Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
nächsten Morgen um neun zum Haupthaus zu kommen.
Das war es dann also. Er wird herausfinden, was vor sich geht, und zwar in … er schaut auf seine Armbanduhr. Sechs Stunden. Er hat wirklich genug von dem ganzen Theater – er war immer mehr als nur ein Angestellter für Karl und Molly. Er versteht nicht, warum sie ihn so ausschließen, und es gefällt ihm auch nicht.
Er schläft schnell ein, aber wacht wie immer auf, als er Robyn hört, die kommt, um die Pferde zu füttern. Er versucht, wieder einzuschlafen, doch dann scheint die Sonne in sein Fenster und er weiß, dass es vergebens ist.
Er duscht, zieht sich an und fragt sich, wie er fast zwei Stunden totschlagen soll. Schließlich entscheidet er sich dafür, mit Robyn zusammen die Pferde auf die Weide zu bringen. Auch wenn er diese nicht reiten darf, beruhigt es ihn trotzdem, sie um sich zu haben. Robyn und er quetschen sich gegenseitig nach weiteren Informationen aus, aber ohne Erfolg.
Schließlich macht er sich auf den Weg zum Haus. Er ist ein bisschen früh dran, aber glaubt nicht, dass es Karl und Molly stören wird. In einer besseren Situation hätte er erwartet, bei ihnen ein Frühstück ergattern zu können, doch damit sieht es heute wohl schlecht aus.
Es ist keine große Überraschung, dass Chris‘ Pick-up wieder in der Auffahrt steht. Chris hatte ihn am Vortag nicht zurückgerufen, was absolut untypisch für ihn ist, also weiß Dan, dass er irgendetwas mit dem „Großen Geheimnis“ zu tun haben muss. Von den Kaminskis fehlt allerdings jede Spur.
Nachdem Dan sich gewissenhaft die Füße abgestreift hat, klingelt er. Normalerweise würde er jetzt einfach die Tür öffnen und „hallo“ rufen, aber irgendwie fühlt sich alles nicht mehr ganz so zwanglos an.
Als Karl die Tür öffnet, wirkt er zurückhaltend, schon fast nervös, und versucht Dans Blick auszuweichen. Er führt Dan ins Wohnzimmer, wo Molly und Chris warten.
Chris steht auf und sagt: „Ich werde schon mal den Papierkram in Ordnung bringen“, als er das Zimmer verlässt.
„Komm rein, Dan“, fordert Molly ihn leise auf, „bitte setz dich.“
Sie verhält sich, als müsste man ihn mit Samthandschuhen anfassen und der Kontrast zu ihrer sonst so direkten Art macht Dan irgendwie Angst. „Ja, okay“, antwortet er. Was auch immer es ist, es kann nicht so schlimm sein wie sie tun.
Nach einem Moment des betretenen Schweigens beginnt Molly: „Wir … wir habe mehrere Entscheidungen getroffen. Sie hängen alle zusammen und haben alle mit dir zu tun, und wir … wir wissen, dass du nicht unbedingt unserer Meinung sein wirst, aber wir möchten dich darum bitten, uns erst mal zuzuhören. Geht das?“
Dan zuckt die Schultern. Er wird bestimmt nichts versprechen, bevor er weiß, worum es überhaupt geht.
Molly nickt, als hätte sie mit dieser Reaktion gerechnet und Karl spricht weiter: „Dan, du weißt, dass man uns schon früher Angebote für den Hof gemacht hat, und dass wir sie immer abgelehnt haben. Wir dachten, Justin würde ihn mal übernehmen – das war immer der Plan.“ Es ist offensichtlich, dass es Karl immer noch Schmerzen bereitet, über die Verletzung seines Sohnes zu sprechen. Dan sitzt einfach still da, um es nicht noch schlimmer zu machen. Doch Karl und Molly sehen ihn an, als erwarteten sie eine Antwort.
„Ihr verkauft an die Kaminskis?“, äußert Dan seine Vermutung. „Aber wozu braucht ein Millionär aus Kalifornien einen Pferdehof in Kentucky?“
„Nicht direkt … wir verkaufen das Land an Leincorp Developments. Offenbar denken sie darüber nach, hier eine Zweigstelle einzurichten.“
„Oh.“ Es dauert einen Moment, bis Dan die Information verarbeitet hat. „Dann werdet ihr den Hof ganz schließen?“
Molly nimmt seine Hand. „Aber die Kaminskis sind daran interessiert, die Pferde zu kaufen! Und zwar alle! Sie haben da draußen wohl einen großen Stall und wollten ursprünglich nur ein Pferd für Tatiana kaufen, aber jetzt denken sie darüber nach, in die Pferdebranche einzusteigen und ihren Stall zu füllen.“
Dan ist nicht besonders schockiert. In der Zeit, in der er über Kaminskis Rolle bei der Sache nachgedacht hatte, waren ihm verschiedene Szenarien vorgeschwebt, und davon hatten mehrere damit zu tun, dass die Kalifornier mit Geld um sich warfen. Er ist sich nur nicht sicher, warum die ganze Geheimniskrämerei nötig war. „Okay, das ist doch toll. Ich meine, ich sollte euch wohl gratulieren. Wisst ihr schon, was ihr stattdessen machen
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