Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Viel jünger, als sie nach ihren schattenhaften Begegnungen vermutet hätte. Vermutlich regierte er schon seit Jahrzehnten in Hallandren, aber der Mann, der nun hinter ihr stand, wirkte kaum älter als zwanzig Jahre. Sie starrte ihn ehrfürchtig und mit leicht offen stehendem Mund an, und alle Worte, die sie zu ihm hatte sagen sollen, schwanden aus ihrem Kopf. Dieser Mann war wirklich ein Gott. Die Luft um ihn herum verzerrte sich. Wie hatte ihr das entgehen können? Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, ihn so zu behandeln, wie sie es getan hatte? Sie fühlte sich wie eine Närrin.
    Er sah sie mit leerer, undeutbarer Miene an. Sein Ausdruck war so beherrscht, dass er Siri an Vivenna erinnerte. Vivenna. Sie wäre nicht so streitlustig gewesen. Sie hätte es verdient gehabt, mit einem so majestätischen Geschöpf verheiratet zu werden.
    Die Dienerin zischte leise und zupfte wieder an Siris Kleid. Reichlich spät kniete Siri auf dem Stein nieder, während die lange Schleppe ihres Kleides hinter ihr leicht im Wind flatterte.
    Schamweberin kniete gehorsam auf ihrem Kissen. Lichtsang jedoch blieb stehen und schaute quer durch die Arena auf einen Mann, den er kaum erkennen konnte. Der Gottkönig trug Weiß, wie so oft, um des theatralischen Effekts willen. Da der Gottkönig das einzige Wesen war, das die Zehnte Erhebung erreicht hatte, besaß er eine derart starke Aura, dass er sogar aus etwas Farblosem Farben herausziehen konnte.
    Schamweberin warf einen Blick hoch zu Lichtsang.
    » Warum knien wir nieder?«, fragte Lichtsang.
    » Das ist unser König!«, zischte Schamweberin. » Komm endlich herunter, du Dummkopf.«
    » Was passiert, wenn ich es nicht tue?«, fragte Lichtsang. » Er kann mich nicht hinrichten. Ich bin ein Gott.«
    » Du könntest unserer Sache schaden!«
    Unserer Sache?, dachte Lichtsang. Bin ich nach einem einzigen Treffen schon Teil ihrer Pläne?
    Aber er war nicht so dumm, grundlos den Zorn des Gottkönigs auf sich zu ziehen. Warum sollte er sein vollkommenes Leben gefährden, in dem es Menschen gab, die seinen Sessel durch den Regen trugen und die Nüsse für ihn knackten? Also kniete er sich auf sein Kissen. Die Erhabenheit des Gottkönigs war unbegründet, genau wie Lichtsangs eigene Göttlichkeit– beides war Teil einer großen Scheinwelt.
    Aber er hatte entdeckt, dass Einbildung oft das einzig Wirkliche im Leben der Menschen war.
    Siri atmete rasch und kniete auf dem Steinboden vor ihrem Gemahl. In der gesamten Arena war es still geworden. Obwohl Siri den Blick gesenkt hatte, sah sie noch immer Susebrons in weißem Schuhwerk steckende Füße vor ihr. Selbst sie strahlten eine Farbaura aus; die weißen Riemen seiner Sandalen waren zugleich farbenprächtige Bänder.
    Zwei farbige Seile trafen zu beiden Seiten des Gottkönigs auf den Boden. Siri beobachtete, wie sich die Seile, die ein eigenes Leben zu haben schienen, um Susebron wickelten und ihn in die Luft hoben. Seine weiße Robe flatterte, als er durch den Raum zwischen dem Baldachin und der Rückwand hochgehoben wurde. Siri beugte sich vor und sah, wie die Seile ihren Gemahl auf einen steinernen Vorsprung über ihr zogen. Dort ließ er sich auf einem goldenen Thron nieder. Neben ihm befahlen zwei Erweckerpriester ihren lebendigen Seilen, sich um ihre Arme und Schultern zu rollen.
    Der Gottkönig streckte die Hand aus. Die Menschen standen auf, unterhielten sich wieder miteinander und nahmen Platz. Er wird also nicht neben mir sitzen, dachte Siri, als sie sich erhob. Ein Teil von ihr war erleichtert, ein anderer war enttäuscht. Sie hatte ihre Scheu, mit einem Gott verheiratet zu sein, inzwischen abgelegt, doch jetzt hatte er sie erneut tief beeindruckt. Verwirrt saß sie da und starrte hinaus auf die Menge. Sie bemerkte kaum, wie eine Gruppe von Priestern die Arena unter ihr betrat.
    Was sollte sie von Susebron halten? Er konnte kein Gott sein. Nicht wirklich. Oder doch?
    Austre war der wahre Gott aller Menschen– derjenige, der die Zurückgekehrten wieder auf die Erde schickte. Die Hallandrener hatten ihn vor den Vielkriegen und dem Exil der königlichen Familie ebenfalls angebetet. Erst danach waren sie umgefallen, waren zu Heiden geworden und hatten die Schillernden Töne angebetet: den biochromatischen Hauch, die Zurückgekehrten und die Kunst im Allgemeinen.
    Aber Siri hatte Austre nie gesehen. Man hatte ihr einiges über ihn beigebracht, doch was sollte sie von einem Geschöpf wie dem Gottkönig halten? Diese göttliche Aura aus

Weitere Kostenlose Bücher