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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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weiter Ferne ein dunklerer Streifen zu erkennen. - Die Küste von Bru, dem Goldland, wie der Kapitän erzählt hatte.
    Dem Schiff drohte keine Gefahr. Teri konnte es sich leisten, ein wenig zu träumen: - Ein Kind bekommen, was für ein Gedanke! Ihr Blick fiel auf das Deck, auf dem die Männer sich mit allen möglichen Arbeiten beschäftigten.
    Da war auch Gerit. Gerit war so ein feiner Kerl. Kein Wunder, dass Tana ihn mochte. Prüfend sah Teri Gerit an, der aus lauter Langeweile den Matrosen bei der Arbeit half. Dann entschied sie sich: - Nein! Sie war sich ziemlich sicher, dass sie kein Kind von ihm wollte!

    Es ging etwas vor mit Teri. Je länger die Fahrt dauerte, umso mehr veränderte sie sich. War sie zu Beginn der Reise lustig auf dem ganzen Schiff herumgeturnt und hatte mit den Matrosen herumgealbert, war sie nun eher in sich gekehrt, geistesabwesend und manchmal sogar ein wenig mürrisch.
    Ein Kind bekommen. Ein eigenes Kind. Was für ein seltsamer Gedanke! Träumend saß Teri auf dem Dach der Kabine und ließ sich den warmen Wind durch die Haare wehen.
    Ein Kind haben können, das war ein Gedanke, mit dem man sich erst einmal abfinden mußte.
    Teri schloß die Augen und überlegte: War Kinderkriegen schön?
    Moid, eine ältere Spielgefährtin Teris, hatte sich mit zwölf Jahren verlobt und war bald darauf Mutter geworden. Sie lebte jetzt bei ihrem Mann im Felsen der Kupferschmiede und hatte ziemlich zugenommen. Die Wohnung hatte sie kaum noch verlassen, und bei Teris Abreise war sie auch schon wieder schwanger gewesen. Teri hatte auch nicht mehr richtig mit ihr reden können, seit sie sie ein `fettes Erdhörnchen, das kaum noch in seinen Bau paßt' genannt hatte. - So wollte sie auf keinen Fall werden!
    Trotzdem war es nicht zu leugnen, dass mit ihrem Körper etwas vorging. Phasen der Appetitlosigkeit wechselten sich mit Anfällen ungeheurer Eßlust ab. Teri merkte an ihren Kleidern, dass sie nicht nur wuchs, sondern auch zunahm. Oft legte sie prüfend Daumen und Zeigefinger beider Hände um einen Oberschenkel und mußte feststellen, dass die Fingerspitzen sich nur noch mit Mühe zusammenbringen ließen.
    "Oh, ihr Götter, bin ich fett!", stöhnte sie bei solchen Gelegenheiten manchmal auf und versuchte dann bei der nächsten Mahlzeit ihren Appetit ein wenig zu zügeln. - Wenn sie nämlich weiter alles in sich hineinschlang und immer mehr zunahm, dann würde sie bei ihrer Rückkehr nach Thedra fett sein wie eine Schnecke - und aus wäre es mit dem Traum vom Leben als Scharfrau.
    Auch zeigte sich nun ein leichter Haarflaum an ihrem Körper, wo vorher keiner gewesen war. - Nun gut, damit konnte man leben. - Aber ihre Brüste machten ihr Sorgen!
    Vor einigen Monaten schon hatte sie ein unangenehmes Ziehen unter ihrer Haut gespürt und das Gewebe über den Rippen war äußerst druckempfindlich geworden. Seitdem wuchsen dort zwei kleine, spitze Hügel, die sich aber zusehends gerundet und an Umfang zugenommen hatten. Schon jetzt waren sie kaum noch zu übersehen, wie ihr die Blicke der jüngeren Matrosen verrieten.
    Teri hatte versucht, sich mit ihren Brüsten anzufreunden, hatte stumme Zwiesprache mit ihnen gehalten, hatte sie überzeugen wollen, dass es sinnlos sei, so groß zu werden, aber es war umsonst. - Noch bevor die `Sesiol' in Tigan anlegte, bot Teri das Erscheinungsbild einer jungen, ungemein attraktiven, wenn auch noch sehr kindlichen Frau.

KAPITEL 9 - LLAUKS LÄUTERUNG

    Würden die Menschen aus Fehlern lernen, wie wollten sie je in Not kommen?

    Als die `Große Geliebte' in sanftem Bogen Kurs auf die Einfahrt des Hafens von Thedra nahm, war noch derselbe Llauk an Bord, der hier vor kaum drei Monaten eine Passage für sich und seine Stoffballen gesucht hatte. Llauk war durch die Hölle gegangen. Aber er hatte nichts gelernt.
    Sed eb Rea, der Kapitän, den er mit seinem Dolch so heimtückisch angegriffen hatte, war es nicht müde geworden, sich immer neue Strafen und Schikanen für den verhaßten Thedraner auszudenken.
    Llauk hatte für die Mannschaft den Hund spielen müssen. Ganze Tage lang war er halbnackt auf allen Vieren herumgekrochen, während der Kapitän die Mannschaft anstachelte, `dem Vieh' nur ja nichts durchgehen zu lassen. Wo immer Llauk sich auch aufgehalten hatte, immer war er den Männern im Weg gewesen und mit grausamen Fußtritten vescheucht worden. Immer wieder hatte er dem Kapitän seine Dankbarkeit bekunden müssen, überhaupt noch leben zu dürfen, und immer wieder war er

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