Sturmkaempfer
Lord Isak.«
»Bei Tsatachs Eiern! Seid Ihr Graf Vesna?« Carel ergriff die Hand des Mannes und fuhr fort: »Es ist eine Ehre, Euch zu treffen, mein Lord. Augenblick mal …« Er sah von Vesna zu Isak hinüber und dann lächelte er erneut. »Ihr habt Gefolgschaft geschworen, nicht wahr? Wegen der Akademie der Magie. Ihr seid aus … Hah!« Carel lachte plötzlich so laut, dass die Männer hinter ihm erschrocken zusammenzuckten. »Ihr habt Euch diesem großen Holzklotz verschworen?«
»Ich habe diese Ehre, Herr«, antwortete Vesna ohne zu stocken. Seine Augen funkelten, weil er in Carel einen verwandten Geist erkannte. »Aber darf ich vorschlagen, dass wir dieses Gespräch im Innern weiterführen, fernab der Truppen?«
»Das ist eine gute Idee«, stimmte Isak eilig zu, denn er erkannte, dass sich die beiden sehr gut verstehen würden, und das vielleicht auf seine Kosten. Er legte einen Arm um Carels Schulter und wandte sich dem Hauptflügel zu, wo eine warme Mahlzeit auf sie warten würde. »Es geht dir also gut.«
»So gut, wie man es von einem Mann erwarten kann, der sich unter all den Jungspunden alt fühlt.« Carel wies auf die Soldaten und berührte unbewusst den weißen Kragen seines Hemdes, während er hinübersah. Erst da fiel Isak auf, dass Carel besser gekleidet war als jemals zuvor. Ein feiner Mantel aus kurzem schwarzem Fell reichte bis zu seinen Knien, die Säume mit makellosem weißem Fuchsfell besetzt. Darunter trug er gebleichtes weiches Leder und ein Paar feiner, hoher, grüner Stiefel, was für den ehemaligen Geist alles ungewöhnlich geckenhaft wirkte.
»Du hast also unsere Gastfreundschaft gut genutzt«, sagte Isak und berührte mit dem Finger den Saum des Mantels.
»Ich bin erst seit ein paar Tagen hier, aber deine Magd hat sich
um mich gekümmert. Ich dachte mir, da du der Krann bist, sollte ich mir wohl neue Kleidung besorgen. Ich wollte nicht, dass du dich für mich schämen musst.« Carel zeigte auf die herannahende Tila.
»Willkommen zurück, mein Lord«, sagte das Mädchen. Es machte einen sauberen Knicks vor Isak und fügte mit einem Kopfnicken hinzu: »Graf Vesna.«
»Seid ihr beide euch schon einmal begegnet?«, fragte Isak neugierig.
»Nein, mein Lord«, sagte Tila. »Aber die Rüstung des Grafen macht es leicht, ihn zu erkennen – und natürlich eilt ihm sein Ruf voraus.«
Der Graf zögerte einen Augenblick, dann verbeugte er sich tief, um Tilas Hand in einer formellen Begrüßung zu küssen. »Meine Dame.«
Tilas Gesicht blieb ausdruckslos, und da erkannte Isak, dass sie die Begeisterung eines Soldaten für Vesnas Ruf natürlich nicht teilen würde.
Als sie schließlich weitersprach, lag ein eisiger Ton in ihrer Stimme. »Eure Gemächer wurden vorbereitet, doch leider gab es einen Sturmschaden an einem der Grafenzimmer und die anderen beiden sind bereits vergeben. Ich hoffe, es macht Euch nichts aus, stattdessen ein Gästezimmer zu beziehen. Ich habe Eure Habseligkeiten bereits in die Räume, die neben denen von Sergeant Carelfolden liegen, bringen lassen, da ihr beide zu Lord Isaks Gefolge gehört.«
Isak starrte sie an und erkannte das sanftmütige Mädchen kaum wieder. Die Feindseligkeit war nicht deutlich genug, um beleidigend zu wirken, aber sie schien ihm dennoch offensichtlich. In diesem Augenblick betrachtete er sie zum ersten Mal als Farlanfrau, der von Geburt an beigebracht wurde, dass sie einem Mann niemals gleichrangig sein würde. Für die Chetse bedeutete
dies, dass Frauen keine Meinung hatten. Sie waren ihren Herren gegenüber friedlich, gehorsam und höflich, erhoben nicht einmal ihre Stimme.
Die Farlan waren anders, denn die Farlanfrauen verwandelten die Schwäche in klassischer Militärmanier in Stärke, indem sie alles aus dem Hintergrund steuerten. Es war für einen Mann keine Schande, wenn seine Freunde wussten, dass seine Frau die Entscheidungen traf, und Mädchen mit Gewitztheit und einem scharfen Verstand wurden sorgfältig ausgebildet. Sie waren begehrte Ehefrauen.
»Wer wohnt in den anderen Zimmerfluchten?«, wollte Isak wissen, als er seine Stimme wiedergefunden hatte.
Zu seiner Überraschung wandte sie den Blick nicht einmal unter dem Ansturm seiner offensichtlichen Verärgerung ab. Sie starrte ihn nieder und antwortete: »Lordprotektor Tebran wohnt genau genommen noch hier und Graf Vilan wurde in dem anderen Raum einquartiert.«
»Aber wir haben Tebran in seinem Anwesen getroffen. Und Vilan? Hol’ sofort Lesarl her«, blaffte
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