Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
ich!“ Evan streitet das Ganze mit ein bisschen zu viel Nachdruck ab und Dan holt zum entscheidenden Schlag aus.
„Evan …“ Dan stellt sich direkt vor Evan und sieht ihm in die Augen, versucht, ihn zur Ehrlichkeit zu bewegen. „Evan, hast du jemals in einem Unternehmen gearbeitet, das nicht deiner Familie gehörte?“ Evan schaut zu Boden und Dan lacht. „Tja, das ist nicht ganz das selbe, Kumpel.“ Ganz so locker sollte Dan wohl eigentlich nicht mit ihm reden, aber Evan scheint es nicht zu stören.
„Trotzdem … ich bin immer noch ein Kunde … heißt das nicht, ich habe immer recht? Wenn ich sage, dass ich etwas Aufmerksamkeit verdiene, bist du sie mir dann nicht schuldig?“ Die Worte klängen unverschämt, wäre da nicht das freundliche, neckende Grinsen im Gesicht des anderen Mannes.
Dan möchte sich da eigentlich nicht hineinziehen lassen, doch es fällt ihm schwer, den Augen und den Grübchen zu widerstehen. „Na gut, okay. Gibt es wirklich etwas, das du wissen willst, oder möchtest du mich nur nerven?“
Evans triumphierendes Lächeln nimmt gefährliche Ausmaße an. „Es gibt vieles , was ich wissen möchte! Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll!“
Ein Gast am anderen Ende der Bar bedeutet Dan mit einem Blick, dass er sein Glas nachgefüllt haben möchte. Dan bewegt sich von Evan weg, aber sagt: „Okay, du kannst eine Frage stellen, also such dir die richtige aus. Ich bin gleich zurück.“ Während Dan dem anderen Gast ein Bier zapft, fragt er sich, was er da eigentlich mit Evan tut. Es ist nicht direkt Flirten … oder doch? Aber so ist Dan nicht. Er flirtet nicht mit dem Freund eines anderen und betrügt ganz bestimmt nicht seinen eigenen. Chris ist Justins bester Freund und hat sich als solcher das Recht herausgenommen, Dan zu sagen, er könne tun, was er wollte, doch Dan weiß, dass die Entscheidung nicht bei Chris liegt. Chris und Justin mögen vielleicht zusammen aufgewachsen sein, aber Chris kennt Justin nicht auf dieselbe Art, wie Dan ihn kennt. Und offenbar kennt Chris ihn selbst auch nicht sehr gut, wenn er Dan für fähig hält, jemanden zu betrügen, der in einem Krankenhausbett liegt.
Dan beschließt, dass Evan nur ein typisches reiches Söhnchen ist, das aus Dingen, die anderen viel bedeuten, ein Spiel zu seinem eigenen Vergnügen macht. Aber Dan hat keine Lust zu spielen. Er muss höflich sein, da Evan ein bisschen zu einflussreich ist, um ihn zu beleidigen, aber das ist dann auch alles.
Doch wie Dan feststellen muss, ist es leichter, diese Art von Entschluss zu fassen, wenn er sich am anderen Ende der Bar befindet. Als er wieder Evan gegenübersteht und mit der ganzen Wärme seiner Persönlichkeit konfrontiert wird, ist sein eigenes Lächeln wesentlich ehrlicher als beabsichtigt. „Ist dir eine Frage eingefallen?“
„Jede Menge, Mann. . Ich glaube nicht, dass eine reichen wird. Kann ich irgendwas tun, um mir noch ein paar zu verdienen?“ Ja, das ist eindeutig Flirten. Dan weiß, dass er dem ein Ende setzen sollte, aber er ist auch neugierig, wie weit Evan gehen wird. Und wenn er ganz ehrlich ist, genießt er die Aufmerksamkeit vielleicht ein wenig.
„Unwahrscheinlich, aber wenn die erste nicht allzu schrecklich ist, werde ich drüber nachdenken.“
„Oh, nichts Schreckliches … Um ganz ehrlich zu sein, schließt das eine Menge meiner Ideen von vornherein aus.“
Ein weiterer Kunde muss bedient werden, also zieht Dan als Antwort nur eine Augenbraue hoch und geht seiner Arbeit nach. Als er zurückkommt, lächelt Evan zufrieden. „Okay, ich hab eine. Eine leichte, ganz schreckfrei.“ Dan nickt und Evan fährt fort. „Wie bist du zum Reiten gekommen?“
Dan weiß, dass das eigentlich eine leichte Frage sein sollte, also kann er sie Evan nicht vorwerfen. Doch beantworten möchte er sie trotzdem nicht. „Ich habe bei einer Familie gelebt, die Pferde hatte, und sie haben es mir beigebracht.“ Es ist ein bisschen schöngefärbt, aber nicht gelogen.
„Bei einer Familie? Nicht deiner Familie?“
„Du hast nur eine Frage, Mann, nicht zwei.“ Dan geht ein Stück die Bar hinunter und holt sich ein neues Glas zum Polieren. Evan folgt ihm mit seinem Bier. „Nein, das ist nur ein Nachhaken. Zur Verdeutlichung. Deine Antwort war schwammig und unvollständig!“
Evan scheint nicht der Typ zu sein, der einen Wink mit dem Zaunpfahl versteht, und Dan erinnert sich wieder daran, dass er ein verwöhnter, reicher Junge ist und daran gewöhnt, seinen Willen
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