Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Farben!«, fluchte Lichtsang. » Habe ich früher vielleicht etwas Sinnvolles getan? Ich hatte mich schon fast davon überzeugt, dass ich auf eine vernünftige Weise gestorben bin– zum Beispiel durch den Sturz von einem Baumstumpf im Zustand der Volltrunkenheit.«
» Ihr wisst, dass Ihr auf tapfere Weise gestorben seid, Euer Gnaden.«
» Vielleicht war es ein sehr hoher Baumstumpf.«
Llarimar schüttelte nur den Kopf. » Wie dem auch sei, Euer Gnaden, Ihr wisst genau, dass ich Euch nicht sagen darf, wer Ihr früher wart.«
» Diese Instinkte kommen doch irgendwoher«, sinnierte Lichtsang, während er auf die Gruppe der Priester und Diener zuging, die ihn aufmerksam beobachteten. Der Hauptpriester war mit einem kleinen hölzernen Kästchen zurückgekehrt. Wildes Kratzen drang heraus. » Danke«, sagte Lichtsang, ergriff das Kästchen und ging an ihm vorbei, ohne seine Schritte zu verlangsamen. » Ich sage dir, Huscher, ich bin gar nicht begeistert.«
» Heute Morgen schient Ihr recht glücklich zu sein, Euer Gnaden«, bemerkte Llarimar, als sie von Gnadensterns Palast weggingen. Ihr Priester blieb zurück. Eine Beschwerde erstarb auf seinen Lippen, während Lichtsangs Gefolge hinter seinem Gott hereilte.
» Ich war glücklich«, sagte Lichtsang, » weil ich nicht wusste, was hier vorgeht. Wie soll ich meine gewöhnliche Trägheit pflegen, wenn es mich dazu treibt, Nachforschungen anzustellen?«
» Ihr habt mein Mitgefühl, Euer Gnaden, wenn Ihr durch so etwas wie einen inneren Antrieb belästigt werdet.«
» Allerdings«, meinte Lichtsang und seufzte. Er übergab Llarimar das Kästchen mit dem tobenden leblosen Nagetier. » Hier. Glaubst du, meine Erwecker können die Sicherheitslosung knacken?«
» Bestimmt«, sagte Llarimar. » Aber es ist nur ein Tier, Euer Ehren. Auf direktem Weg wird es uns nicht viel sagen können.«
» Sie sollen es trotzdem tun«, befahl Lichtsang. » Und in der Zwischenzeit denke ich noch ein wenig über diesen Fall nach.«
Sie gingen zurück zu Lichtsangs Palast. Was ihn am meisten verblüffte, war der Umstand, dass er soeben in Verbindung mit dem Mord den Begriff » Fall« benutzt hatte. Es war ein Wort, das er in diesem besonderen Zusammenhang noch nie gehört hatte. Aber er wusste, dass es passte. Instinktiv. Automatisch.
Ich musste nicht erst wieder das Sprechen erlernen, als ich zurückgekehrt bin, dachte er. Ich muss nicht lernen, wie man geht, liest oder sonst etwas tut. Nur meine persönlichen Erinnerungen sind verschwunden.
Aber anscheinend nicht alle.
Und das stellte ihn vor die Frage, was er sonst noch alles zu tun imstande war, wenn er es nur versuchte.
Kapitel 27
Etwas ist mit diesen früheren Gottkönigen geschehen, dachte Siri, während sie durch die endlosen Räume des gottköniglichen Palastes schlenderte und ihre Dienerinnen hinter ihr hereilten. Etwas, von dem Blaufinger befürchtet, dass es auch Susebron zustoßen wird. Der Gottkönig und auch ich selbst schweben in Gefahr.
Sie ging weiter und zog dabei eine Schleppe aus zahllosen grünseidenen, beinahe durchsichtigen Quasten hinter sich her. Das Tagesgewand war hauchdünn. Sie hatte es bewusst ausgewählt und dann die Dienerinnen gebeten, ihr ein undurchsichtiges Unterhöschen zu besorgen. Es war erstaunlich, wie schnell sie sich keine Gedanken mehr darüber machte, ob ihre Kleidung » schicklich« war oder nicht.
Es gab viele wichtigere Dinge, um die sie sich Sorgen machen musste.
Die Priester befürchten eindeutig, dass etwas mit Susebron passieren wird, dachte sie mit voller Überzeugung. Sie wollen unbedingt, dass ich einen Erben gebäre. Sie behaupten, dabei gehe es um die Thronfolge, aber in den letzten fünfzig Jahren haben sie sich darum nicht geschert. Sie waren bereit, zwanzig Jahre zu warten, bis sie ihre Braut aus Idris bekamen. Was immer das für eine Gefahr ist, sie steht nicht unmittelbar bevor.
Aber die Priester verhalten sich, als wäre es so.
Vielleicht war der Wunsch, eine Braut von königlichem Geblüt zu bekommen, so stark, dass sie das Risiko eingegangen waren. Aber sie hätten doch nicht ganze zwanzig Jahre warten müssen. Vivenna hätte schon vor Jahren Kinder gebären können.
Doch vielleicht nannte der Vertrag nicht das Alter der Braut, sondern einen bestimmten Zeitraum. Vielleicht hieß es darin, dass der König von Idris zwanzig Jahre Zeit hatte, eine Braut für den Gottkönig bereitzustellen. Das würde erklären, warum ihr Vater Siri statt Vivenna hatte schicken
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