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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Geschützmündung zielte, Risse bekam und sich dann nach innen zu wölben begann. Der Kampfpanzer drückte mit Titanenwucht dagegen, nahm wieder Anlauf und krachte erneut mit voller Wucht gegen die Wand. Betonbrocken wurden weggesprengt, fielen auf den Boden und zerbarsten. Ein dunkelgrünes Ungetüm schälte sich aus den aufgewirbelten Staubmassen.
    Die ganze Wand wankte, als der Panzer sie erneut rammte, und jetzt waren es nicht nur einzelne Betonbrocken, die hinabstürzten, sondern großflächige Wandstücke.
    Dirk beobachtete die Szene mit einer Mischung aus fassungslosem Entsetzen und Faszination. Der Koloss schob sich weiter rückwärts, von Staub und Dreck überzogen wie von einer Puderschicht und übersät mit Trümmerstücken verschiedenster Form und Größe, ganz zu schweigen von dem Loch unterhalb des Führerstandes, das aussah, als sei er dort von einer Granate getroffen worden. Die Männer, die das Geschütz in Stellung gebracht hatten, richteten es in aller Hast auf das Kettenfahrzeug aus.
    Falls Karel die Gefahr überhaupt wahrnahm, dann ignorierte er sie. Er ließ den Panzer nicht herumschwenken, er bremste ihn im Gegenteil sogar ab, als habe er vor, seinen Feinden ein besonders gutes Ziel zu bieten. Dirk verstand nicht, was das sollte. Wenn Karel den Kampfpanzer nicht rechtzeitig wendete und Ventura mit der Bordkanone das Geschütz ausschaltete, konnte das übel ausgehen.
    Dirk fuhr im Pilotensessel hoch und schrie: »Karel! Vorsicht!«
    Es war ein vollkommen sinnloser Schrei, allenfalls dazu angetan, seine Feinde auf sich aufmerksam zu machen. Doch kein einziger Blick richtete sich auf ihn. Die Männer, die nicht mit der Bedienung des Geschützes zu tun hatten, hatten sich zu Boden geworfen und richteten ihre Maschinenpistolen nun auf das stählerne Ungetüm, dessen fürchterlichste Waffe vielleicht noch nicht einmal die 125-Millimeter-Kanone war, sondern die Ketten, mit denen es Mensch und Material zermalmen konnte.
    Einzig der Mann in dem weißen Kittel sprang zurück, auf die Tür zu. Er wollte offensichtlich fliehen, bevor der Feuerzauber so richtig losging. Er schaffte es nicht mehr.
    Panzer und Geschütz schossen fast zeitgleich, und nahezu in die gleiche Richtung. Zweimal künstlich erzeugter Blitz und Donner, beides fast gleich laut und doch von gänzlich anderer akustischer Beschaffenheit, das eine wuchtig wie ein Schiffsgeschütz, das andere hell wie eine Flugabwehrkanone, beides wie geschaffen, Trommelfelle zum Zerreißen zu bringen, und gefolgt von einem Nachhall, der für sich schon taub machen konnte. Dirk erkannte aus seiner Position heraus nicht, worauf Ventura geschossen und ob er getroffen hatte, dafür sah er umso deutlicher, dass die gegnerische Geschützmannschaft erfolgreich war. Der Panzer machte einen kleinen Hüpfer nach vorne, nicht aus eigener Kraft, sondern von der Wucht eines Treffers mitgerissen, der knapp unterhalb des Geschützturms eingeschlagen war. Die Schwarzuniformierten hatten gut gezielt und eine der empfindlichsten Stellen des Stahlkolosses getroffen. Der Geschützturm kippte leicht nach vorne und wackelte wie ein losgeschlagener Zahn.
    Die Schwarzuniformierten beeilten sich, zu einem zweiten Schuss zu kommen. Karel war schneller. Der Panzer ruckte mit einer Urgewalt an, die ihm Dirk nicht zugetraut hätte. Er drehte über die rechte Kette ab und schob sich gleichzeitig nach hinten, in Richtung zweier Männer, die hastig aufsprangen und um ihr Leben rannten.
    Die Geschützmannschaft wich nicht, sie versuchte, die Lafette schnell genug nachzuführen. Fast hätte sie es geschafft. Doch bevor die Mündung des Geschützes wieder in Richtung des jetzt für sie bedrohlich nahen Panzers zeigte, ertönte ein Knall, beinahe lauter als der des Geschützdonners und gefolgt von einem Gewitter kleinerer Explosionen, das klang, als würde eine Feuerwerksfabrik in die Luft fliegen. Dann barst die Wand, durch die der Panzer gebrochen war, als wäre nicht nur einer, sondern eine ganze Panzerstaffel mit voller Geschwindigkeit gegen sie gefahren. Das, was bislang noch stehen geblieben war, schoss explosionsartig davon, einzelne Brocken mit solcher Wucht, dass sie die gegenüberliegende Wand trafen und auch dort Beton zum Abplatzen brachten. Andere Wandstücke droschen auf den Panzer ein.
    Am schlimmsten aber wüteten diejenigen, die auf dem Boden einschlugen. Gleich zwei von ihnen erwischten die Lafette, auf der das Geschütz montiert war. Das Geschütz kippte nach oben und

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