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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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in der Arena aufmerksam zu.
    Sie wusste noch immer nicht, ob sie den Hauch, den sie nun beherbergte, als schrecklich oder wundervoll ansehen sollte. Allmählich kam sie zu dem Ergebnis, dass er schrecklich war, gerade weil er sich wundervoll anfühlte. Je mehr Menschen sie umströmten, desto überwältigter war Vivena von der Art, wie sie diese durch ihre verstärkte Wahrnehmungskraft sah. Wenn Parlin die ungeheure Fülle all dieser Farben erkennen könnte, würde er die ganzen Kleider nicht so dumpf anstarren. Und wenn er die Menschen spüren könnte, würde er sich bestimmt so eingezwängt und atemlos fühlen wie sie.
    Das war es, dachte sie. Ich habe Siri gesehen, und ich weiß, was sie ihr angetan haben. Es ist Zeit zu gehen. Sie drehte sich um und stand auf. Und erstarrte.
    Zwei Reihen hinter ihr starrte ein Mann Vivenna unmittelbar an. Normalerweise hätte sie ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt. Er trug zerlumpte braune Kleidung, die an etlichen Stellen eingerissen war, und seine locker sitzende Hose wurde um die Hüfte nur von einem einfachen Strick gehalten. Seine Gesichtsbehaarung bildete schon beinahe ein Gestrüpp. Sein Haar war ungekämmt und reichte ihm bis auf die Schultern.
    Und er befand sich inmitten einer Farbblase, die so hell war, dass sie vom Zustand der Fünften Erhebung zeugte. Er starrte Vivenna an, ihre Blicke trafen sich, und sie hatte plötzlich das schreckliche Gefühl, dass er genau wusste, wer sie war.
    Sie taumelte rückwärts. Der seltsame Mann nahm nicht den Blick von ihr. Er regte sich, schob seinen Umhang zurück und enthüllte an seinem Gürtel ein großes Schwert mit schwarzem Knauf. Nur wenige Menschen in Hallandren trugen Waffen. Diesen Mann schien das nicht zu kümmern. Wie hatte er das Ding in den Hof geschmuggelt? Die Zuschauer neben ihm wichen zurück, und Vivenna konnte schwören, dass sie etwas Besonderes an dem Schwert spürte. Es schien die Farben zu verdunkeln, zu vertiefen. Es machte Hellbraun zu Braun, Rot zu Weinrot, Blau zu Marineblau. Als ob es sein eigenes Biochroma hätte…
    » Parlin«, sagte sie schärfer, als sie es gewollt hatte, » wir gehen.«
    » Aber…«
    »Sofort«, sagte Vivenna, drehte sich um und eilte davon. Ihre neu entdeckten biochromatischen Sinne teilten ihr mit, dass der Mann sie noch immer anstarrte. Jetzt, wo sie es wusste, begriff sie, dass es vermutlich sein Blick gewesen war, der ihr so großes Unbehagen bereitet hatte.
    Meine Lehrer haben davon gesprochen, dachte sie, während sie und Parlin zu einem der Ausgänge schritten. Das ist das Lebensgespür – die Fähigkeit zu bemerken, wenn Menschen in der Nähe sind und einen beobachten. Jeder besitzt es in gewissem Grade, doch es wird durch das Biochroma verstärkt.
    Sobald sie den Durchgang in der Steinmauer betrat, verschwand das Gefühl, beobachtet zu werden, und Vivenna stieß erleichtert den Atem aus.
    » Ich verstehe nicht, warum Ihr gehen wolltet«, sagte Parlin.
    » Wir haben gesehen, was es zu sehen gab«, sagte Vivenna.
    » Vielleicht«, meinte Parlin. » Ich dachte, Ihr wolltet hören, was die Priester über Idris zu sagen haben.«
    Vivenna erstarrte. » Wie bitte?«
    Parlin zog die Stirn kraus und wirkte bestürzt. » Ich glaube, sie könnten heute den Krieg erklären– wegen der Verletzung des Vertrages.«
    Gütiger Gott der Farben!, dachte Vivenna, drehte sich um und eilte zurück in die offene Arena.

Kapitel 16
    S age immer noch, dass wir einen Militärschlag gegen Idris nicht rechtfertigen können!«, rief einer der Priester. Der Mann trug Blau und Gold. Er war Stillflecks Hohepriester. Lichtsang konnte sich nicht genau an den Namen des Mannes erinnern. Nanrovah?
    Dieses Argument kam nicht unerwartet. Lichtsang beugte sich vor. Nanrovah und sein Meister Stillfleck waren stramme Traditionalisten. Sie neigten dazu, gegen jeglichen Vorschlag zu stimmen, waren aber trotzdem sehr geachtet. Stillfleck war fast genauso alt wie Schamweberin und wurde als weise angesehen. Lichtsang rieb sich das Kinn.
    Schamweberins Hohepriesterin Inhanna stellte sich gegen ihn. » Also bitte«, sagte die Frau dort unten, » müssen wir wirklich wieder darüber streiten? Idris ist nichts anderes als eine Rebellenenklave innerhalb der Grenzen unseres eigenen Königreiches!«
    » Sie blieben unter sich«, entgegnete Nanrovah. » Sie haben ein Land besiedelt, für das wir uns sowieso nicht interessieren.«
    » Ach nein?«, fragte Schamweberins Priesterin erzürnt. » Sie halten jeden einzelnen Pass

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