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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fort.
    Dirk starrte fassungslos auf Lubaya, die sich mit so schweren Bewegungen in den Hubschrauber wuchtete, dass sich die Maschine ein Stück zur Seite neigte. »Wenn du daran herumfummelst, machst du es nur noch schlimmer.«
    Akuyi fuhr zu der Frau herum, deren gewaltiger Oberkörper nun schräg über dem Pilotensessel hing. »Das habe ich auch schon gesagt«, murmelte sie kraftlos.
    »Dann wollen wir mal sehen.« Lubaya schob Dirk mühelos zur Seite und rutschte noch ein Stück näher an Akuyi heran. »Ein Kratzer, mehr nicht«, murmelte sie. »Ich verspreche dir: Das gibt noch nicht einmal eine Narbe, wenn das vernünftig behandelt wird. So, und jetzt muss ich mich wieder um Noah kümmern.«
    Sie begann sich augenblicklich wieder zurückzuschieben.
    Dirk hockte in so verkrümmter Haltung schräg über den Instrumenten, dass er aus dem zerstörten Cockpitfenster herauszufallen drohte. Er merkte es kaum. »Noah?«, krächzte er.
    Lubaya nickte kummervoll. Eine scharfe Falte bildete sich auf ihrer Nasenwurzel. »Jan mussten wir leider im Panzer zurücklassen. Er hat es nicht geschafft. Aber Noah bringe ich durch, wenn wir ihn gleich in eine Klinik schaffen können. Das garantiere ich dir!«
    Dirk öffnete den Mund und schüttelte dann den Kopf. Noah lebte. Aber er war schwer verletzt. Aber wie konnte Lubaya nur glauben, ihn hier schnell genug ausfliegen zu können?
    »Ja, ich komme ja schon«, sagte Lubaya zu jemandem hinter ihr, und dann quetschte sie sich auch schon wieder rückwärts durch die Tür und machte jemand anderem Platz, einem alten Mann mit weißen Haaren und einem irren Funkeln in den Augen, das fast vergessen ließ, wie bleich und angestrengt sein Gesicht wirkte.
    »Na, das hätte ich mir ja denken können!«, stieß Jurij mit heiserer, kaum verständlicher Stimme hervor. »Wer außer meinem fleißigen Flugschüler sollte auch die Kiste vorgewärmt haben, die uns hier rausbringen wird?«
    Dirk schnappte noch immer nach Luft. Er schwenkte den Arm so weit wie möglich zur Seite, um sich irgendwo festzuhalten.
    »Achtung!«, warnte ihn Jurij. »Pass auf, dass du nicht noch mehr Unsinn anstellst und die Kiste einen kleinen Hüpfer gegen den Panzer machen lässt. Das könnte übel ausgehen.«
    Dirk sah nach oben und stützte sich an einem nackten Kunststoffstück ab, das fernab jeglicher Schalter und Hebel war. Hätte er das nicht getan, wäre er aus der Maschine gekippt, da war er sicher.
    Er starrte nach draußen. Der Panzer stand nicht weit vom Hubschrauber entfernt. Aus seiner Mitte stieg Rauch empor, und seine 125-Millimeter-Kanone ließ traurig den Kopf hängen. Neben ihm standen zwei Männer mit Maschinenpistolen, jeder auf einer Seite des gefällten Stahlkolosses. Es waren Karel und Ventura.
    Um sie herum, inmitten der Betontrümmer, lagen mehrere Tote, zum Teil übel zugerichtet und in schrecklich verdrehter Position. Dirk nahm dieses Bild des Grauens kaum wahr, genauso wenig wie Jurij, der sich auf dem Pilotensessel niedergelassen hatte und gerade murmelte: »Meine Güte! Wie viele Knöpfchen und Schalter so ein moderner Helikopter hat!«
    Dirks Blick fiel nach rechts, dorthin, wo der zweite Hubschrauber stand. Er sah aus, als sei er durch einen Meteoritenhagel geflogen. Unzählige Einschläge hatten nicht nur sein Cockpit verwüstet, sondern auch das Rotorblatt halb abgerissen. Offensichtlich hatte die neben ihnen stehende Maschine als Schutzschild fungiert, sodass sie selbst nur von einem einzigen Trümmerstück getroffen worden waren.
    Aber wo war Noah? Und wo Kinah?
    »Vorsicht«, sagte irgendjemand hinter ihm. »Wir dürfen ihn nicht zu heftig bewegen.«
    Da waren Noah und Kinah. Direkt hinter ihm. Ohne dass er es bemerkt hatte, hatten die beiden Frauen den schwer verletzten Noah bereits in den Ladebereich des Hubschraubers getragen.
    »Hock dich neben den Kopilotensessel und halt dich gut fest«, sagte Jurij, als Dirk herumfuhr, um nach hinten zu starren. »Mit so etwas hast du ja mittlerweile schon genug Erfahrung, nicht wahr?«
    Dirk sah gerade noch, wie Kinah aus der Hocke nach oben kam und in seine Richtung sah. Dann verlor er endgültig den Halt …
    »Papa!«, schrie Akuyi.
    … und kippte rücklings aus dem Hubschrauber hinaus.

EPILOG
    Dirk rührte langsam und fast bedächtig den Kaffee um, und das, obwohl er weder Zucker noch Milch genommen hatte. Während er früher immer eine halbe Zuckerpackung in seinem Kaffee versenkt hatte, begnügte er sich mittlerweile damit, den Kaffee

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