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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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trotzdem geschlagen worden.
    Llauk war durch die Hölle gegangen.
    So manches Mal während der endlosen Tage auf See hatte er sich vorgenommen, sich einfach über Bord fallen zu lassen, um seine Leiden zu beenden. An seinem Körper gab es nicht eine einzige Stelle, die nicht geschmerzt hätte. Zwei Zähne hatte man ihm herausgetreten, ehe der Kapitän anordnete, den Kopf und die Hände des Köters zu schonen. - Schließlich sollte Llauk ja in Thedra den reichen Kaufmann spielen; da paßten sichtbare Verletzungen nicht ins Bild.
    Zweimal war Llauk `entlaust' worden.
    Als er es einmal gewagt hatte, sich am Kopf zu kratzen, hatte der neue Bootsmann festgestellt, dass es `mit den Flöhen jetzt doch wohl überhand nähme'. Vor Freude johlend hatte die Mannschaft den schreienden Llauk an ein Tau gebunden und mittschiffs über Bord geworfen. Um die `Entlausung' auch wirksam zu gestalten, hatten sie ihn dann mit langen Stangen unter Wasser gedrückt, bis er auch nicht mehr das kleinste bisschen Luft in seinen Lungen hatte.
    Weil das Ganze ein solcher Heidenspaß gewesen war, hatte man die Kur am Tag darauf gleich noch mal wiederholt. - Von da an hatte es sich mit Llauks Selbstmordgedanken. Er würde alles tun, um nicht ertrinken zu müssen.
    Überhaupt fing Llauk schon wieder an, die Sache positiv zu sehen. Wenn er nicht gerade für die Mannschaft den Hund spielen mußte, saß er still und möglichst unauffällig in irgendeinem Winkel und pflegte seine wundgescheuerten Knie und Ellbogen. - Schmerzten auch all seine Muskeln und Gelenke, war sein Körper auch von Prellungen und Blutergüssen überdeckt, wurde er auch Tag für Tag an Leib und Seele mißbraucht und gedemütigt: War er nicht auf dem Weg nach Thedra? Würde er dort nicht ein reicher Kaufmann sein? Hatte Adiv eb Aser ihm nicht den Gouverneursposten zugesagt?
    Über alles gesehen, fand Llauk, lief die Sache gar nicht so schlecht, wenn ihn auch allzu oft ein heftiger Fußtritt aus seinen philosophischen Betrachtungen riss.

    Endlich war die Reise überstanden. Kurz vor der Hafeneinfahrt Thedras hatte man Llauk erlaubt, sich zu waschen und seine feinen Kaufmannskleider wieder anzulegen. - Jetzt fühlte er sich gleich wie ein neuer Mensch.
    Trotzdem belastete eine neue Sorge sein Gemüt. Die Befehle, die er in Sordos empfangen hatte, sahen vor, dass er sich eine Wohnung im Händlerfelsen von Thedra nahm. - Aber wie sollte das möglich sein?
    Die einzelnen Felsen waren den verschiedenen Zünften zugeteilt und die Höhlen darin an die einzelnen Familien vergeben. Es gab keinen Platz in Thedra. Keine Familie würde ihre Wohnstatt freiwillig aufgeben.
    Llauk machte sich wirklich große Sorgen. Was würde aus ihm werden, wenn er schon dieses erste Versprechen nicht einlösen konnte? - Nach Sordos zurückkehren? - Mit der `Großen Geliebten' etwa? - Undenkbar! Was aber dann?
    Sed eb Rea würde Llauk die Bronzestücke, die er in einer schweren Kiste auf den Achterdeck aufbewahrte, nicht herausgeben, wenn die Bestimmungen nicht buchstabengetreu erfüllt wurden, das war gewiß. Aber Llauk brauchte das Geld. Sollte er sich etwa als Bettler durchschlagen, wenn er den Dramilen erst einmal entronnen war? - Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit, das Geld zu stehlen. Estador war groß, und wenn Llauk die Hauptstadt erst einmal verlassen hatte, würde kein Dramile ihn mehr finden können.
    Llauk zitterte am ganzen Körper. Es gab keinen anderen Ausweg. Er mußte fliehen. - Aber er wollte auch das Geld haben. Wieviel Bronzestücke wohl in der Truhe sein mochte? Tausend? Zweitausend? - Vielleicht sogar die Hälfte der versprochenen Summe, sechstausend?
    Sechstausend Bronzestücke! Llauk fand, dass das wahrscheinlich wäre. Schließlich sollte er einen reichen Kaufmann spielen. Er würde Ausgaben haben, Ware kaufen müssen und Frachten bezahlen. Bestimmt waren sechstausend Bronzestücke in der Truhe, vielleicht sogar noch mehr ...
    Llauk spürte, wie die altbekannte, unbändige Gier von ihm Besitz ergriff. Verstohlen sah er sich um. Die albernen Dramilen hatten bei ihrem `genialen' Plan natürlich nicht bedacht, dass er überhaupt nicht funktionieren konnte. - Eine Wohnung in Thedra. Lächerlich! Llauk würde sich wie üblich selber helfen müssen, wenn er jemals in den Genuß des Geldes kommen wollte. - Er hatte zwar noch keinen festen Plan, aber bestimmt würde sich noch irgend etwas ergeben. Nervös spielte seine Zungenspitze in den frischen Zahnlücken.
    Thedra rückte

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