Sturm: Roman (German Edition)
Wand geschleudert wurde.
Dirk ließ sich auf den Boden gleiten – keinen Augenblick zu früh, denn nun fauchte auch auf ihn eine Bö zu. Er machte sich so klein wie möglich, doch die Bö packte ihn, riss ihn hoch und knallte ihn ebenfalls gegen die Wand. Er sackte in sich zusammen. Bunte Lichtreflexe tanzten vor seinen Augen, aber er verlor nicht das Bewusstsein.
Irgendwo vor ihm begann erst eine und dann eine zweite Waffe loszuhämmern. Schreie und donnernde Schüsse hallten durch den Gang. Dirk versuchte, sich hochzustemmen. Die Sturmdämonen hatten von ihm abgelassen, aber er ahnte, dass sie sich sofort wieder auf ihn stürzen würden, wenn er versuchte, der Halle näher zu kommen.
Doch davon durfte er sich nicht abhalten lassen.
Er zog die Pistole aus dem Gürtel und robbte auf Noah und Kinah zu, die unter Beschuss geraten waren. Er musste ihnen helfen, musste sie rausholen.
Die Sturmdämonen ließen ihn gewähren. Sie umtosten ihn, sie zerrten an seinen Armen und Beinen, aber sie prügelten nicht mit Böen auf ihn ein. Dirk kroch so schnell wie möglich weiter. Trotzdem hatte er das Gefühl, kaum von der Stelle zu kommen. Kinah hatte sich auf den Boden gepresst, während Noah gerade das Gewehr beiseite warf und den Revolver hervorriss. Dirk beobachtete voller Grauen, wie sein Sohn von heftigen Windböen durchgeschüttelt wurde und verzweifelt Widerstand leistete. Noah kämpfte wie ein Löwe und versuchte, mit dem Revolver auf jemanden oder etwas zu zielen, das sich außerhalb von Dirks Sichtfeld befand. Immer wieder wurde ihm der Arm weggeschlagen, und mehr als einmal sah es so aus, als würde er die Waffe verlieren. Doch das ließ er nicht zu. Stattdessen umklammerte er mit der linken Hand sein rechtes Handgelenk und verstärkte damit seinen Waffenarm.
Dirk erreichte Jurij. Der alte Mann zitterte am ganzen Körper. Er hatte sich zusammengerollt und die Arme schützend über seinen Kopf gelegt, ein hilfloses Opfer des Sturms, der wie beiläufig auf ihn einschlug. Dirk kroch an ihm vorbei. Er hatte nur Augen für Noah.
Wieder war das Rattern einer automatischen Waffe zu hören, und irgendwo vor Kinah und Noah jagten Querschläger davon. Noah hatte es geschafft, sich zurück in Schussposition zu bringen. Nun zog er mehrmals hintereinander den Abzug des Revolvers durch. Dirk konnte nicht sehen, ob er getroffen hatte, doch er glaubte, einen Schrei zu hören.
Noah richtete sich ein Stück weit auf, zielte kurz und drückte dann erneut ab. Die Waffe entlud sich mit einem lauten Knall. Aber als er den Abzug nochmals betätigte, passierte nichts.
Der Revolver war leergeschossen. Dirk fiel ein, dass sich Noah noch vor kurzem über die fehlende Ersatzmunition beschwert hatte. Die einzige Waffe, die ihm jetzt weiterhelfen konnte, war die, die Dirk umklammert hielt. Ihm selbst nutzte sie ohnehin nicht viel, da er kein Ziel vor Augen hatte.
Dirk verdoppelte seine Anstrengungen. Tatsächlich schaffte er es, sich halbwegs aufzurappeln. Er rechnete damit, dass Böen ihn zurückschleudern würden, aber das Gegenteil war der Fall. Es war, als flöhe der Sturm vor ihm, als habe er eingesehen, dass er gegen seine Entschlossenheit nichts ausrichten konnte.
Der Panzer war mittlerweile ein gutes Stück in die Halle vorgestoßen und drehte nun mitten in dem ihn umtobenden Farbgewitter nach rechts ab. Er hatte bislang keinen einzigen Schuss abgegeben – bekam Ventura die alte 125-Millimeter-Kanone etwa nicht flott? Schwer bewaffnete Gestalten in schwarzen Kampfanzügen hetzten an dem Kettenfahrzeug vorbei und auf den Gang zu, und direkt am Halleneingang entdeckte Dirk mehrere Männer, die sich zu Boden geworfen hatten. Die Mündungen ihrer Waffen zielten in seine Richtung.
Der Panzer hätte lediglich zurücksetzen müssen, um sie zu vertreiben, außerdem waren auch Ventura und Karel schwer bewaffnet und damit durchaus in der Lage, in den Kampf einzugreifen. Doch es sah so aus, als wollten sich die beiden ausschließlich auf den Thunderformer konzentrieren und Kinah, Noah, Jurij und ihn ihrem Schicksal überlassen.
Das durfte er nicht zulassen. Dirk stieß sich endgültig ab, wollte voranstürmen und mit langen Sätzen auf seinen Sohn zueilen. Doch er kam nicht weit. Ein scharfer Schmerz fuhr durch seinen Oberschenkel, eine so heftige Feuerlohe, dass ihm augenblicklich schwarz vor Augen wurde und er in den Knien einknickte. Es war, als würden sich Dutzende scharfer Rattenzähne in sein Fleisch verbeißen. Aufstöhnend
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