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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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euch nicht ausstehen könnt. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir – und was für ein Leben das jetzt sein wird! Seines endete, als deine Mutter starb. Du warst seine letzte Verbindung zu ihr, was auch immer er über dich denken mag. Oft wenn ich mit ihm trank, schwieg er und drehte nur fortwährend diesen grünen Ring in den Fingern.«
    »Nun, erwarte nur nicht, dass ich ihn besuchen gehe«, knurrte Isak.
    »Tu ich nicht.«
    Isak sah bei Carels Zustimmung verblüfft auf. Der schnaubte kräftig und schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Das überrascht dich? Mein Junge, du bist nicht das einzige Weißauge, das ich kenne – und ich kenne dich verdammt noch mal besser als sonst jemand. Du bist ebenso stolz, wie du manchmal gemein sein kannst. Zudem hat Horman, mag er auch immer noch mein Freund sein, wenig getan, um deine Liebe zu verdienen.«
    »Wenig?«
    Carel hob warnend den Finger. »Er hat sich besser um dich gekümmert, als ich es schon von vielen anderen hörte. Was du auch sonst anführen kannst, hungrig warst du nie, auch wenn er nur widerstrebend gab. Wenn du das leugnest, fängst du eine, dass du aus der Rüstung fällst. Viele wollten dir nur eine Kinderportion geben und nicht so viel, dass noch nicht mal Valo alles geschafft hätte. Aber niemand wagte es, dies deinem Vater zu sagen.«
    »Warum?«
    »Nun, zuerst einmal, weil man nur über dich sprach, wenn es nötig war. Sie waren vom Volk deiner Mutter und damit eine
abergläubische Meute. Und sind es noch heute! Du siehst deiner Mutter ähnlich, und alle wussten, was sie Horman bedeutete. Deswegen hat er seine Einsamkeit und Verzweiflung an dir ausgelassen, aber er hätte nicht zugesehen, wie du verhungerst, wenn er auch aus Wut manchmal anderes behauptete.«
    »Vielleicht. Aber ich werde noch einsamer sein, als er es jemals war – immerhin hatte er einmal jemanden. Er hatte ein Kind, selbst wenn es eines mit weißen Augen war.«
    »Und sieh dir nur an, was der Verlust bei ihm anrichtete.«
    Isak antwortete zwar nicht, aber Carel konnte an seinen angespannten Zügen ablesen, dass der Junge mehr begriffen hatte, als er zugeben wollte. Bevor sie weitersprechen konnten, brachte Tila eine zweite Schüssel mit Essen für Isak.
    Vesna stand bei Tilas Erscheinen lächelnd auf, aber Tila, die den Eindruck bekam, er verspotte sie, ignorierte ihn demonstrativ und setzte sich neben Carel, der grüßend mit dem Löffel winkte. Sie hatte den alternden Soldaten sofort gemocht. Er war so großzügig und warmherzig, wirkte auch so verlässlich und bestätigend, vielleicht wie ein liebender Onkel – ganz anders als der charmante, gut aussehende Graf Vesna, dessen funkelnde Augen nicht wirklich ungebührend, aber ganz sicher die eines Jägers waren.
    Tila trug ein einfaches, warmes Kleid, doch Vesna schaffte es, ihr mit einem Blick und einem Lächeln das Gefühl zu geben, sie wäre für einen Sommerball passend gekleidet. Sie hatte nicht vor, einem solchen Mann zu vertrauen. Sein Gesicht war zu hübsch, seine Worte klangen zu angenehm, seine Ausstrahlung wirkte zu anziehend.
    »Mein Lord, war die Schlacht so erfolgreich, wie man hört?«, fragte sie und löste ihre Gedanken von Vesna.
    »Waren das wirklich alle Geister, die heute zurückkehrten?«, fragte Carel, bevor Isak zu Ende gekaut hatte und auf Tilas Frage
antworten konnte. Er klang besorgt. Carel war einst selbst ein Geist gewesen. Er wusste, wie ein volles Kontingent aussah und konnte die Verluste einschätzen.
    Vesna nickte. »Beinahe. Einige machten auf ihren Ländereien halt, aber durch die Verluste in der Schlacht und durch den Winter, der sich die Verletzten holte, haben wir beinahe vierhundert verloren. Ein Erfolg? Ja, meine Dame, das war es wohl, aber zu einem hohen Preis. Isak hat sie in seinem ersten Kampf dennoch gut geführt – und das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft.«
    Isak sagte nichts, er fühlte sich immer noch schuldig, sobald der Kampf erwähnt wurde, aber Carel hielt sein Schweigen für Trauer um die Toten. »Denk nicht an die Gefallenen, Isak«, sagte er. »Wie man hört, hätte es ohne dich noch mehr Witwen gegeben. Lord Bahl und der Drache trieben die Trolle zurück, aber wenn die Geister nicht standgehalten hätten, wären sie zu spät gekommen. Und ohne dich wären sie sogar überrannt worden, bevor Lord Bahl eintraf.«
    Isak blickte auf und sah seinem Freund in die Augen. Carel war nie ein guter Lügner gewesen, noch hatte er jemals den Gefühlen eines Außenseiters

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