Sturmbringer
verbeugte sich spöttisch und kehrte in die Gemeinsprache zurück: »Dem hohen Herrn gefällt es also nicht, mein armes Heim zu zieren. Aber fragt er sich nicht womöglich, warum das Feuer, das vor einer Weile durch diesen Wald tobte, mir nichts anhaben konnte?«
»Doch«, sagte Elric nachdenklich, »das ist ein interessantes Rätsel.«
Der alte Mann machte einen Schritt auf ihn zu. »Vor kaum einem Monat sind Soldaten aus Pan Tang gekommen - Teufelsreiter, begleitet von ihren Jagdtigern. Sie vernichteten die Ernte und brannten sogar die Wälder nieder, damit die armen Teufel, die vor ihnen flohen, dort nicht einmal mehr Wild oder Beeren zu essen hätten. Ich habe mein ganzes Leben in diesem Wald verbracht; mit einfachen Zaubereien und Prophezeiungen verdiente ich mir mein Brot. Doch als ich sah, daß mich die näherrückenden Flammenmauern bald verschlingen würden, schrie ich den Namen eines Dämonen hinaus, den ich kannte - ein Wesen aus dem Chaos, das ich in letzter Zeit nicht zu rufen gewagt hatte. Das Wesen kam.
›Rette mich!‹ rief ich, ›Und was würdest du dafür tun?‹ fragte der Dämon. ›Alles‹, gab ich zurück. ›Dann überbringe diese Botschaft für meine Herren‹, sagte er. ›Wenn der Sippentöter mit Namen Elric von Melnibone dieses Weges kommt, sag ihm, daß es einen Angehörigen gibt, den er nicht töten wird, und der findet sich in Sequaloris. Wenn Elric seine Frau liebt, wird er seine Rolle spielen. Wenn er sie gut spielt, wird ihm seine Frau zurückgegeben.‹ So merkte ich mir diese Botschaft und richte sie dir nun aus, wie geschworen.«
»Vielen Dank«, sagte Elric. »Und was hattest du zuvor gegeben für die Macht, einen solchen Dämon überhaupt zu rufen?«
»Natürlich meine Seele. Aber sie war alt und nicht viel wert. Die Hölle könnte nicht viel schlimmer sein als dieses Dasein.«
»Warum hast du dich dann nicht von den Flammen verzehren lassen, mit intakter Seele?«
»Ich möchte leben«, sagte er alte Mann lächelnd.
»Oh, das Leben ist gut! Mein eigenes Leben mag unbedeutend sein, aber ich liebe das Leben ringsum. Ich möchte dich jedoch nicht aufhalten, Herr, du hast wichtigere Dinge im Sinn.« Wieder verneigte sich der alte Mann spöttisch, während Elric verwirrt, doch irgendwie ermutigt weiterritt. Seine Frau lebte und war in Sicherheit. Doch welchen Handel mußte er eingehen, ehe er sie zurückbekommen konnte?
Mit heftiger Bewegung trieb er sein Pferd zum Galopp an, sein Ziel war jetzt Sequaloris in Jharkor. Hinter sich hörte er im prasselnden Regen ein spöttisches und zugleich betrübtes Auflachen.
Jetzt war seine Reise nicht mehr ganz so ziellos, und er ritt schnell, aber vorsichtig weiter, den herumstreifenden Banden der Eindringlinge aus dem Wege gehend, bis endlich die trockene Ebene in die fruchtbare Weizenzone der Sequa-Provinz Jharkors überging. Ein weiterer Tagesritt brachte Elric in die kleine befestigte Stadt Sequaloris, die bisher noch keinen Angriff erlebt hatte. Hier stieß er auf Kriegsvorbereitungen und erhielt Nachrichten, die ihn noch mehr interessierten.
Die imrryrischen Söldner unter Führung von Dyvin Slorm, Elrics Cousin und Sohn Dyvim Tvars, Elrics altem Freund, sollten am nächsten Tag in Sequaloris eintreffen.
Zwischen Elric und den Imrryriern hatte eine gewisse Feindschaft bestanden, war doch der Albino die direkte Ursache dafür gewesen, daß sie die Ruinen der Träumenden Stadt zu verlassen und als Söldner zu leben hatten. Aber diese Zeit war längst vorbei, und bei zwei Anlässen hatten er und die Imrryrier auf derselben Seite gekämpft. Er war ihr rechtmäßiger Anführer, und die Bande der Tradition wirkten in der alten Rasse noch stark nach. Elric flehte zu Arioch, daß Dyvim Slorm einen Hinweis auf den Aufenthaltsort seiner Frau habe.
Zur Mittagsstunde des nächsten Tages kam die Söldnerarmee in die Stadt. Elric ritt ihr zum Stadttor entgegen. Die imrryrischen Krieger waren offensichtlich von dem langen Ritt erschöpft und schwer beladen mit Beute; ehe Yishana sie holen ließ, hatten sie nahe der Nebelsümpfe in Shazar zugeschlagen. Sie unterschieden sich von allen anderen Rassen, diese Imrryrier mit spitz zulaufenden Gesichtern, schrägen Augen und hohen Wangenknochen. Sie waren bleich und schmal gebaut, und langes weiches Haar wehte ihnen auf die Schultern herab. Die vornehme Kleidung war nicht gestohlen, sondern eindeutig melniboneischen Ursprungs; schimmernde Goldstoffe, blau und grün, Metalle, die kunstvoll
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