Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
so?“ Dan gerät plötzlich in Panik. Hatte das jetzt geklungen, als wollte er mit Jeff ausgehen? Als wollte er sich zwischen Jeff und Evan – und was auch immer zwischen beiden ist – drängen? „Es ist nichts Wichtiges, ich wollte nur … ich würde mich über den einen oder anderen Rat freuen, oder … ich weiß es auch nicht so genau.“ Gerade als er überlegt, wie er die Einladung höflich zurücknehmen kann, antwortet Jeff.
„Klar, das klingt gut. Sollen wir uns in der Hotelbar treffen, so in einer Stunde?“
„Okay, aber wenn es dir ungelegen kommt, ist es auch in Ordnung …“
„Dan, es ist Alkohol und nur eine Etage tiefer. Gelegener könnte es mir gar nicht kommen.“ Jeff klingt amüsiert. Dan hat allmählich die Nase voll davon, für seine Belustigung herzuhalten, doch er weiß, dass es seine eigene Schuld ist und nicht Jeffs.
„Ja, okay. In einer Stunde in der Hotelbar. Bis dann.“ Dan legt auf und schüttelt den Kopf. Er kann sich nicht erinnern, in seinem ganzen Leben je so herumgedruckst zu haben, und dabei weiß er noch nicht einmal genau, was er sich eigentlich von Jeff erhofft.
Den Weg zurück in die Stadt ist er schon so oft gefahren, dass es fast schon automatisch funktioniert, obwohl er aufpassen muss, dass der Pick-up nicht von selbst in Richtung Stall fährt. Schon seltsam, wenn er so darüber nachdenkt, dass er den Ort vielleicht nie mehr wiedersehen wird, an dem er während der letzten fünf Jahre so viel Zeit verbracht hat.
Als er am Hotel ankommt, erwartet ihn Jeff bereits. Er sitzt an der Bar, doch als Dan hereinkommt, steht er auf. „Wir können uns einen Tisch suchen, wenn du möchtest.“
„Nein, die Bar ist in Ordnung.“ Dan setzt sich und bestellt beim Barkeeper ein Bier. Er ist ein bisschen gehemmt, aber Jeff wirkt völlig entspannt. Sie nehmen jeder auf einem Hocker Platz, Seite an Seite und einander leicht zugewandt. So können sie sich ansehen, wenn sie möchten, sind aber nicht dazu gezwungen. Dan muss daran denken, wie er früher oft so neben Justin am Weidezaun gelehnt hat, während sie sich über die Pferde unterhielten. Er schiebt die Erinnerung beiseite, als Jeff zu sprechen beginnt.
„Also, Evan hat mich noch einmal angerufen. Es sieht so aus, als würde das Geschäft problemlos über die Bühne gehen. Bis zum Abendessen sollte alles geregelt sein.“
Dan nickt. „Das freut mich. Es … ich war ein bisschen nervös.“
Jeff lächelt. „Das kann ich mir vorstellen, wenn du so mit dem Geld eines anderen pokerst. Aber das hat dich nicht daran gehindert, deinen Standpunkt zu vertreten … also war es dir ein bisschen unangenehm, aber nichts, worüber sich jemand anders den Kopf zerbrechen müsste.“ Er nimmt einen Schluck von seinem Drink. „Und du hast Evan sogar noch mehr beeindruckt als vorher. Erst fanden wir dich talentiert und ehrlich, und jetzt stellt sich heraus, dass du auch noch klug bist.“ Jeff lächelt ihm freundlich zu. „Evan ist jetzt noch fester entschlossen, dich einzustellen.“
Dan stöhnt leise. „Das ist es wohl, worüber ich mit dir reden wollte. Ich meine … ich liebe die Pferde, und es wäre großartig, wenn ich weiter mit ihnen arbeiten könnte. Und es sieht aus, als würdet ihr eine erstklassige Anlage bauen, was natürlich auch gut ist. Und ich weiß es zu schätzen, dass ihr mir helfen wollt, die Sache mit … mit Justin hinzubekommen.“ Er zuckt die Schultern. „Es ist einfach alles ein bisschen … heftig.“ Er denkt über seine Worte nach. „Evan ist ein bisschen zu heftig.“
Jeff nickt und scheint einen Moment zu überlegen, bevor er antwortet. „Evans Eltern sind vor sechs Jahren gestorben, und er musste ziemlich schnell erwachsen werden. Er musste den Familienbetrieb übernehmen und sich um seine Schwester kümmern. Und das hat er geschafft, indem er seine Ziele verfolgte und sich von niemandem aufhalten ließ. Aber leider hat er noch nicht gelernt, dabei subtil vorzugehen. Sowohl was die Arbeit als auch was sein Sexleben betrifft.“ Beim Anblick von Dans hochgezogener Augenbraue muss Jeff grinsen. „Aber wenn es um seine Freunde geht, ist er sanft wie ein Lamm, und seine Schwester kann ihn um den kleinen Finger wickeln.“
Jeff mustert Dan abschätzend. „Als du ihm zum ersten Mal begegnet bist, imStall, an dem Tag, als wir Monty ausprobiert haben, war er dir da zu heftig?“
Dan versucht, sich zu erinnern. „Nein, eigentlich hat er wie ein ganz normaler Typ gewirkt. Ein ziemlich netter
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