Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Typ.“
„So ist Evan im Familienmodus: entspannt, höflich und freundlich.“ Jeff lächelt leicht. „Ich respektiere Business-Evan, aber Familien-Evan ist mir deutlich lieber.“
Das wäre jetzt eigentlich die perfekte Gelegenheit, mehr über Jeffs und Evans Beziehung zu erfahren, doch Dan hält sich mit Fragen zurück. Jeff und er haben ein freundliches Verhältnis zueinander, aber sie sind keine Freunde. „Und mit welchem Evan hätte ich auf dem Hof zu tun?“
Jeff lächelt. „Er möchte schon versuchen, mit der Sache Gewinn zu machen, aber es ist doch hauptsächlich als Hobby für seine Schwester gedacht. Solange sie daran interessiert ist, wird es beim Familienmodus bleiben. Und falls sie mal keinen Spaß mehr daran hat und es zu einer rein geschäftlichen Angelegenheit wird, wirst du ihm nicht mehr allzu oft begegnen. Der Junge leitet ein privates Multimilliardendollar-Unternehmen. Ein paar Pferde werden ihm nicht wichtig genug sein, um viel Zeit in sie zu investieren. Er wird aus dem Ganzen eine Geschäftsstelle machen, dich irgendeinem Manager zuteilen, und dann triffst du ihn vielleicht einmal im Jahr bei der Weihnachtsfeier..“ Jeff grinst. „Und da wird er dann zu viel Eierlikör trinken und unangebrachte Annäherungsversuche machen. Du wirst ihn als betrunkenen Playboy abtun und dich am nächsten Tag wieder mit deinen Pferden beschäftigen. Keine große Sache.“
Dan schüttelt den Kopf. „Hat er keine Angst davor, wegen sexueller Belästigung verklagt zu werden?“
Jeff grinst. „Normalerweise kann er Privates ziemlich gut vom Beruflichen trennen.“ Jeffs Grinsen wird einen Hauch anzüglicher und er fügt hinzu: „Ich kann mir nicht erklären, was da bei dir in ihn gefahren ist.“
Okay, das wird Dan jetzt aber als Entschuldigung nutzen, um ein bisschen nachzubohren. „Und es stört dich nicht? Dass er mit anderen schläft?“
Jeff scheint die Frage nicht zu überraschen. Er schüttelt nur den Kopf. „Uns beiden gefällt es so. Wir sind … wir sind zwar ein Paar, aber … wir sind beide häufig auf Reisen, und keiner von uns beiden möchte sich fest an nur eine Person binden.“ Er zuckt die Schultern. „Es funktioniert. Wir verstehen uns gut, und der Altersunterschied macht die Dinge nur interessanter. Da droht also auch kein Drama, falls du dir deswegen Sorgen machst.“
Seltsamerweise ist Dan nicht deswegen neugierig hinsichtlich dieser Beziehung, weil er ein Drama vermeiden möchte, und er ist auch nicht neugierig, weil er irgendwie an Evan interessiert wäre. Stattdessen ist es Jeff, der ihn fasziniert – Jeff mit seiner Ruhe und seinem Mitgefühl, dem warmen Lächeln und den lachenden Augen. Dan weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Es gab seit Justins Unfall zwar schon mal kurze Momente, in denen er sich zu jemandem hingezogen fühlte, aber er ist nie – um es mit den Worten der katholischen Familie zu sagen, bei der er einmal gelebt hatte – in Versuchung geraten. Genau genommen sind Dans Gedanken seit dem Unfall wesentlich tugendhafter, als sie es vor Justins Verletzung je waren. Und wenn man die Ereignisse der letzten Tage berücksichtigt, ist es überraschend, dass Dan überhaupt etwas anderes als Benommenheit empfinden kann.
Jeffs Handy klingelt und er wirft einen Blick auf das Display. „Es ist Evan. Stört es dich, wenn ich drangehe?“ Dan schüttelt den Kopf und Jeff klappt das Handy auf. „Hey, Kleiner, wie ist es gelaufen?“ Es folgt eine kurze Pause, dann antwortet Jeff: „Glückwunsch. Es sind wirklich schöne Pferde.“ Jeff lächelt und nickt Dan zu, der zurücklächelt und dann wieder vorgibt, das Gespräch nicht zu belauschen. „Ja, der ist noch hier. Ich weiß nicht, warte mal.“ Jeff senkt sein Handy. „Evan fragt, ob er sich uns anschließen kann. Er hat für heute Abend den Rückflug nach Kalifornien gebucht und möchte vorher noch kurz mit dir reden.“
Dan hebt die Hände. „Ja, natürlich kann er das.“ Es ist nett, dass sie ihn wenigstens gefragt haben. Aber er möchte doch zu gern wissen, wie oft überhaupt jemand „nein“ zu Evan Kaminski sagt.
„Er sagt ‚natürlich‘“, gibt Jeff an Evan weiter. „Und ich habe ihm erklärt, dass du kein totaler Idiot bist, also benimm dich bloß.“ Jeffs Lachen klingt warm und vertraulich und Dan verspürt einen Anflug von Eifersucht. Dieser schockiert ihn selbst. Vor zwei Stunden hatte er noch weinend am Bett seines Liebsten gesessen, und jetzt reagiert er so besitzergreifend, wenn ein
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