Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
anderer Gedanke. »Da war ein Elfenbeinpferd, vorhin, als Almarik uns hergebracht hat.«
»Es ist mit einem Mal aufgetaucht«, bestätigte sie. »Almarik behauptet, es sei ihm durch die Stadt gefolgt. Ich glaube, es ist dasselbe wie im Gebirge.«
»Du glaubst, es ist auf der Suche nach dem Ifrit?«
»Es hat sich schon einmal um ihn gekümmert. Ich hab versucht, zu ihm zu sprechen, aber es ist weggeflogen und kreist seitdem über dem Palast, hoch genug, dass es die Teppiche der Garde nicht erreichen können.«
»Ist so was möglich? Ein Zauberpferd, das sich Sorgen um einen Ifrit macht?«
»Wenn sich die Tochter eines Emirs um einen Schmuggler sorgt«, erwiderte sie mit dem Hauch eines Lächelns, »ja, dann ist wohl auch das möglich.«
Er küsste sie erneut, dann führte sie ihn durch das fahle Honiglicht zum sterbenden Ifrit.
Das Versprechen
Als Tarik den Wunschdschinn zum letzten Mal gesehen hatte, im Abgrund der Hängenden Städte, war er ein schwebender Gigant gewesen, fünfmal so groß wie er. Tarik selbst hatte Sabatea erklärt, dass die Ifrit beliebig ihre Größe verändern konnten; mit eigenen Augen gesehen aber hatte er es noch nie.
Nun lag der Ifrit vor ihm, nicht größer als ein Kind, und es schien Tarik, als flimmerten seine Umrisse, zogen sich im einen Moment kaum merklich zusammen, um sich im nächsten wieder aufzublähen. Der Wunschdschinn verlor die Kontrolle über seinen Körper.
Seine Ähnlichkeit zu den Dschinnkriegern war nicht von der Hand zu weisen. Er hatte denselben langgestreckten, haarlosen Schädel. Zwischen seinen dünnen Lippen wölbten sich verschränkte Fangzähne. Aber im Gegensatz zu anderen Dschinnen war seine Haut nicht purpurfarben, sondern schwarz wie Pech. Viele seiner Krallen waren gesplittert. Wahrscheinlich weil er versucht hatte, sich gegen die glühende Halsfessel zu wehren, die Almarik ihm umgelegt hatte.
Tarik war kein mitfühlender Mensch – meist hatte er sich aus den Angelegenheiten anderer herausgehalten –, und die Ähnlichkeit des Ifrit mit seinen Todfeinden machte es ihm nicht leichter, Mitleid zu empfinden. Und dennoch – der Anblick des gefangenen Ifrit versetzte ihm einen Stich. Vielleicht weil er und Sabatea in gewisser Weise die Schuld an seinem Schicksal trugen. Vielleicht auch, weil es ihn berührte, wie sehr Sabatea mit dem Gefangenen litt.
Sie eilte auf ihn zu und ging neben ihm in die Hocke. Die Augenlider des Ifrit zitterten, als er sie einen Spaltbreit hob. Bebend reichte er ihr eine seiner langgliedrigen Hände. Wie die Arme anderer Dschinne waren auch die des Ifrit in drei Segmente unterteilt und besaßen je zwei Ellbogen. Das ließ die Bewegung, mit der er Sabatea die Finger entgegenstreckte, fremdartig und zugleich seltsam hilflos erscheinen.
»Was ist das für eine Fessel?«, fragte Tarik und deutete auf den leuchtenden Ring um den Hals des Wunschdschinns. Von dort aus führte ein langes Band, das im selben weißgelben Licht erstrahlte, mehrere Schritt weit zu einer erloschenen Öllampe. Die Lichtfessel verschwand in ihrem schnabelförmigen Ausguss.
»Eine Vorsichtsmaßnahme«, erwiderte Almarik, zu dessen Füßen die Kupferlampe am Boden stand. Er hatte wieder die Arme vor der Brust verschränkt und sah missbilligend zu, wie Sabatea auf den Ifrit einflüsterte.
»Kannst du sie ihm nicht abnehmen?«, fragte Tarik.
»Ohne sie würde er auf Nimmerwiedersehen verschwinden.«
Sabateas Kopf ruckte herum. Wutentbrannt starrte sie den Byzantiner an. »Er wird sterben, Almarik. So oder so. Er hat nicht mehr die Kraft, irgendwohin zu gehen.«
Der Ifritjäger blieb ungerührt. »Er ist mein Gefangener. Meine Beute. Ich entscheide, wie er behandelt wird. Und ich weiß nur zu gut, was ein Ifrit anrichten kann, wenn man die Kontrolle über ihn verliert.«
»Du solltest ihn freilassen«, sagte auch Tarik.
Almarik rührte sich nicht und hielt Tariks zornigem Blick mit einem streitlustigen Funkeln stand.
Tarik machte einen Schritt auf ihn zu, noch immer benommen. »Ihr wollt, dass ich mit ihm rede? Dann nur ohne die Fessel.«
Der Byzantiner lächelte. »Sie hindert ihn nicht am Sprechen.«
Sabatea sprang auf. »Dieses Ding bereitet ihm Schmerzen. Du hast ihn genug leiden lassen. Er hat niemandem etwas getan.«
»Ohne dieses Ding«, entgegnete Almarik ernst, »wird er fliehen.«
Der Ifrit schüttelte ruckartig den Kopf. Seine Hand zitterte krampfartig, als er auf Tarik deutete und ihn zu sich heranwinkte.
Tarik wusste, dass er
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