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Sturm über Tatooine

Sturm über Tatooine

Titel: Sturm über Tatooine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Gattungen, die genau wie ich ihren jeweiligen Geschäften nachgehen. Auf der einen Seite mein Beruf, auf der anderen Urlaub, Freizeit, die Gelegenheit, auf Jagd zu gehen. Das Blutgefäß zu finden, das meinem Gaumen am besten mundet. Nennen Sie mich ruhig einen Gourmet, wenn Sie wollen; ich sehe keinen Grund, Arbeit und Vergnügen nicht zu verbinden. Wird der Auftrag mit Freude erledigt, freut sich auch der Auftraggeber.
    Ich habe Zeit. Ich habe Geld. Ich bin, um offen zu sein, steinreich, obwohl ich normalerweise nicht darüber spreche, Kredits sind ein schrecklich vulgäres Thema. Wenn Sie es sich nicht leisten können, mich zu engagieren, werden Sie nicht einmal erfahren, daß ich existiere.
    Nur ein Auftraggeber, mein erster, beschwerte sich über mein Honorar. Er war ein dummer Mann mit wenig Phantasie… ich trank seine Suppe, aber sie befriedigte mich nicht. Die Wesen, die mich engagieren, sind gewöhnlich selbst Feiglinge, unfähig, irgend etwas anderes als Machtlüsternheit und Geldgier zu empfinden, und ihre Suppe ist dünn. Aber er erfüllte seinen Zweck, dieser Tod; seitdem hat sich niemand mehr beschwert.
    Loyalität ist wie Glück nicht käuflich, nur für eine begrenzte Zeitspanne als Leihgabe erhältlich, und in dieser Zeit diene ich sowohl mir als auch den anderen, indem ich ihre ehrgeizigen Pläne unterstütze oder ihre lächerlichen Auseinandersetzungen beende. Alles in allem ist es ein für alle Seiten befriedigendes Arrangement: Meine Auftraggeber genießen das Privileg, daß ein bestimmter »Störenfried« nicht länger stören wird, ich trinke die Suppe der besiegten Feinde, und meine Auftraggeber bezahlen mich obendrein dafür.
    Aber was diese Wesen nicht begreifen, ist die Tatsache, daß meine Loyalität nicht ihnen, sondern nur der Suppe gilt.
    Andere Anzati binden sich an kleine Leben, an ein Leben, das ganz auf die Jagd konzentriert ist. Aber es gibt noch mehr, so viel mehr: Man muß nur genug Phantasie haben, um zu erkennen, was dort draußen alles auf einen wartet, und einen Weg finden, es sich zu nehmen.
    Sollen sie sich doch selbst Fesseln anlegen. Sollen sie doch ihre kleinen Leben leben und aus unwürdigen Gefäßen Suppe trinken. Ich nehme dafür die besten. Solche Suppen sind beschwingender, weitaus berauschender – und deshalb wirkungsvoller – als der Durchschnitt, mit dem sich andere Anzati zufriedengeben.
    Und außerdem werde ich dafür bezahlt, das zu tun, was ich tun muß.
    Ja. Oh, ja. Die beste aller Welten.
     
    Es sind immer die Raumhäfen, immer die Bars. Man sollte eigentlich annehmen, daß die Stundenhotels demselben Zweck dienen, aber dort werden ganz andere Geschäfte gemacht, die von Natur aus zeitlich begrenzt und ohne Risiko sind, abgesehen von dem Risiko, das mit der Wahl des Partners und – vielleicht – der Mechanik der körperlichen Betätigung einhergeht. In Bars wird getrunken, wird gespielt, wird gehandelt. Die einen gehen nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluß in die nächste Bar, um sich dort mit Wein, Weib und Gewürz zu vergnügen, die anderen suchen Arbeit. Raumpiraten, Blockadebrecher, Kopfgeldjäger, sogar eine Handvoll Rebellen. Das Imperium hat die letzteren aus derartigen Lokalen vertrieben und gutherzige, unschuldige Wesen in Seelen verwandelt, so verzweifelt wie alle anderen, aber mit einer Vision so rein und brennend wie die Doppelsonne über Tatooine, unbeeindruckt von der harten Realität des Lebens.
    Wenn jemand fest genug glaubt, wenn die Überzeugung absolut ist, dann kümmern ihn die Risiken nicht. Seine Suppe ist sehr süß.
    Der Sand ist überall. Er ist ein eigenständiges Wesen, verschämt und aufdringlich zugleich. Er schleicht sich in Stiefel, schleicht sich in Stoff, schleicht sich sogar in die Falten des Fleisches. Er bringt selbst einen Anzati dazu, Erleichterung zu suchen, und deshalb fliehe ich vor der Hitze der Doppelsonne und gehe in die Bar. An der Tür bleibe ich stehen – erinnere mich an einen Tag vor vielen Jahren, an einen aufgequollenen, nachtragenden Hutt – und schließe die Augen, um mich schneller an das trübe, ockergelbe Licht zu gewöhnen, dick und ranzig wie Banthabutter.
    Es ist müßig, darauf zu hoffen, daß der Barbesitzer mehr Lampen anbringt oder seinen Queblux-Stromgenerator überholen läßt, dessen hervorstechendste Eigenschaften eine lächerliche Leistungsschwäche und ein tiefes, fast unhörbares Brummen sind. Aber Reparaturen widersprechen Chalmuns Natur, die von Mißtrauen bestimmt ist.

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