Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
nachfragen. Ist es in Ordnung, wenn ich in ein paar Minuten zurückrufe?“
„Ja, danke Linda. Das wäre toll.“ Sie legt auf und Dan überlegt, ob man sie mit irgendeiner Frage aus der Ruhe bringen könnte. Er kann es sich nicht vorstellen.
Er ist nicht sicher, wie lange er wird warten müssen,aber es gibt genug, worüber er in der Zwischenzeit nachdenken kann. Er hat wirklich keine Ahnung, wie er in Bezug auf Evan eine Entscheidung treffen soll. Seine Chris-Puppe schlägt eine Pro-und-Kontra-Liste vor und Dan kann wirklich nicht sagen, ob es ernst gemeint ist oder nicht. Es ist ein bisschen beunruhigend.
Dan zieht in Erwägung, den echten Chris anzurufen, doch er möchte die Leitung für Lindas Anruf freihalten. Er versucht, sich selbst mit dem Problem zu beschäftigen. Die erste Möglichkeit war ein rein berufliches Verhältnis zu Evan, mit der Chance auf eine tiefere Beziehung zu Jeff. Aber Dan ist nicht davon überzeugt, dass diese Möglichkeit tatsächlich realisierbar wäre. Er glaubt, dass Evan wirklich dazu bereit wäre, aber bei Jeff ist er sich nicht so sicher. Jeff und Evan haben vielleicht Probleme, doch der Anruf am Vortag hat gezeigt, dass Evan immer noch verdammt viel Einfluss auf Jeff hat. Obwohl Dan sich so verführerisch gegeben hatte, wie er nur konnte, hatte Jeff sich trotzdem für Evan entschieden. Dan fragt sich, wie weit er sich demütigen lassen würde. Könnte er etwas mit Jeff anfangen, obwohl er akzeptieren müsste, immer an zweiter Stelle zu stehen?
Oder sollte er über die zweite Möglichkeit nachdenken, Freundschaft mit Evan und nichts mit Jeff? Oder vielleicht auch Freundschaft mit Jeff, obwohl er nicht sicher ist, ob er dazu in der Lage wäre, ohne verrückt zu werden. Allerdings ist er nach dem Kuss am Vorabend auch nicht mehr sicher, ob er dazu mit Evan in der Lage wäre. Nach allem, was zwischen ihnen dreien geschehen ist, erscheint Freundschaft ein bisschen fade und langweilig. Dan beschließt, diese Möglichkeit nur als letzten Ausweg in Betracht zu ziehen.
Bleibt also Möglichkeit Nummer drei. Diejenige, die Evan sich wünscht, erinnert sich Dan, und ihm läuft ein Schauer über den Rücken, denn er kann beinahe wieder Evans stoppelige Wange an seiner eigenen fühlen. Dan denkt angestrengt darüber nach und versucht sich vorzustellen, wie es funktionieren könnte. Nicht nur auf der körperlichen Ebene, sondern auch emotional. Würden sie ihn wirklich als gleichwertigen Partner Teil ihrer Beziehung werden lassen, oder wäre er nur ein außerordentliches Mitglied, ein gelegentlicher Besucher, ein neues Spielzeug? Er kann sich nicht vorstellen, dass sie verrückt genug wären, ihm Ersteres anzubieten und hat Angst, er könnte schwach genug sein, sich mit dem Letzteren zufriedenzugeben.
Sein Handy klingelt und er hebt ein wenig erleichtert ab. Denken ist anstrengend.
„Hey, Linda.“
„Hi, Dan. Ich habe mit Bill Albanese aus der Sicherheitsabteilung gesprochen und er sagt, Sie haben die Freigabe und genau denselben Zugang wie vorher.“
„Wirklich? Das ging aber schnell.“
„Hatten Sie auf ein paar Tage Urlaub gehofft?“ Lindas Stimme ist freundlich und humorvoll.
„Äh, nein, das nicht. Aber … toll, danke.“ Er schaut auf die Uhr. Die Pferde müssten jetzt schon draußen stehen, aber er könnte nach den Turnierpferden auf der Weide sehen und …
„Oh, Dan, wenn ich Sie schon mal am Telefon habe …“
„Ja, was gibt’s?“ Dan hätte beinahe vergessen, dass er sich mitten in einem Telefongespräch befindet.
„Evan hat mich gebeten, Kontakt zu jemandem aufzunehmen, den er am Turnierwochenende getroffen hat und es ist mir noch nicht gelungen, durchzukommen. Aber er hat gesagt, der Mann wäre ein Bekannter von Ihnen … haben Sie vielleicht eine Nummer von Sean Dubois?“
Dans Verstand kommt für einen Moment zum Stillstand, und als er die Arbeit wieder aufnimmt, stottert er erst mal ein bisschen. Evan. Auf der Suche nach Sean Dubois. Dan fällt nur ein Grund ein, aus dem Evan Kontakt zu Sean Dubois, einem unterbeschäftigten professionellen Vielseitigkeitsreiter, suchen könnte. Evan hatte behauptet, er käme mit einer rein beruflichen Beziehung zurecht, aber vielleicht ist das doch nicht der Fall. Dan reißt sich weit genug zusammen, um herauszubringen: „Ähm, nein, leider nicht.“
Linda klingt, als hätte sie Dans seltsame Reaktion auf ihre Frage bemerkt. „Naja, es war bestimmt nichts Wichtiges. Dann werde ich es wohl einfach weiter mit dieser
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