Sturm ueber Hatton Manor
Investitionen verloren, nachdem er in den Ruhestand gegangen war. Und so war er, Nash, in den letzten Jahren vor seinem Tod für seinen Lebensunterhalt aufgekommen, genauso wie …
Nash erstarrte, als er Roberts Wagen die Auffahrt hochkommen sah.
Nachdem Robert seinen Wagen in der Auffahrt gestoppt hatte, wollte Faith aussteigen. Der Abend hatte sich länger hingezogen, als sie erwartet hatte, und nun war es fast Mitternacht.
“Ich bringe dich zur Tür”, erklärte Robert und öffnete seine Tür.
Was er ihr erzählt hatte, beschäftigte sie sehr, und daher war sie bedrückt, als sie zum Haus ging.
“Nicht so schnell”, protestierte er und eilte ihr nach. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, nahm er ihre Hand.
“Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange, Faith, aber ich habe das Gefühl, dass du ein ganz besonderer Mensch bist”, meinte er leise und wiederholte dann sanft: “Ein ganz besonderer Mensch.”
Faith spürte instinktiv, dass er sie küssen würde, und schloss die Augen, als er zärtlich mit den Lippen über ihre strich. Ja, so musste ein Kuss sein – liebevoll und zärtlich. Also, warum spürte sie dann nichts anderes als die Berührung? Warum empfand sie nicht dieselben berauschenden Gefühle wie bei Nashs Kuss? Schuldbewusst verharrte sie noch einen Moment so, bevor sie sich vorsichtig von Robert löste.
“War das zu früh?”, erkundigte er sich zerknirscht, und sie war froh, dass es dunkel war und er daher nicht merkte, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte.
“Zerbrich dir nicht den Kopf über das, was ich dir heute Abend erzählt habe”, riet er, während er ihr die Tür öffnete und einen Schritt zur Seite trat, damit sie hineingehen konnte.
Wie soll ich mir nicht den Kopf zerbrechen?, fragte sich Faith, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie hatte einmal ein Buch gelesen, in dem stand, dass Menschen immer wieder mit denselben Problemen konfrontiert wurden, bis sie einen Weg fanden, sich damit auseinanderzusetzen.
Mit fünfzehn war sie weder reif noch stark genug gewesen, um sich mit den Problemen auseinandersetzen zu können, vor die Nash sie stellte, und jetzt … was wollte das Schicksal von ihr, dass es sie zwang, zu ihm zu gehen und ihn um Nachsicht zu bitten? Sie wusste, dass sie der Aufgabe, mit der Robert sie betraut hatte, mehr als gewachsen war. Sie sah die Gesichter der Kinder und deren Eltern, die in Hatton eintrafen, sogar bereits vor sich.
Philip hatte eine ebenso privilegierte wie einsame Kindheit verbracht, und ihr war klar, wie viel es ihm bedeutet hätte, zu wissen, dass Kinder dieses Haus,
sein
Haus, mit Leben erfüllten und sich daran erfreuten. Die Erfüllung seiner Wünsche ist das Wichtigste, wie sie sich energisch sagte.
“Na, träumst du von deinem Lover?”
Faith zuckte zusammen, als Nashs Stimme durch die vom Mondlicht erleuchtete Halle an ihr Ohr drang. “Robert ist nicht mein Lover”, entgegnete sie spontan.
Nash mied ihren Blick, als er zur Tür ging, um diese abzuschließen. Als er am Fenster des Arbeitszimmers vorbeigekommen war, hatte er unfreiwillig beobachtet, wie Faith und Robert sich küssten. Für ihn gab es keinen Zweifel daran, welche Rolle Robert in ihrem Leben – und in ihrem Bett – spielen wollte, und sie hatte sich nicht gegen seinen Kuss gewehrt.
Als sie hörte, wie Nash die Tür abschloss, atmete Faith tief durch. Es hatte keinen Sinn, das, was sie vorhatte, hinauszuschieben und die halbe Nacht wach zu liegen und sich den Kopf zu zerbrechen, wenn er da war. Bevor sie wieder den Mut verlor, sagte sie schnell: “Ich würde gern etwas mit dir besprechen, wenn du Zeit hast, Nash.”
Ihr leicht nervöser, fast versöhnlicher Tonfall stand in so krassem Widerspruch zu ihrem bisherigen feindseligen Verhalten, dass Nash sofort misstrauisch wurde.
“Es ist schon spät”, erwiderte er daher. “Und ich habe eine Stunde auf dich gewartet, damit ich hinter dir abschließen kann. Kann das nicht bis morgen warten?”
Normalerweise hätte eine solche Reaktion – vor allem von Nash – sie sofort entmutigt. An diesem Abend war sie allerdings so nervös und angespannt, dass Faith nicht zögern wollte.
“Nein. Ich muss unbedingt jetzt mit dir reden”, beharrte sie.
Nachdem er einen Moment gezögert und dann die Stirn gerunzelt hatte, ging er zu Philips Arbeitszimmer und öffnete die Tür.
“Nein, nicht da”, erklärte sie schnell.
“Wo denn dann?”, erkundigte er sich. “Etwa in
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