Sturmkaempfer
Platz eingeräumt. Er hatte erraten, was geschehen war – und verstand es.
Ein plötzlicher Windzug aus dem Turmgang kündigte die Ankunft des Schwertmeisters an. Kerins ernste Miene erhellte sich, als er den Duft einatmete, der in der großen Halle hing. Der Schwertmeister hatte sich seine Übungskleidung aus Leder noch nicht wieder angezogen. Unter seinem Mantel trug er die Gardeuniform der Geister, einschließlich eines reich verzierten, zweiteiligen Wamses aus schwarzem Leinen, in das goldene Fäden eingeflochten waren.
Er sicherte sich eine Schüssel mit Eintopf aus dem großen Kessel, der auf dem steinernen Herzen des großen Feuers ruhte, und auch noch ein Stück des Ebers am Spieß. Dann gesellte
er sich zu Isak und seinen Freunden. Und kam sofort zum Punkt: »Lord Bahl hat mich eingeweiht. Du kannst nun Magie anwenden?«
Isak schluckte. Dem Glitzern in Kerins Augen nach zu urteilen, hatte der Schwertmeister bereits eine ganze Reihe neuer Übungen ausgearbeitet.
»So gerade eben«, sagte Isak schnell. »Nichts Kunstvolles, nur so die grundlegenden Kräfte, nicht mal wirkliche Kampfmagie.«
Kerin lächelte. »So gerade eben, das reicht für meine Zwecke.« »Magie?«, fragte Tila streng. »Was meint Ihr mit grundlegenden Kräften?«
»Weißt du etwas über Magie?«, fragte Isak. Er wusste heute etwas mehr über das Thema als bei seinem Aufbruch aus dem Palast.
»Nur dass sich Weißaugen von Magiern unterscheiden.«
Die anderen beugten sich etwas vor und Isak lächelte. Nur wenige Leute wussten wirklich etwas über Magie – sie blieb wenigen Auserwählten vorbehalten – aber wer würde sich nicht dafür interessieren? »Nun, es ist kompliziert und ich verstehe das meiste selbst nicht. Nach dem, was ich gelesen habe, gibt es drei Arten von Magie, die grundlegenden Kräfte …«
»Wie einen Blitz zu erzeugen?«, unterbrach ihn Vesna mit kindlicher Begeisterung. Jeder, der Bahl im Kampf gesehen hatte, wusste, wie zerstörerisch derlei sein konnte.
»Ja«, sagte Isak. »Auch wenn ich glaube, dass es nicht genau das Gleiche ist wie… echte Blitze. Aber wir sind die Erwählten von Nartis, also wirkt es auf diese Weise. Auch Feuer kann erschaffen werden, aber das benötigt mehr Kraft. Lord Chalat oder sein Krann wären wegen ihres Schutzherren deutlich leichter dazu in der Lage.«
»Es ist immer die gleiche Energie, aber unterschiedliche Leute formen sie zu unterschiedlichen Dingen, zu Blitzen, Feuer und
dergleichen mehr«, sagte Kerin, der die Fähigkeiten seines Lords wesentlich besser kannte.
»Darauf läuft es hinaus«, stimmte Isak zu. »Warum das so ist, wissen die Magier der Akademie. Ich verstehe das meiste von dem, was sie sagen, überhaupt nicht, aber das muss ich offenbar auch nicht. Verzauberungen sind sehr einfache Zauber, so einfach, dass sogar ein Weißauge sie ausführen kann. Man nutzt die Kraft nur vorsichtiger, gibt ihr einen Zweck und bindet sie dann, statt sie in einem einzelnen Ausbruch loszulassen.«
Isak erkannte, dass sein Publikum seinen Ausführungen nicht mehr recht folgen konnte, darum versuchte er es mit einem Beispiel: »Erinnert ihr euch an die Geschichte vom Juwelier und der Seilschlange?«
»Die Kindergeschichte?«, fragte Tila und begriff langsam. »Das Seil war also verzaubert?«
Als sie den fragenden Ausdruck auf den Gesichtern der drei Männer sah, lächelte sie und erklärte: »Ein Juwelier bittet einen Zauberer, ihn vor Einbrechern zu schützen. Ich habe vergessen, was genau geschah, aber der Zauberer gab ihm ein Stück Seil, das er des Nachts in seinem Laden lassen sollte. Es würde durch die Räume kriechen, und wenn jemand außer dem Juwelier hereinkäme, so würde er gefesselt werden.«
»Genau«, sagte Isak. »Dahinter steckt natürlich noch mehr, aber so weit bin ich gekommen. Die meisten Weißaugen können solche Zauber wohl nicht wirken. Es gibt da etwas, das sich das Gesetz der Verpflichtung nennt, aber das habe ich nicht verstanden.«
Alle öffneten gleichzeitig den Mund, um zu sprechen, aber da wurde Isaks Name von der Tür herübergerufen. Man wandte sich um und fand den Haushofmeister nebst seiner Schreiber vor.
Lesarl senkte die Stimme, als er sich ihrer Aufmerksamkeit sicher war: »Lord Isak, der Herr wünscht Euch zu sehen. Allein. Kerin, es gibt zu tun.«
Er wartete nicht auf eine Antwort. Lesarl war nun ganz im Bilde über die Ereignisse der letzten Wochen – und es gab einen Berg von Arbeit zu erledigen. Im Gegensatz zu seiner
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