Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Gegenständen ziehen. Aus Dielenbrettern, Kleidung, Möbeln.
Der Mann zog seine Hand zurück.
» Was ist das?«, wollte Lichtsang wissen.
» Ich weiß nicht«, antwortete der Mann. » Als ich aufgewacht bin, war es da.«
» Ach, wirklich?«, fragte Lichtsang. » Und ich soll glauben, dass du nichts damit zu tun hast? Dass du nicht mit dem Eindringling zusammengearbeitet hast?«
Plötzlich fiel der Mann auf die Knie und weinte. » Bitte, Herr! Nehmt mir nicht meine Seele weg. Ich bin kein guter Mensch. Ich gehe in Bordelle. Ich betrüge beim Spielen.«
Die anderen beiden wirkten verblüfft.
» Aber ich hatte keine Ahnung von diesem Eindringling«, fuhr Lolan fort. » Bitte! Das müsst Ihr mir glauben. Ich wollte doch nur das Schwert haben. Dieses wunderschöne schwarze Schwert! Ich wollte es ziehen, es schwingen und den Mann damit angreifen. Ich habe danach gegriffen, und als ich deswegen abgelenkt war, ist er auf mich zugestürmt. Aber ich habe nicht gesehen, wie er Taff umgebracht hat! Ich schwöre, ich habe diesen Eindringling nie zuvor gesehen! Ihr müsst mir glauben!«
Lichtsang dachte nach. » Das tue ich«, sagte er schließlich. » Aber lass es dir eine Warnung sein. Sei ein guter Mensch. Und hör auf, beim Spiel zu schummeln.«
» Ja, Herr.«
Lichtsang nickte den Männern zu, dann ließen er und Llarimar sie allein zurück.
» Irgendwie fühle ich mich jetzt wirklich wie ein Gott«, sagte Lichtsang. » Hast du gesehen, wie ich diesen Mann dazu gebracht habe, seine Untaten zu bereuen?«
» Beeindruckend, Euer Gnaden«, meinte Llarimar.
» Was hältst du von ihren Aussagen?«, fragte Lichtsang. » Hier geht doch etwas sehr Seltsames vor, oder etwa nicht?«
» Ich frage mich noch immer, warum Ihr glaubt, diesen Fall untersuchen zu müssen, Euer Gnaden.«
» Ich habe doch nichts anderes zu tun.«
» Außer ein Gott zu sein.«
» Das wird überschätzt«, sagte Lichtsang und ging auf den letzten Mann zu. » Es hat nette Vorteile, aber die Arbeitszeiten sind schrecklich.«
Llarimar schnaubte leise, als Lichtsang sich an den letzten Zeugen wandte, den kleinen Priester mit der Robe in Gelb und Gold. Er war viel jünger als der andere Priester.
Hat man ihn ausgewählt, mir Lügen aufzutischen, weil er unschuldig wirkt?, fragte sich Lichtsang müßig. Oder ist das nur eine Unterstellung von mir? » Wie lautet deine Geschichte?«, fragte Lichtsang ihn.
Der junge Priester verneigte sich. » Ich ging gerade meinen Pflichten nach und trug einige Prophezeiungen, die wir aus dem Mund der Herrin gehört und aufgeschrieben hatten, in den Raum mit den heiligen Aufzeichnungen. Da hörte ich aus der Ferne eine Unruhe im Gebäude. Ich schaute aus dem Fenster in Richtung des Lärms, aber ich sah nichts.«
» Wo warst du?«, fragte Lichtsang.
Der junge Mann deutete auf eines der Fenster. » Dort, Euer Gnaden.«
Lichtsang runzelte die Stirn. Der Priester hatte sich auf der Seite des Gebäudes befunden, die dem Tatort abgewandt lag. Doch es war die Seite, auf welcher der Eindringling das Gebäude betreten hatte. » Hattest du die Tür im Blick, als der Eindringling die beiden Wachen bewusstlos geschlagen hat?«
» Ja, Euer Gnaden«, bestätigte der Mann. » Auch wenn ich sie zuerst nicht gesehen habe. Ich hatte schon fast das Fenster wieder verlassen, um nach der Lärmquelle zu suchen. Aber in diesem Augenblick sah ich etwas Seltsames im Laternenschein des Eingangs. Es war eine Gestalt, die sich bewegte. Dann erst bemerkte ich die beiden Wächter. Ich dachte, sie wären tot, und die schattenhafte Gestalt, die sich an ihnen vorbeibewegte, ängstigte mich sehr. Ich habe um Hilfe gerufen, aber als mir endlich jemand Aufmerksamkeit schenkte, war die Gestalt schon verschwunden.«
» Und dann bist du nach unten gegangen, um nach ihm zu suchen?«
Der Mann nickte.
» Wie lange hast du dafür gebraucht?«
» Einige Minuten, Euer Gnaden.«
Lichtsang nickte langsam. » Nun gut. Vielen Dank.«
Der junge Priester ging hinüber zu der Gruppe seiner Gefährten.
» Warte«, rief Lichtsang hinter ihm her. » Hattest du einen guten Blick auf den Eindringling?«
» Eigentlich nicht, Euer Gnaden«, gestand der Priester. » Er war dunkel und unscheinbar gekleidet. Er war zu weit weg, als dass ich ihn deutlich hätte sehen können.«
Lichtsang winkte den Mann fort. Eine Weile rieb er sich nachdenklich das Kinn und sah dann Llarimar an. » Also?«
Der Priester hob eine Braue. » Also was, Euer Gnaden?«
» Was glaubst
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