Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
das Risiko eingehen, seine Meinung zu ändern, indem er auch nur eine Minute länger dort drinnen bleibt.
Er steigt die hölzerne Treppe hinab und tritt in die Nacht hinaus, wo er die kühle, dunkle Luft tief einatmet. Er denkt an Justin und fragt sich, was er davon halten würde, aber dann erinnert er sich an seinen Vorsatz vom Morgen und versucht, nicht mehr daran zu denken. Stattdessen sucht er nach einer glücklichen Erinnerung mit Justin. Das Erste, was ihm einfällt, ist das Essen, bei dem er Justin so zum Lachen gebracht hatte, dass diesem am Esszimmertisch seiner Eltern Tomatensuppe aus der Nase gelaufen war. Nicht romantisch, nicht ergreifend … aber zum Totlachen. Und er lacht ein bisschen vor sich hin, als er sich an Mollys Reaktion erinnert und wie Justin versucht hatte aufzuhören, aber dadurch nur noch mehr lachen musste, bis er schließlich nur noch aufstehen konnte, um den Rest seines Mundvoll Suppe in den Abfluss zu spucken. Und dann hatte er vor der Spüle gestanden, während seine breiten Schultern immer noch bebten und Dan hatte ihn von hinten umarmt und mit ihm gelacht. Dan vermutet, dass Ryan Justin gemocht hätte und Justin Ryan. Aber er weiß nicht, ob es das, was er getan hat, besser oder schlimmer macht.
Kapitel 31
I N DIESER Nacht schläft Dan schlecht. Er ist nicht sicher, ob er die Sache mit Ryan auf die richtige Art und Weise beendet hat. Er dachte, nicht länger zu bleiben, würde es leichter machen, doch jetzt hat er das Gefühl, ihn zu überstürzt verlassen zu haben und fragt sich, ob er dadurch die Erinnerung an ihre ganze Bekanntschaft geschmälert hat. Und er weiß immer noch nicht, wie er sich dabei fühlen soll, einen Neuanfang nach Justin gemacht zu haben. Justin ist zwar schon seit einem Jahr nicht mehr Teil seines Lebens, aber tot ist er eigentlich erst seit einem Monat, also hat Dan ihn vielleicht zu schnell hinter sich gelassen. Und auf vordergründiger Ebene sorgt sich Dan um ihr erstes Turnier am nächsten Tag. Er hat zwar schon an vielen Veranstaltungen teilgenommen, aber war noch nie der Verantwortliche und er möchte Evan auf keinen Fall enttäuschen. Und dieser Gedanke führt zu Sorgen was Evan selbst angeht und wie die lange Fahrt mit ihm verlaufen wird. Insgesamt ist die Nacht nicht so erholsam, wie er es sich gewünscht hätte.
Trotzdem ist er am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang auf den Beinen und auf dem Weg zum Stall, um mit den Vorbereitungen zu beginnen. Die Pferde sind alle am Vortag gewaschen worden, doch es muss trotzdem noch ihre Ausrüstung eingeladen werden, und außerdem brauchen sie ihre Transportgamaschen und Decken, und dann muss Dan noch einmal alles mit den Reitern durchgehen, um sich zu vergewissern, dass sie auch ihre Ausrüstung haben, und dann folgt ein kurzer Augenblick der Panik, als die Transportfirma anruft, um einen Transporter für zwei Pferde zu bestätigen, obwohl Dan einen für sechs bestellt hatte. Doch zum Glück trifft eine halbe Stunde später tatsächlich der richtige Transporter auf dem Hof ein und die Pferde lassen sich problemlos verladen. Dan versucht, sich zu beruhigen, als er Evan und Robyn dabei hilft, die letzten Reste der Ausrüstung in den Transporter und den Kofferraum von Evans Cherokee zu laden. Er zieht in Erwägung, Ryan anzurufen und sich noch einmal besser zu verabschieden, aber da er nicht wüsste, was er anderes sagen sollte, verwirft er den Gedanken wieder.
Tat möchte unbedingt im Transporter mitfahren, also klettern – nachdem Evan sich versichert hat, dass der Fahrer vernünftig ist – Tat und Michelle ins Führerhaus des großen Wagens und Robyn und Dan steigen bei Evan ein. Dan sitzt auf der Rückbank und beginnt schon, einzunicken, bevor sie überhaupt die Stadt erreicht haben. Selbst wenn er in bester Verfassung ist, bereitet es ihm Probleme, in einem sich fortbewegenden Fahrzeug wach zu bleiben, wenn er nicht selbst am Steuer sitzt und im Moment ist er nicht in guter Verfassung. Evan und Robyn führen im vorderen Teil des Autos eine fröhliche Unterhaltung, so dass Dan nicht das Gefühl hat, er müsste sich beteiligen, und deshalb benutzt er seine zusammengerollte Jacke als Kissen und schläft ein.
Er hat einen seltsamen Traum voller Bewegungen und Klänge. Er wacht mitten in einer Vision von Evan auf, wie er durch die überfluteten Gänge eines Gebäudes schwimmt, das wie Dans ehemalige Grundschule aussieht, nur um festzustellen, dass das Auto stillsteht und Evan sich in seinem Sitz
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