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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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und bei jeder Muschel, die er schlürfte, zuckte Vivenna zusammen. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass jemandem diese schleimige, schneckenartige Nahrung schmeckte, und überdies gehörten Muscheln zu den seltenen und sehr teuren Speisen.
    Und sie musste bezahlen.
    Das Speiselokal war gut gefüllt. Für gewöhnlich aßen die Leute mittags draußen, wenn es sinnvoller war, sich ein Mahl zu kaufen, anstatt deswegen nach Hause zu gehen. Doch diese Einrichtung war Vivenna noch immer fremd. Hatten diese Männer denn keine Frauen oder Diener, die ihnen eine Mahlzeit zubereiten konnten? War es ihnen nicht unangenehm, an einem so öffentlichen Ort zu speisen? Es war so… unpersönlich.
    Denth und Tonk Fah saßen rechts und links von ihr. Und natürlich bedienten sie sich auch reichlich aus der Schüssel mit den Muscheln. Vivenna war sich nicht ganz sicher– sie hatte absichtlich nicht gefragt–, aber sie glaubte, dass die Tiere roh verzehrt wurden.
    Der dünne Mann ihr gegenüber schlürfte ein weiteres Schalentier. Er schien die teure Umgebung und das kostenlose Essen nicht besonders zu genießen. Auf seinen Lippen lag ein höhnisches Grinsen, und obwohl er nicht nervös wirkte, bemerkte sie, dass er andauernd den Eingang des Lokals im Auge behielt.
    » Also«, sagte Denth, während er eine weitere leere Muschelschale beiseitelegte und sich die Finger am Tischtuch abwischte, was in T’Telir allgemein üblich war, » kannst du uns helfen oder nicht?«
    Der kleine Mann, der sich Preller nannte, zuckte die Achseln. » Du erzählst eine wilde Geschichte, Söldner.«
    » Du kennst mich, Preller. Wann habe ich dich je angelogen?«
    » Wann immer du dafür bezahlt wurdest«, erwiderte Preller verächtlich. » Ich konnte dich bloß nie überführen.«
    Tonk Fah kicherte und griff nach einer weiteren Muschel. Sie rutschte aus der Schale, als er sie an die Lippen führte. Vivenna musste sich zusammenreißen, damit sie nicht unter dem schleimigen Geräusch zusammenfuhr, mit dem die Muschel auf den Tisch platschte.
    » Du widersprichst mir aber nicht, wenn ich sage, dass ein Krieg bevorsteht«, sagte Denth.
    » Natürlich nicht«, meinte Preller. » Aber er steht schon seit Jahrzehnten bevor. Wieso soll er gerade dieses Jahr ausbrechen?«
    » Kannst du es dir leisten, diese Möglichkeit nicht in Betracht zu ziehen?«, fragte Denth.
    Preller wand sich ein wenig und machte sich wieder über die Muscheln her. Tonk Fah legte die leeren Schalen übereinander und schien herausfinden zu wollen, wie viele er stapeln konnte. Vivenna schwieg für den Augenblick. Ihre unbedeutende Rolle bei dieser Unterredung störte sie nicht. Sie beobachtete, sie lernte, und sie dachte nach.
    Preller war Landbesitzer. Er rodete Wälder und verpachtete das Land dann an Ackerbauern. Oft nahm er bei den Rodungen Leblose zu Hilfe, die ihm von der Regierung als Arbeiter zur Verfügung gestellt wurden. Allerdings geschah dies nur unter einer Bedingung: Sollte es Krieg geben, wurde die ganze Nahrung, die auf seinen Gütern wuchs, sofort zum Eigentum der Zurückgekehrten.
    Es war ein gutes Geschäft. Vermutlich würde ihm die Regierung das Land während eines Krieges sowieso wegnehmen, also hatte er außer seinem Beschwerderecht nichts verloren.
    Er aß eine weitere Muschel. Wie schafft er es, sie im Magen zu behalten?, dachte sie. Preller hatte fast doppelt so viele von diesen abscheulichen kleinen Kreaturen geschlürft wie Tonk Fah.
    » Die Ernte wird nicht eingefahren werden können, Preller«, sagte Denth. » Wenn wir Recht haben sollten, wirst du dieses Jahr eine Menge verlieren.«
    » Aber wenn du früh erntest und deine Vorräte verkaufst, hast du deinen Konkurrenten etwas voraus«, fügte Tonk Fah hinzu und legte eine weitere Schale auf seinen Stapel.
    » Und was habt ihr davon?«, fragte Preller. » Woher soll ich wissen, dass es nicht meine Konkurrenten waren, die euch angeheuert haben, damit ihr mich vom bevorstehenden Krieg überzeugt?«
    Es wurde still am Tisch. Nun war das Klappern der anderen Gäste im Lokal zu hören. Schließlich drehte sich Denth um, sah Vivenna an und nickte.
    Sie zog ihren Schal über den Kopf– nicht den altbackenen, den sie aus Idris mitgebracht hatte, sondern den hauchzarten seidenen, den Denth für sie gekauft hatte. Sie sah Preller an und veränderte die Farbe ihres Haares zu einem tiefen Rot. Wegen des darübergezogenen Schals konnten nur die Personen an ihrem Tisch die Veränderung erkennen.
    Preller erstarrte. » Noch

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