bebte geradezu. In die MP-Salven mischten sich Einzelschüsse und regelrechte Explosionen.
    Plötzlich übertönte ein ohrenbetäubendes Donnern das Knattern der automatischen Waffen, gefolgt von einem zweiten und dritten. Vom Klang her handelte es sich um mindestens zwei verschiedene Geschütze, vielleicht auch drei. Der Geräuschkulisse nach zu urteilen war eine erbitterte Schlacht entbrannt.
    Und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie sich in den Hangar verlagern würde.
    Dirk stieß einen leisen Fluch aus und rutschte schnell noch näher an Akuyi heran. Noah hatte sich über Kinah geworfen, um sie mit seinem Körper zu schützen. Nun war es an Dirk, ein Leben zu schützen. Das von Akuyi.
    »Leg dich flach auf den Boden!«, rief er. »Mach dich so klein wie möglich!«
    Auf der anderen Seite der Wand, im Gang und in der Halle, musste das reinste Chaos ausgebrochen sein. Die Schüsse und Salven waren kaum noch voneinander zu unterscheiden, und das Rumpeln des Stahlkolosses schien von überall und nirgends her zu kommen. Dirk hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte und ob Ventura auch nur in die Nähe des Thunderformers gelangt war. Aber er wusste, was er tun musste.
    Akuyi befolgte

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