Sturm über der Wüste
sofort!“
Verdutzt sah Keegan zu ihr hoch und bekam prompt einen weiteren Schlag ab, diesmal gegen das Kinn.
„Du wirst auf den Hochzeitsfotos absolut schrecklich aussehen!“, rief Molly.
Da begann Keegan mit einem Mal zu lachen. Er kniete im Dreck, mit aufgeplatzter Unterlippe und blutend und lachte.
Rance stützte sich auf die Ellbogen und sah sich verblüfft und ein wenig misstrauisch um, als befürchtete er, in eine Falle gelockt zu werden. Jesse hingegen warf den Kopf in den Nacken und stimmte in das schallende Gelächter ein.
Als er aufstehen wollte, stellte Cheyenne einen Fuß auf seine Brust und drückte ihn wieder zu Boden. Daraufhin sah er seine Frau so konsterniert an, dass Keegan und Rance vor Entzücken brüllten.
Cheyenne allerdings wirkte nicht sonderlich belustigt. „Du kannst hier liegen bleiben, du verdammter Idiot. Und zwar so lange, bis die Hölle zufriert!“
Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürmte davon.
Jesse rappelte sich auf. „Cheyenne, warte …“
„Jetzt hat er ein Problem“, rief Rance mit süffisantem Grinsen.
„Als ob du keines hättest“, rief Emma wütend. „Ich fahre jetzt zurück in meinen Laden, Rance McKettrick, wo deine Töchter auf mich warten. Wenn du noch einen Funken Verstand besitzt, hältst du dich so lange von mir fern, bis dir eine überzeugende Entschuldigung eingefallen ist!“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab.
Eine Autotür knallte. Ein Motor heulte. Molly lief um den Stall und sah, wie Cheyenne und Molly in ihren Autos davonbrausten. Rance und Jesse berieten sich kurz, dann stieg jeder in seinen Truck und fuhr davon.
Und Molly lief zu Keegan zurück, der noch immer nach Luft rang. Mit dem Handrücken berührte er seine aufgeschlitzte Lippe, dann betrachtete er stirnrunzelnd das Blut auf seinen Knöcheln. Sein linkes Auge schwoll allmählich zu, und aus einem kleinen Schnitt auf der Stirn tropfte Blut.
„Du wirst tatsächlich schrecklich auf den Hochzeitsfotos aussehen. Lass uns reingehen und dich verarzten.“
„Ich komm gut allein zurecht.“
„Oh, ja, das habe ich gesehen.“ Sie hakte ihn unter und zog ihn zum Haus. „Du solltest dich schämen. Ein erwachsener Mann, Himmel noch mal. Stell dir vor, Devon hätte gesehen, wie du dich prügelst.“
Im Haus drückte sie ihn auf einen Stuhl, tränkte einige Papiertücher mit Wasser und reichte sie ihm.
„Drück dir das gegen die Lippe, Blödmann“, sagte sie. „Ich hole Eis.“
„Hast du mich gerade Blödmann genannt?“
Nur Sekunden später presste Molly einen mit Eiswürfeln gefüllten Plastikbeutel an Keegans Mund. Er zuckte zusammen.
„Tut das etwa weh?“, fragte Molly mit süßlicher Stimme.
„Ja“, nuschelte er.
„Gut.“ Sie begann, mit einem feuchten Tuch energisch sein Gesicht zu säubern.
„Ich muss dir etwas sagen“, begann Keegan.
„Ich bin nicht in der Stimmung, mich mit dir im Stall im Stroh zu wälzen, falls es darum geht.“
„Es geht um unsere Hochzeit.“
Sie trat einen Schritt zurück, und ihr Herz raste. „Machst du einen Rückzieher?“
„Nein. Aber du vielleicht, sobald du gehört hast, was ich zu sagen habe.“
„Ich möchte Lucas aufziehen. Dafür muss ich dich heiraten. Du könntest jetzt gestehen, dass du ein Bankräuber bist, selbst das würde nichts ändern.“
Mit traurigen Augen lächelte er sie an. „Psyche hat uns reingelegt, Molly. Sie hat Sierra und Travis niemals gebeten, Lucas zu adoptieren.“
„Sie würde mir Lucas einfach so überlassen?“
Keegan musterte sie. Die Haut um sein rechtes Auge verfärbte sich langsam grün und lila. „Ja. Ich soll mich aber nach wie vor um den Nachlass kümmern. Du wirst mich also nicht ganz los.“
„Aber dann könntest du Lucas nicht adoptieren und ihn zu einem McKettrick machen.“
Er nickte.
Kraftlos sank Molly auf die Bank. „Wann hast du das herausgefunden?“
„Gestern.“
„Und du erzählst es mir erst jetzt?“
„Ich hätte es beinahe nicht getan. Ich möchte Lucas fast genauso gern adoptieren wie du.“
Über diesen Satz dachte sie eine Weile nach.
Keegan nahm ihre Hand. „Wofür entscheidest du dich, Molly? Machst du jetzt einen Rückzieher? Oder möchtest du, dass Lucas mich als Vater bekommt?“
Bis zu der Nacht mit Keegan hätte Molly seine Frage ohne nachzudenken beantworten können. Natürlich hätte sie einen Rückzieher gemacht. Und nein, auf keinen Fall hätte sie sich Keegan McKettrick als Vater ihres Sohnes gewünscht.
So einfach wäre es
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