Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
werdet?“
Molly und Karl tauschen leicht ängstliche Blicke aus. „Wir werden uns wohl einfach zur Ruhe setzen“, sagt Molly. „Das letzte Jahr – es hat uns beiden sehr zugesetzt. Wir haben fast all unser Erspartes aufgebraucht, aber mit dem Geld für das Land und die Pferde haben wir genug.“
Dan nickt. „Ja, okay, Glückwunsch. Ich vermute, dann wollt ihr mich aus der Wohnung haben. Wie viel Zeit habe ich dafür?“ Dan stellt fest, dass ihn der Gedanke, seine Arbeit zu verlieren, nicht aus der Bahn wirft. Was das Geld betrifft, kann er mit ein paar Schichten in der Bar mehr verdienen, wenn man bedenkt, wie selten er für die Arbeit im Stall bezahlt wird. Und wenn er mit Pferden arbeiten möchte, dann kann er mit seinem guten Ruf etwas anderes in dem Bereich finden. Über den Auszug aus der Wohnung nachzudenken, fällt ihm da schon schwerer – schließlich hatten Justin und er dort ihr gemeinsames Leben geführt.
Karl antwortet: „Naja, die Bauunternehmer wollen so schnell wie möglich anfangen, doch wir haben ihnen gesagt, dass wir Zeit brauchen werden, um zu packen, und die brauchst du natürlich auch. Sie haben etwas mehr geboten, wenn wir das Land schnell räumen, also lass uns wissen, wie viel Zeit du brauchst und wir können den Bonus mit dir teilen.“
„Und deine Gehaltsnachzahlungen“, fügt Molly eilig hinzu. „Wir haben alles genau festgehalten und Chris weiß die genaue Summe. Wir werden dir alles mit Zinsen zahlen.“ Sie nähert sich Dan und legt ihm die Hand auf den Arm. „Wir wissen wirklich nicht, wie wir das ohne dich durchgestanden hätten, Dan.“
„Nein, ist schon gut. Ich würde euch nie hängen lassen. Und ich habe nicht viele Sachen. Ich kann ausziehen, sobald ich etwas Neues gefunden habe. Also macht euch darum keine Sorgen.“ Dan steht auf. „Also, wie lange sind die Pferde noch hier? Und darf ich so lange nicht mehr reiten?“
„Nun ja, das ‚nicht reiten‘ gilt nur, solange alles in der Schwebe ist. Wenn wir uns auf einen Preis geeinigt hätten und sich dann eines der Pferde verletzen würde, könnte das alles durcheinanderbringen. Und wir verhandeln immer noch die Einzelheiten mit den Kaminskis. Aber selbst, wenn das schiefgehen sollte, werden wir Käufer finden, keine Sorge. Vielleicht müssen wir dann wegen der Preise ein paar Kompromisse eingehen, aber es sind gute Pferde – wir werden ein Zuhause für sie finden.“ Molly klingt, als müsste sie nicht nur Dan überzeugen, sondern auch sich selbst.
„Also steht die Sache mit den Kaminskis noch nicht fest?“ Dan setzt sich wieder. „Bei der momentanen Wirtschaftslage kaufen nicht viele Leute Pferde. Habt ihr darüber nachgedacht, den Stall noch eine Weile zu behalten, bis ihr wisst, was mit den Pferden passiert?“
Karl sieht Molly an und beide schütteln den Kopf. „Nein. Das Angebot mit der Zweigstelle gilt nur für kurze Zeit und … wir … wir wollen es einfach hinter uns haben.“ Karl schaut auf seine großen Hände hinab. „Du hattest recht mit Monty und dem kleinen Mädchen. Ihn ihr zu verkaufen wäre furchtbar gewesen. Hätte wirklich gefährlich sein können. Und du hattest recht damit, dass gerade wir es besser wissen sollten …“
„Es hat uns wirklich die Augen geöffnet, Dan“, wirft Molly ein. „Uns ist klar geworden, dass wir es schon seit einer ganzen Weile übertreiben. Wir mussten Abstand nehmen und über alles nachdenken.“
„Ja, okay, das kann ich verstehen.“ Und das kann er. Dan arbeitet schon seit Jahren für die Archers und weiß, wie sie vor Justins Unfall waren und wie sie seither sind. Karl und Molly sind wirklich nicht mehr dieselben Menschen wie noch vor einem Jahr.
„Aber es ist wirklich auch eine Chance für dich, Dan“, sagt Molly, anscheinend bemüht, etwas Begeisterung durchklingen zu lassen. „Die Kaminskis sind auf der Suche nach einem Trainer. Jeffs Hilfe ist wohl eher ein Freundschaftsdienst und er hat genug mit seinen eigenen Angelegenheiten und Geschäften zu tun. Evan war sehr daran interessiert, dich als Trainer nach Kalifornien mitzunehmen. Es würde dir bestimmt Spaß machen, zur Abwechslung mal für einen Stall mit Geld zu arbeiten!“
Dan möchte nur ungern darüber nachdenken, was genau Evan mit seinem ganzen Geld so alles kaufen will. „Aber ich werde ganz sicher in Kentucky bleiben, selbst wenn ich nicht mehr für euch arbeite. Ich kann Justin nicht einfach zurücklassen.“ Er steht wieder auf, ein bisschen gekränkt über die
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