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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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befürchtet aufzufallen, denn sie trug noch immer ihr einfaches idrisches Kleid mit dem hohen Kragen, dem praktischen Stoff und den gedämpften Farben. Allmählich aber erkannte sie, dass es in T’Telir gar nicht möglich war aufzufallen.
    Die Menschen um sie herum trugen eine so verblüffende Vielzahl von höchst unterschiedlicher Kleidung, dass sie sich fragte, wer so viel Phantasie für all diese Schnitte hatte. Einige waren so bescheiden wie Vivennas Kleid, andere besaßen sogar recht matte Farben, doch diese waren für gewöhnlich durch einen leuchtenden Schal oder Hut aufgelockert. Bescheidenheit in Schnitt und Farbe war offenbar unmodern, tauchte aber dennoch da und dort auf.
    Es geht nur darum, Aufmerksamkeit zu erregen, erkannte sie. Das Weiß und die blassen Farben sind eine Reaktion auf die allzu grellen Farben. Aber weil jedermann so eifrig versucht, sich von den anderen abzusetzen, schafft es im Grunde keiner!
    Nun fühlte sie sich etwas sicherer und sah Parlin an, dem es jetzt, da sie sich von den größeren Menschenmengen unten in der Stadt entfernt hatten, besser zu gehen schien. » Interessante Gebäude«, sagte er. » Die Leute tragen so viele Farben, aber der Palast da drüben ist zum Beispiel nur in einer einzigen Farbe gestrichen. Ich frage mich, warum das so ist.«
    » Das ist nicht nur eine Farbe. Es handelt sich um viele verschiedene Schattierungen derselben Farbe.«
    Parlin zuckte die Schultern. » Rot ist rot.«
    Wie konnte sie es ihm erklären? Jedes Rot war anders, wie Noten auf einer Tonleiter. Die Wände bestanden aus purem Rot. Die Dachschindeln, die Säulen vor den Seitenwänden und andere Ornamente wiesen etwas andere Schattierungen auf, die allesamt von den Übrigen abgesetzt und bewusst gewählt waren. Die Säulen zum Beispiel formten Farbabstufungen in Fünferschritten und harmonierten mit der Grundfarbe der Wände.
    Es war wie eine Sinfonie aus Schattierungen. Das Gebäude war offenbar für jemanden errichtet worden, der die Dritte Erhebung erreicht hatte, denn nur eine solche Person war in der Lage, das ideale Zusammenspiel zu erkennen. Für alle anderen war es nur… nun ja, ein Haufen Rot.
    Sie gingen an dem roten Palast vorbei und näherten sich der Arena. Unterhaltung spielte eine wichtige Rolle im Leben der hallandrischen Götter. Man konnte schließlich nicht erwarten, dass die Götter etwas Vernünftiges mit ihrer Zeit anstellten. Oft fanden ihre der Zerstreuung dienenden Vergnügungen in den Palästen oder auf dem Rasen statt, aber für besonders große Veranstaltungen gab es die Arena– die auch als Ort für die hallandrische Gesetzgebung diente. Heute würden die Priester zum Zeitvertreib ihrer Götter miteinander debattieren.
    Vivenna und Parlin warteten in der Menge, die sich vor dem Tor drängte, bis sie eingelassen wurden. Dabei warf Vivenna einen Blick auf einen anderen Eingang und fragte sich, warum diesen niemand benutzte. Die Antwort erfuhr sie, als sich ihm eine Gestalt näherte. Der Mann war umgeben von Dienern; einige trugen einen Baldachin. Alle waren in Blau und Silber gekleidet, was zu ihrem Anführer passte, der einen guten Kopf größer als die anderen war. Er strahlte eine biochromatische Aura ab, wie Vivenna sie noch nie gesehen hatte– auch wenn sie, wie sie zugeben musste, erst seit wenigen Stunden in der Lage war, sie zu erkennen. Die ihn umgebende Blase aus verstärkter Farbe war gewaltig; sie erstreckte sich beinahe dreißig Fuß weit. Für ihre geschärften Sinne schien sein Hauch unendlich zu sein. Unermesslich. Zum ersten Mal sah Vivenna, dass an den Zurückgekehrten etwas anders war. Sie waren nicht nur Erwecker mit noch mehr Macht. Vermutlich besaßen sie nur einen einzigen Hauch, aber dieser Hauch war so unermesslich mächtig, dass er ihnen sofort die höchste Erhebung ermöglichte.
    Der Gott betrat die Arena durch das offene Tor. Während sie ihn beobachtete, verschwand Vivennas Gefühl der Ehrfurcht. Im Verhalten dieses Mannes lag eine große Überheblichkeit, und die Art, wie er frei eintrat, während die anderen vor dem übervölkerten Eingang warten mussten, drückte Verachtung aus.
    Um zu überleben, muss er jede Woche den Hauch eines Menschen aufnehmen, dachte Vivenna.
    Sie hatte sich vorhin zu sehr entspannt, und nun spürte sie, wie ihr Abscheu zurückkehrte. Farbe und Schönheit konnten eine solch gewaltige Anmaßung nicht übertünchen, und sie konnten auch nicht die Sünde verdecken, die darin lag, dass dieser Gott wie ein

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