Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
noch gut aussehend ist und was mit Jeff passiert ist, hat ihm gezeigt, dass es ihm immer noch möglich ist, sich zu jemandem hingezogen zu fühlen, aber er ist nicht so dumm, Lust mit Liebe zu verwechseln. Er hat Justin wirklich geliebt und ist sich bewusst, dass man Glück damit hat, so etwas einmal im Leben zu finden. Er kann sich wirklich nicht vorstellen, dass er so außergewöhnlich ist, es ein zweites Mal zu finden.
Weiter hinten auf der Stallgasse tritt ein Pferd ungeduldig vor seine Boxentür und Dan schaut überrascht auf seine Uhr und muss lächeln. Genauso hatte es meistens auch mit Justin geendet, wenn einer von ihnen die Pferde nicht länger ignorieren konnte. „Zurück an die Arbeit, Baby“, murmelt Dan, stößt sich von der Wand ab und macht sich wieder ans Werk.
Kapitel 17
D AN muss sich beeilen, um mit der Stallarbeit und dann mit Duschen und Umziehen fertig zu werden, bevor Chris ihn abholt. Er hatte es so geplant, in der Hoffnung, dass der enge Zeitplan ihn davon abhalten würde, über das nachzudenken, was später passieren würde.
Sein Anzug ist nach den Strapazen vom Vortag nicht mehr ganz makellos, aber der Dampf der Dusche hat ihn zumindest vorzeigbar gemacht, also ist Dan nicht allzu besorgt. Justin hatte es gemocht, wenn er ein bisschen zerzaust aussah. Er füllt seinen Flachmann und steckt ihn in die Anzugtasche, dann holt er ihn wieder heraus und nimmt einen Schluck, dann einen zweiten. Er füllt noch einmal nach und steckt ihn wieder ein und geht gerade die Treppe hinunter, als Chris vorfährt.
Chris‘ Augen sind ein bisschen rot und Dan schämt sich. Er war so mit seinem eigenen Schmerz beschäftigt, dass er nicht der Freund war, den Chris verdient. Justin war, lange bevor Dan aufgetaucht ist, Teil von Chris' Leben und Dan hat sich verhalten, als wäre er der Einzige, der jemanden verloren hätte. Er ist sich nicht sicher, wie er helfen kann.
„Hey, Chris. Wie geht’s dir?“ Für Dans Ohren klingt es gekünstelt und es scheint, als ginge es Chris nicht anders.
„Was?“ Chris verzieht ungeduldig das Gesicht und Dan erkennt seine Gereiztheit als Abwehrreaktion. Schließlich hat er diese selbst oft genug benutzt.
„Ich meine nur, du weißt schon … Du hast dich mit meinem ganzen Scheiß abgefunden und, weißt du, wenn du irgendwie … Ich weiß nicht …“ Dan unterbricht sich und versucht es noch einmal: „Du musst dich … schließlich auch furchtbar fühlen.“ So langsam wird es peinlich und Chris starrt ihn an. „Ich bin nicht gut in sowas.“
Chris nickt. „Das bist du wirklich nicht.“ Er fährt an und verlässt den Hof.
Erst auf dem Highway in Richtung Stadt setzt Chris wieder zum Sprechen an: „Wie geht’s Jeff?“
Dan runzelt die Stirn. „Keine Ahnung. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, ist er auf Ranger mit dir weggeritten.“
„Du hast heute noch nichts von ihm gehört? Ich dachte, ihr zwei habt ziemlich engen Kontakt.“
„Wovon redest du überhaupt? Du bist doch derjenige, der ihn anruft und ihm von Käsemakkaroni erzählt.“ Dan weiß, worauf Chris hinaus will, aber ist nicht sicher, ob er es wahrhaben möchte.
„Ja, schon klar.“ Chris hat ein Talent dazu, seiner Meinung ohne viele Worte Ausdruck zu verleihen. Dan hat ihn nie vor Gericht gesehen, aber ist davon überzeugt, dass es ziemlich beeindruckend wäre.
„Chris …“
„Er scheint ein netter Kerl zu sein, Danny. Das ist alles, was ich sagen will.“
Dem kann Dan nicht widersprechen. „Ja, schon.“
Sie fahren jetzt vom Highway ab und in die Stadt hinein und Dan fühlt sich ein bisschen zittrig. Er holt seinen Flachmann für einen kleinen Schluck heraus.
Chris schaut zu ihm rüber. „Wehe, der ist leer, bevor ich überhaupt geparkt habe.“
Dan schüttelt ihn, um Chris zu zeigen, wie voll er noch ist. Chris scheint damit zufrieden zu sein und sie fahren den Rest der Strecke, ohne zu reden. Sie parken, trinken einen Schluck und gehen hinein. Der Typ, der sich im Bestattungsinstitut um alles gekümmert hatte, hat aus irgendeinem Grund auch mit diesem Teil des Ablaufs zu tun, und hatte sie darum gebeten, eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst einzutreffen. Chris und Dan hatten für sich beschlossen, dass fünfzehn Minuten reichen würden. Keiner von ihnen möchte länger herumstehen und über alles nachdenken als nötig.
Sie werden an der Tür von einem ungeduldigen Bestatter begrüßt. Er ist sehr darum bemüht, freundlich zu bleiben, aber Dan sieht ihm seine
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