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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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nieder und verbargen ihre Aufzeichnungen in einem geheimen Winkel der Palastbibliothek von Tisfun.«
    »Wo du sie gefunden hast?«
    »Erst viel später, nachdem alle Bestände hierher gebracht worden waren, ins neu errichtete Bagdad. Tisfun verfiel nach der Gründung Bagdads innerhalb weniger Jahre, aber die Bibliothek wurde vollständig bewahrt. Auf meiner Suche nach einem Weg, den Fluch von meiner Tochter zu nehmen, stieß ich auf die Schriftrollen der beiden. Und erst da begann alles einen Sinn zu ergeben.«
    »Was genau haben Ajouz und…wie war ihr Name? Nasmat…Was genau haben sie getan?«, wollte Sabatea wissen.
    »Sie erschufen ein Abbild der Welt«, sagte Khalis. »Eine so exakte, so penible Kopie, dass fortan jedes Lebewesen, jeder Baum, jedes Sandkorn ein zweites Mal existierte. Und sie verbannten alle Magie aus ihrer Welt und banden sie an dieses Ebenbild. Jeder Zauber, jeder Fluch, jeder Funken magischer Macht, ganz gleich wo, wurde aus ihrer Welt gerissen und in diese Kopie verbannt. Und noch während ihre eigene Macht dahinging, steckten Ajouz und Nasmat das Abbild der Welt in eine Flasche, versiegelten sie und versenkten sie im Ozean.«
    Khalis verstummte.
    Tarik und Sabatea starrten ihn an, wechselten Blicke. Schließlich stellte Tarik die Frage, die gestellt werden musste. »Warum ist die Magie dann noch hier, wenn Ajouz und Nasmat sie verbannt haben?«
    Khalis schwieg. Auch Sabatea brachte keinen Ton heraus.
    Schließlich aber sagte der Magier: »Weil hier nicht hier ist.«
    Abermals Schweigen, eine zähe Stille, die Tariks Denken verklebte wie der Honig in Atalis’ Schrein.
    »Dies hier«, sagte Khalis, »ist nicht die Welt von Ajouz und Nasmat. Dies ist das Abbild, in das die Magie verbannt wurde. Wir alle, ihr und ich und all diese Menschen dort draußen, leben im Inneren einer Flasche am Grund des tiefsten Ozeans.«

 
Der dritte Magier
 
 
    »Natürlich« sagte Sabatea. »Was spricht schon dagegen?«
    Khalis schenkte ihr einen finsteren Blick. »Dies ist nicht die Zeit für Sarkasmus, Emirstochter.«
    Tarik hingegen zweifelte keinen Augenblick. Alles ergab einen Sinn. Die Visionen des Narbennarren, die jetzt die seinen waren. Die Bilder der Welt ohne Dschinne. Die außer Kontrolle geratene Magie, die seit einem halben Jahrhundert über das Antlitz der Erde fegte. Selbst der andere, gesunde Harun al-Raschid, den er gesehen hatte, als ihm die Soldaten im Audienzsaal die Augenklappe heruntergerissen hatten. Es war sogar eher die Erinnerung daran, die ihm zu denken gab: Wenn Harun auch dort existierte, obwohl er vor zweiundfünfzig Jahren noch gar nicht auf der Welt gewesen war, dann mochte das bedeuten, dass auch andere Spätergeborene zweimal lebten, hier wie dort.
    So wie Sabatea und er selbst.
    Er dachte, dass ihn das hätte verstören müssen, aber tatsächlich ließ es ihn kalt. Die Vorstellung war zu unwirklich, zu wenig fassbar.
    »Ajouz und Nasmat hatten Erfolg mit ihrer Beschwörung«, sagte Khalis. »Und du, Tarik, bist der lebende Beweis dafür. Wir kannten so gut wie keine Einzelheiten über Amaryllis’ Prophezeiungen, aber nun, da sie auf dich übergegangen sind, ist alles ganz offensichtlich. Er besaß das Talent, die andere Welt zu sehen, das Vorbild für diese hier – aber er hielt es für eine Vision der Zukunft und hetzte die Dschinne zum Krieg gegen uns Menschen auf. Amaryllis gab ihrer Grausamkeit einen Sinn, ein höheres Ziel, das ihre Fürsten einte und sie alle zu einer gewaltigen Armee zusammenschweißte.«
    »Und jetzt, da Amaryllis tot ist?«, fragte Sabatea.
    Khalis sah Tarik lange und durchdringend an. »Es besteht die Möglichkeit, dass sie versuchen werden, sich die Macht ihres Propheten zurückzuholen.«
    »Keine gute Idee«, sagte Tarik.
    Sabatea atmete langsam aus. »Du wärst dann ihr neuer Prophet.«
    Er bemühte sich um ein Lachen, aber es blieb ihm im Hals stecken, als der Magier nickte.
    »Sie werden annehmen, dass es nicht schwer sein kann, sich einen Menschen gefügig zu machen«, sagte Khalis. »Wahrscheinlich reicht es schon, dich ihren Kriegern vorzuführen – die Rückkehr des Propheten zu seinem angestammten Volk.«
    Tarik schwieg. Versuchte, auch nur im Ansatz zu erfassen, was Khalis ihm gerade begreiflich machen wollte.
    »Zarathustras Flamme!«, fluchte Sabatea. »Falls sie wissen, dass du hier bist, oder wenn sie es noch herausfinden… dann werden sie versuchen, dich zu entführen. Sie werden ihre Kreaturen schicken, diese Kali-Assassinen

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