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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sie befürchtet hatte, ansonsten nicht mehr angebetet zu werden, und sie war keineswegs überheblich gewesen.
    Sie hatte wahre Freundlichkeit gezeigt. Wahre Liebe. Wahre Gnade.
    Doch sogar Stillseherin hatte sich für unzulänglich gehalten. Oft hatte sie gesagt, sie fühle sich schuldig, weil sie den Erwartungen der Menschen nicht gerecht werden könne. Wie hätte sie es je gekonnt? Wie sollte irgendjemand dazu in der Lage sein? Er vermutete, dass es am Ende dieser Umstand gewesen war, der sie dazu getrieben hatte, einem der Bittgesuche stattzugeben. Ihrer Meinung nach hatte es nur eine einzige Möglichkeit gegeben, sich als die Göttin zu erweisen, die sie in den Augen der Menschen war. Und diese Möglichkeit hatte darin bestanden, ihr Leben hinzugeben.
    Sie drängen uns dazu, dachte Lichtsang. Sie stellen all diese Pracht und diesen Luxus her, sie geben uns, was wir uns wünschen, und dann setzen sie uns auf raffinierte Weise unter Druck. Sei ein Gott. Prophezeie. Halte für uns die Illusion aufrecht.
    Stirb. Stirb, damit wir weiterglauben können.
    Für gewöhnlich blieb er von seinem Dach fern. Er zog es vor, in Bodennähe zu sein, wo es die eingeschränkte Sicht so viel leichter machte, das große Bild nicht zu sehen. Dort unten war es so viel einfacher, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren– auf den Augenblick.
    » Euer Gnaden?«, fragte Llarimar leise, als er sich Lichtsang näherte.
    Lichtsang sagte nichts.
    » Seid Ihr wohlauf, Euer Gnaden?«
    » Niemand sollte so wichtig sein«, sagte Lichtsang.
    » Euer Gnaden?«, fragte Llarimar und trat neben ihn.
    » Es macht seltsame Dinge mit einem. Wir sind dafür nicht geschaffen.«
    » Ihr seid ein Gott, Euer Gnaden. Ihr seid dafür geschaffen.«
    » Nein«, entgegnete er. » Ich bin kein Gott.«
    » Verzeiht, aber das könnt Ihr Euch nicht aussuchen. Wir beten Euch an, und das macht Euch zu unserem Gott.« Llarimar sprach diese Worte auf seine übliche ruhige Art. Wurde dieser Mann denn nie wütend?
    » Du bist nicht sehr hilfreich.«
    » Ich bitte um Entschuldigung, Euer Gnaden, aber vielleicht solltet Ihr nicht andauernd über dieselben alten Dinge nachgrübeln.«
    Lichtsang schüttelte den Kopf. » Heute ist es anders. Ich bin mir nicht sicher, was ich tun soll.«
    » Ihr meint Allmutters Kommandos?«
    Lichtsang nickte. » Ich dachte, ich hätte es verstanden, Huscher. Ich kann nicht mit alldem Schritt halten, was Schamweberin plant; ich bin nicht gut, wenn es um die Einzelheiten geht.«
    Llarimar sagte nichts darauf.
    » Ich wollte aufgeben«, meinte Lichtsang. » Allmutter ist so standhaft. Ich dachte, wenn ich ihr meine Kommandos gebe, wird sie schon wissen, was sie damit tun muss. Ich war der Meinung, sie weiß genau, ob es besser ist, Schamweberin zu unterstützen oder sich ihr entgegenzustellen.«
    » Ihr könntet ihr die Entscheidung noch immer überlassen«, sagte Llarimar. » Schließlich habt Ihr Eure Kommandos an sie weitergegeben.«
    » Ich weiß«, sagte Lichtsang.
    Sie schwiegen.
    So wird es sein, dachte er. Der Erste von uns beiden, der die Kommandos ändert, hat die Kontrolle über alle zwanzigtausend Soldaten. Und der andere wird machtlos sein.
    Wie sollte er sich entscheiden? Sollte er sich zurücklehnen und den geschichtlichen Entwicklungen bloß zusehen, oder sollte er sich in sie stürzen und sie durcheinanderbringen?
    Wer immer du bist, dachte er, und was immer da draußen mich hierher zurückgesandt hat, warum konntest du mich nicht in Ruhe lassen? Ich hatte schon ein ganzes Leben hinter mir. Ich hatte meine Wahl getroffen. Warum musstest du mich zurückschicken?
    Er hatte alles versucht, und dennoch schauten die Menschen zu ihm auf. Er wusste, dass er einer der beliebtesten Zurückgekehrten war, von mehr Bittstellern besucht wurde und mehr Kunstwerke erhielt als alle anderen. Was stimmt bloß mit diesen Menschen nicht?, dachte er. Brauchten sie so dringend ein Objekt der Anbetung, dass sie lieber ihn dafür erwählten, als auf den Gedanken zu kommen, ihre Religion könnte falsch sein?
    Allmutter behauptete, dass einige das tatsächlich dachten. Sie sorgte sich über den abnehmenden Glauben im einfachen Volk. Lichtsang wusste nicht, ob er ihr zustimmen sollte. Er kannte die Theorien, nach denen diejenigen Götter, die am längsten lebten, die schwachen waren, weil das System die Besten dazu ermunterte, sich rasch zu opfern. Aber zu ihm kamen genauso viele Bittsteller wie zu Beginn.
    Oder lenkte er sich nur mit unbedeutenden

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