Sturm über der Wüste
fröhlich. „Und sie gehört dir ganz allein.“
9. KAPITEL
„Devon.“ Keegan wunderte sich, dass der Telefonhörer nicht zersplitterte, so heftig, wie er ihn umklammert hielt. „Geh nach oben. Und zwar sofort .“
Am liebsten hätte sie protestiert, das sah er. Trotzig stampfte sie die Treppe hinauf. Keegan sprach kein Wort, bis er oben die Tür knallen hörte.
„Du Miststück“, rief er dann in den Hörer.
„Komm schon, Keeg“, schnurrte sie. „Du bist ein sehr reicher Mann, und wenn McKettrickCo erst einmal an die Börse geht, wirst du sogar noch reicher. Du kannst locker auf zehn Millionen Dollar verzichten.“
„Es geht nicht ums Geld“, sagte Keegan tonlos und so leise wie möglich, weil er befürchtete, dass Devon heimlich ihre Tür wieder geöffnet haben könnte, um zurück zur Treppe zu schleichen. Oder dass sie einfach oben am Telefon mithörte. „Verdammt, Shelley, du weißt, dass es nicht ums Geld geht. Wie kannst du nur …“
„Ich kann Devon jederzeit nach Paris holen, wenn dir das lieber ist“, bemerkte Shelley milde. „Sie ins Internat stecken. Oder wir regeln die Angelegenheit jetzt sofort. Immerhin ist Devon nicht deine …“
„Shelley“, unterbrach Keegan sie. „Nicht. Sag jetzt nicht, dass Devon nicht meine Tochter ist.“
„Dann kann ich davon ausgehen, bald von Travis Reid zu hören?“
„Davon kannst du ausgehen“, antwortete er kalt. Plötzlich hörte er ein merkwürdiges, hohles Geräusch und wusste, dass Devon das Gespräch mithörte.
„Gut“, lachte Shelley. „Oh, und gratuliere, Keeg. Zur Hochzeit … Lass Travis die Dokumente per Eilboten schicken, ja? Ich bin wirklich scharf auf dieses Apartment.“
Weil Keegan es nicht länger ertrug, legte er einfach auf, um Shelley endlich zum Schweigen zu bringen. Und dann stand er einfach da, ihm war speiübel.
Devon schlich die Treppe hinunter und sah ihn schuldbewusst an. „Ich habe dir doch gesagt, dass sie mich für genug Geld verkaufen würde.“
„Wenn du jemals wieder eines meiner Telefongespräche belauscht, Herzchen, bekommst du erstmals in deinem Leben eine Tracht Prügel.“
„Du bluffst doch nur.“
„Probier’s ruhig aus.“
„Reg dich nicht auf, Dad. Du bist doch nur sauer auf Mom. Aber vergiss nicht – ich hab dir gleich gesagt, dass so was passieren würde.“
Dem konnte er schlecht widersprechen. Andererseits wunderte er sich, dass sie kein Problem damit zu haben schien, wie ein Rassepferd verkauft zu werden. Sie brauchte professionelle Hilfe, um mit allem zurechtzukommen – und er wahrscheinlich auch.
„Wenn du bei mir bleibst, gibt es gewisse Regeln, die du einhalten musst. Erstens werden meine Telefonate nicht belauscht. Verstanden?“
Devon errötete und setzte sich. „Verstanden.“
„Bin ich dir denn zehn Millionen Dollar wert?“, fragte sie nach langem Schweigen.
Keegan schenkte sich eine Tasse lauwarmen Kaffee ein und setzte sich neben sie. „Ich würde für dich sterben, Dev. Wie viel ist das wert?“
„Zum Beispiel bei einem Feuer: Würdest du dich da auf jeden Fall in die Flammen stürzen, um mich zu retten, egal, wie gefährlich es ist?“
„Auf jeden Fall.“
„Und wenn ein Axtmörder käme und …“
„Dev? Noch eine Regel. Keine Horrorfilme mehr.“
Den nächsten Morgen verbrachte Keegan im Büro. Alle um ihn herum arbeiteten, als ob nichts geschehen wäre. Und im Grunde stimmte das für die Angestellten auch. Der künftige Vorstandschef hatte angekündigt, dass es keinen Personalabbau geben würde. Als Travis in der Tür erschien, verstaute er gerade seine letzten Sachen in einem Karton.
„Genau dich wollte ich sprechen – wegen Shelley“, sagte Keegan.
„Shelley“, wiederholte Travis.
„Sie will zehn Millionen Dollar.“
Bei der Summe atmete Travis lautstark aus. „Klar, will sie die. Typisch Shelley.“
„Und ich will, dass du einen Vertrag aufsetzt. Ich bekomme das alleinige Sorgerecht für Devon, Shelley bekommt zehn Millionen Dollar. Keine Besuche, es sei denn, Devon besteht darauf. Keine Unterhaltszahlungen mehr.“
„Ist das dein Ernst?“
„Mein voller Ernst. Bitte mach die Papiere schnell fertig, Trav. Ich will nicht, dass Shelley es sich doch noch anders überlegt.“
„Zehn Millionen Dollar.“ Travis pfiff leise durch die Zähne. „Und ich dachte, Jesse sei aufs Kreuz gelegt worden.“
„Ich möchte meine Tochter bei mir haben“, erwiderte Keegan.
Bevor er weitersprach, sah Travis zur Tür, wahrscheinlich um
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