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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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näher.

    "Was bringst du, Dramile?" Der Offizier der Hafenwache, der sich von einem Ruderboot hatte an Bord bringen lassen, war mürrisch und kurz angebunden. Das Boot, das ihn hergebracht hatte, war leck gewesen, und so stampfte er nun mit vollständig durchweichten Seestiefeln über das Deck der `Großen Geliebten'.
    "Nur einen Passagier, Herr!" Sed eb Rea ging wieder ganz in seiner Rolle als devoter Handelskapitän auf. "Einen Kaufmann aus Eurer schönen Stadt, der bei uns in Sordos sein Glück gemacht hat. Stellt Euch vor, Herr, was ..."
    "Schon gut!" Unwillig winkte der Offizier ab. Kurz streifte sein Blick Llauk, der mit stolzer Miene und erhobenem Haupt auf dem Achterdeck stand. "He, bist du nicht der Hungerleider, der sich vor einiger Zeit im Hafen herumgetrieben hat?"
    Llauks Maske der Selbstsicherheit zerrann, wie eine Sandmalerei am Strand unter der ersten Welle. Mit einem ausgesprochen dümmlichen Schafsgesicht stand er da und wußte kein Wort zu sagen.
    "Herr, wie sprecht Ihr mit Llauk, dem König der Händler?", entrüstete sich Sed eb Rea. "Ganz Sordos, ja ganz Dramil kleidet sich in die feinen Stoffe, die dieser ..."
    "Schon gut!" Der Offizier besah sich ärgerlich seine nassen Stiefel. "Was hast du sonst noch geladen?"
    "Weißholz und Leder für Cebor - Salzblöcke für Oskan - und Wolle für die Spinnereien von Col. Erlaubt, Herr, dass ich einige Tage in Eurem Hafen verweile. Ich suche noch Fracht."
    "Hundert!" Der Offizier streckte die Hand aus.
    "Gestattet, Herr, dass ich Euch Einhundertfünfzig aushändige." Sed eb Rea nestelte an seinem Gürtel herum und gab dem Mann einen Beutel. "Es mag sein, dass ich noch ein wenig länger bleiben muß. Dann braucht Ihr Euch nicht extra zu bemühen."
    "Bleib, so lange du willst!" Der Offizier setzte sich auf die Reling und begann seine Stiefel auszuziehen. Das Boot, das ihn gebracht hatte, war inzwischen mit knapper Not zurück ans Ufer gelangt und wurde jetzt hastig ausgeschöpft.
    "Soll ich jetzt die Ladeluken öffnen lassen?" Der Kapitän verbeugte sich tief. Sein schief gelegter Kopf gab ihm dabei den Anschein besonderer Demut.
    "Schon gut! Nicht mehr nötig!" Der Hafenbeamte ließ einen Schwall Wasser aus seinem Stiefel auf das Deck plätschern. "Ich werde dem Hafenmeister ausrichten, dass du seine Familie grüßen läßt." Dabei schlug er mit der flachen Hand auf den Geldbeutel.
    "Danke Herr, danke!" Der Kapitän zog sich zurück, um das Anlegemanöver vorzubereiten.
    Llauk hatte die Unterhaltung der beiden Männer mit Spannung verfolgt. - So lief das also! Die ganzen Geschichten von der unbestechlichen thedranischen Hafenwache waren nichts als Schwindel! Llauk beschloß, sich das Gesicht dieses Offiziers gut einzuprägen. Ein Kerl, der sich so schamlos kaufen ließ, konnte irgendwann einmal sehr nützlich sein. Schließlich würde auch er bald Geld haben - und dann ...
    Mittlerweile war die `Große Geliebte' immer weiter auf die Hafeneinfahrt zu geglitten und befand sich jetzt schon in Höhe des Schwalbenhafens zwischen den hohen Felsen.
    Hoch oben auf der Klippe, die die Aussicht auf Hafen und Werft der Fliegenden Schiffe versperrte, sah Llauk eine Bewegung. Nun erkannte er, dass auch dieser Felsen weit über dem Wasserspiegel von Höhlen und Gängen durchzogen war. In schwindelnder Höhe, unerreichbar für Pfeil und Speer, gingen Soldaten hinter hüfthohen Brüstungen Wache.
    Da hatten die Dramilen sich ja eine Menge vorgenommen, fand Llauk. - Ein paar gut gezielte Felsbrocken und ein paar brennende Pfeile aus dieser Höhe und die Hafeneinfahrt wäre von sinkenden Schiffen blockiert. Es war ihm schleierhafter denn je, wie die Dramilen diese natürliche Festung bezwingen wollten.
    Auf beiden Seiten glitten langsam die schwimmenden Sperrwerke vorbei, die des nachts den Schneckenhafen schützten. Welche Fallen und Teufeleien der Schwalbenhafen bereithielt, hatte Llauk nicht erkennen können. Er vermutete aber einiges.
    Doch warum sollte er sich den Kopf fremder Leute zerbrechen? Was ging ihn das alles noch an? Er würde auf eine günstige Gelegenheit warten, das Geld stehlen und sich dann aus dem Staub machen.
    Mochten die Dramilen ihn suchen! Mochten die Stadtwachen ihn suchen! Llauks wirkliche Pläne kannte nur er allein! Tos eb Far mußte er finden! Den alten Tos, der ihm diesen unseligen Plan eingeredet hatte. Er würde ihn suchen und von seinem Besitzer zurückkaufen. - Und dann würde er ihn sterben lassen. - Nein, nicht einfach umbringen. -

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