Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
weil ich zum Söldner geworden bin? Was hätte ich denn sonst tun sollen? Königreiche erobern? Über sie herrschen und Kriege anzetteln, so wie du es getan hast?«
Vascher neigte den Kopf. Denth knurrte, rannte auf ihn zu und holte mit dem Schwert aus. Vascher versuchte sich zu verteidigen, aber er war zu schwach. Denth stieß Vaschers Waffe beiseite, trat ihm in den Bauch, und Vascher prallte rückwärts gegen die Wand. Vascher sackte zusammen; sein Schwert war verloren. Er griff nach einem Messer, das im Gürtel eines der getöteten Soldaten steckte, aber Denth trat vor und stellte seinen Stiefel auf Vaschers Hand.
» Glaubst du, ich sollte wieder so werden, wie ich früher war?«, spuckte Denth aus. » Der glückliche, fröhliche Mann, der bei allen so beliebt war?«
» Du warst ein guter Mensch«, flüsterte Vascher.
» Dieser Mensch hat schreckliche Dinge gesehen und getan«, sagte Denth. » Ich habe es versucht, Vascher. Ich habe versucht, zu meinen Ursprüngen zurückzukehren. Aber die Dunkelheit… sie ist in meinem Inneren. Ich kann ihr nicht entkommen. Mein Lachen besitzt immer eine gewisse Schärfe. Ich kann nicht vergessen.«
» Ich könnte dir dabei helfen«, sagte Vascher. » Ich kenne die Kommandos.«
Denth erstarrte.
» Ich verspreche es dir«, sagte Vascher. » Wenn du willst, werde ich alles von dir nehmen.«
Lange stand Denth da, mit dem Fuß auf Vaschers Hand und mit gesenktem Schwert. Doch schließlich schüttelte er den Kopf. » Nein, das habe ich nicht verdient. Keiner von uns hat das verdient. Lebe wohl, Vascher.«
Er hob die Klinge. Und Vascher streckte den Arm aus und berührte Denth am Bein.
» Mein Leben zu deinem. Mein Hauch werde zu deinem.«
Denth erstarrte wieder und schwankte. Fünfzig Hauche flohen aus Vaschers Brust und strömten in Denths Körper. Sie waren sicherlich nicht willkommen, aber er konnte sie nicht abwehren. Fünfzig Hauche. Nicht viel.
Aber sie reichten aus. Sie genügten, damit Denth vor Vergnügen erschauerte. Nur eine einzige Sekunde lang verlor er die Kontrolle über sich und sackte auf die Knie. In dieser Sekunde sprang Vascher auf, riss den Dolch aus dem Gürtel des Leichnams neben ihm und schlitzte damit Denths Kehle auf.
Der Söldner fiel nach hinten, riss die Augen auf, und das Blut spritzte aus seinem Hals. Während das Leben aus ihm floss, schüttelte er sich noch immer in dem Vergnügen, frischen Hauch erhalten zu haben.
» Das würde niemand erwarten«, flüsterte Vascher und machte einen Schritt nach vorn. » Dieser Hauch ist ein Vermögen wert. Ihn jemandem zu schenken und ihn dann umzubringen bedeutet, einen größeren Reichtum zu verlieren, als die meisten Menschen ihn je besitzen werden.«
Denth schüttelte sich weiterhin, blutete, verlor vollständig die Kontrolle über sich. Plötzlich wurde sein Haar tiefschwarz, dann blond, dann feuerrot.
Schließlich wurde es weiß vor Entsetzen, und dabei blieb es. Er bewegte sich nicht mehr; sein Leben versickerte, die neuen und die alten Hauche verschwanden aus ihm.
» Du wolltest wissen, wie es mir gelungen ist, Arsteel umzubringen«, sagte Vascher und spuckte Blut. » Jetzt weißt du es.«
Blaufinger hob ein Messer auf. » Das wenigste, das ich für Euch tun kann, ist, Euch eigenhändig umzubringen, statt es den Leblosen zu überlassen. Ich verspreche Euch, dass es schnell gehen wird. Erst hinterher werden wir dafür sorgen, dass es wie ein heidnisches Ritual wirkt. So braucht Ihr nicht auf qualvolle Weise zu sterben.« Er wandte sich an ihre leblosen Bewacher. » Bindet sie auf den Altar.«
Siri kämpfte gegen die Leblosen an, die sie nun bei der Schulter packten, aber es war sinnlos. Sie waren furchtbar stark, und Siris Hände waren gefesselt. » Blaufinger!«, rief sie wütend und hielt seinem Blick stand. » Ich werde nicht auf einem Felsblock angebunden sterben wie eine nutzlose Jungfrau aus einer der Geschichten. Wenn du mich tot sehen willst, dann besitz wenigstens den Anstand, mich aufrecht stehend umzubringen.«
Blaufinger zögerte, aber er schien tatsächlich unter ihrer festen Stimme zusammenzuzucken. Er hob die Hand und hielt die Leblosen davon ab, sie auf den Altar zu zerren.
» Also gut« sagte er. » Haltet sie fest.«
» Du begreifst hoffentlich, welch wunderbare Gelegenheit dir entgeht, wenn du mich tötest«, sagte sie, als er auf sie zutrat. » Die Gemahlin des Gottkönigs würde eine ausgezeichnete Geisel abgeben. Du bist ein Narr, wenn du mich umbringst,
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