Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
fliehen, während sie Jagd auf dich machen? Und während du weißt, dass die Menschen von Bagdad sterben – und mit ihnen die eine, die du liebst?«
Tarik machte einen raschen Schritt. Seine Hand schoss vor. Ehe der Magier reagieren konnte, hatte er ihn bereits an der Kehle gepackt und bog ihn rückwärts mit dem Oberkörper über die Zinnen.
»Wage es nicht, Sabatea zu bedrohen!«, fauchte er, während er sich über das verzerrte Gesicht des alten Mannes beugte. Mit Genugtuung sah er, dass er dem Magier Schmerzen bereitete. Aus einem perfiden Grund fühlte es sich gut an, ihm weh zu tun.
»Tarik, nicht.« Sabatea trat neben ihn, ihre Stimme klang sanft. »Lass ihn.«
Die Faltensterne um Khalis’ Augen waren gespreizt, und Tarik entdeckte einen Schatten von Furcht, wo eben noch selbstsichere Arroganz gewesen war. »Ich kann dich von diesem Turm werfen, bevor einer der Gardisten hier ist. Dann werden wir sehen, wie gut sie mit ihren Teppichen umgehen können.«
»Welchen Sinn hätte es, wenn du mich tötest?«
»Ich habe gerade eine Menge Dinge gehört, die mir nicht gefallen haben. Vielleicht würde es mir gefallen, dich dort unten am Fuß des Turmes liegen zu sehen.«
»Tarik, bitte.« Sabatea legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Was er gemeint hat, ist, dass ich nicht mit dir von hier fortgehen werde, nur um ein Leben lang auf der Flucht vor den Dschinnen zu sein.«
Er musste sich vom Anblick des Magiers losreißen, um sie anzusehen.
»Ich liebe dich.« Sie lächelte zärtlich und strich ihm mit ihrer unverletzten Hand über die Wange. »Aber ich werde mich nicht mit dir in einer Höhle im Gebirge verkriechen, während es vielleicht einen Weg gäbe, die Dschinne aufzuhalten. Und ganz sicher gehe ich nicht zurück nach Samarkand.«
Khalis röchelte schmerzerfüllt. »Ich habe dich unterschätzt, Emirstochter, und ich erbitte deine Verzeihung. Offenbar verfügst du über weit mehr Verstand als dieser Rohling.«
Tarik schloss die Augen, konzentrierte sich ganz auf Sabateas Berührung. Sie hatte recht. Natürlich hatte sie recht. Als sie ihre Hand mit einem letzten Lächeln zurückzog, ließ er den Magier los und trat einen Schritt nach hinten.
Khalis rappelte sich hoch, bis er wieder aufrecht stand. Mit einem Schnauben klopfte er sich die dunkelblaue Robe glatt und sortierte seinen dünnen Bart aus den Halsketten auf seiner Brust.
»Ich gehe davon aus«, sagte er, »dass das noch nicht deine endgültige Antwort war.«
Tarik musterte ihn kalt. »Um den Dritten Wunsch zu finden, müssen wir erst einmal wissen, was genau er ist.«
Khalis lächelte und schaute nach oben.
Ein Luftzug, ein Rauschen – über ihnen.
»Und wo er ist«, sagte jemand von einem Teppich herab. Lautlos wie der Wüstenwind war er herangeglitten und senkte sich nun auf den Turm herab.
Tarik erkannte das Muster und spürte etwas wie einen Nachhall davon in seinen Fingerspitzen. Es war einer der langen, schmalen Teppiche der Garde, die sich auf einen Befehl ihrer Reiter hin zu Tiergestalten falten konnten.
Das Knüpfwerk breitete sich auf der Plattform aus. Die Fransen flatterten ein letztes Mal, dann kamen auch sie zur Ruhe. Die Strahlen der Morgensonne tauchten das schwarze Rüstzeug des Reiters in Kupferrot.
Der Byzantiner zog die Hand aus dem Muster, erhob sich und trat ihnen mit glühendem Kettenhemd entgegen. »Wir müssen reden, Schmuggler.«
Tarik nickte und stürzte sich auf ihn.
Ifritjäger
Der Mann in Schwarz riss abwehrend die Arme hoch, als Tarik gegen ihn prallte. Almarik wurde zu Boden gerissen und fiel der Länge nach zurück auf seinen Teppich – auf denselben Teppich, den Tarik in der Obhut Kabirs zurückgelassen hatte.
»Was hast du mit ihm gemacht?«, knurrte Tarik, als er den Byzantiner unter sich zu Boden presste.
»Mich bei ihm bedankt, dass er mein Eigentum aufbewahrt hat.« Almariks Faust schoss nach oben und traf Tarik am Unterkiefer. Schmerz explodierte in seinem Schädel und warf seinen Oberkörper nach hinten. Als Almarik nachsetzen wollte, prellte Tarik den zweiten Hieb blindlings beiseite und warf sich nach vorn – mit dem Ellbogen auf die Kehle des Byzantiners.
Almariks wütender Aufschrei erstickte zu einem Röcheln.
»Was ist mit Kabir?«, fragte Tarik erneut, sein Gesicht ganz nah über dem des anderen. »Wenn du ihm auch nur ein Haar gekrümmt hast…«
Der Byzantiner versuchte zu sprechen, aber noch immer blieb ihm die Luft weg. Tarik lockerte seinen Griff ein wenig –
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