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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Besorgtheit.
    Sie schüttelte den Kopf. »Danke. Ich will nur noch ein paar Minuten hier sitzen und runterkommen, dann gehe ich von Bord.«
    Der Arzt nickte knapp und zog sich zurück.
    Zwei Sanitäter geleiteten eine alte Frau durch den Mittelgang, draußen gab ein Feuerwehrmann lautstark Kommandos.
    Mara legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. »Ich will nach Hause.«
    »Kann ich mir lebhaft vorstellen«, gab der gesichtslose Mann erneut zurück. »Haben Sie Familie?«
    »Nur einen alzheimerkranken Vater, der mich schon seit Jahren nicht mehr erkennt und im Moment im Sterben liegt.« Sie zögerte. »Und einen Bruder, der mir fremd geworden ist.«
    Fast eine Minute sprach keiner von beiden ein Wort.
    »Geht mir genauso«, murmelte er schließlich.
    Sie zog die Braue hoch. Dann schaute sie ihn an, zum ersten Mal mit echtem Interesse, doch außer den Augen war von seinem Gesicht nichts zu sehen. »Was geht Ihnen genauso? Liegt Ihr Vater auch im Sterben?«
    Er lachte rau. »Nein, aber ich habe ebenfalls einen Bruder, mit dem ich nicht besonders gut klarkomme. Das heißt, eigentlich hatte ich zwei Brüder, doch der eine ist früh gestorben, und mit dem anderen liege ich seit Ewigkeiten im Clinch. Gestern habe ich eine Postkarte von ihm bekommen, aus dem Urlaub in Kenia. Das war das Erste, was ich seit Jahren von ihm gehört habe. Aber was rede ich da? Momentan steht Ihnen der Sinn sicherlich nach anderen Dingen als nach meiner Familiengeschichte.«
    Sie seufzte. »Ich weiß selbst nicht recht, wonach mir momentan der Sinn steht.«
    Er musterte sie mit intelligenten Augen, und auch dieser Blick kam ihr merkwürdig vertraut vor.
    Dann ertönte aus seinem Funkgerät die Anweisung, alle SET -Mitglieder hätten sich draußen vor dem Flugzeug zu sammeln.
    Er stand auf. »Ich muss gehen.«
    »Wie heißen Sie?«, rief sie ihm hinterher.
    Er blieb stehen, drehte sich nach ihr um. »Warum wollen Sie das wissen?«
    Sie lächelte müde. »Hat keinen bestimmten Grund. Einfach nur so.«
    Sein Tonfall nahm eine heitere Färbung an, seine Augen lachten. »Ich gehöre zu einem Spezialkommando. Eins unserer Gebote heißt Anonymität. Darum auch die Sturmhauben.« Er zögerte. »Die meisten nennen mich Bird. Und wie ist Ihr Name?«
    Sie sah ihn lange an. Schweigend, nachdenklich. »Wir wär’s mit … Hanna.«
    »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Hanna. Hoffentlich erweist sich die Diagnose als falsch.«
    »Ich wünsche Ihnen ebenfalls alles Gute, Bird. Danke.«
    Dann war er weg.

Kapitel 48
    45 Stunden nach der Entführung des Fluges SWX 714
    Am Morgen hatte die Pressekonferenz stattgefunden, danach die nicht öffentliche Lageabschlussbesprechung im Polizeipräsidium. Als diese beendet war, erhoben sich die Beteiligten von ihren Plätzen am großen Konferenztisch, um einzeln oder in Gruppen, schweigend oder heftig diskutierend dem Ausgang zuzustreben.
    Mara war ebenfalls zu Wort gekommen, zwar nicht während der Pressekonferenz, dafür aber bei der Lageabschlussbesprechung. Sie war vor die versammelten Herren zitiert worden, um die Geschehnisse aus ihrer Sicht zu schildern. Das hatte sie getan, hatte alles offen und ehrlich dargelegt, mit Ausnahme der fingierten Entführung Omar Aidids, die in ihrem Bericht mit keiner Silbe erwähnt wurde, sodass darin weder Lohmann noch ihr Bruder noch Grillo eine Rolle spielten.
    Nach Abschluss ihres Rapportes war der Polizeipräsident auf sie losgegangen, hatte sie regelrecht ins Kreuzverhör genommen, so als hätte sie vor Gericht gestanden und wäre eines Kapitalverbrechens angeklagt gewesen.
    »Sie dürfen gehen«, hatte er sie nach zwanzig Minuten gnädig entlassen. »Die Rechtsabteilung wird sich mit Ihrem Verhalten befassen. Danach hören Sie von uns. Guten Tag.«
    Das war noch ziemlich am Anfang der Besprechung gewesen.
    Nun, da sie zu Ende war, schlenderte der PP mit seinem Aktenkoffer in der Hand ins Foyer, wo er Grillo und Oberstaatsanwalt August »Eisenschädel« Kunze entdeckte, die an der Garderobe standen und gerade ihre Mäntel anzogen, Kunze einen schönen blauen Kaschmirmantel und Grillo seinen verknitterten Trenchcoat.
    »Ich habe vorhin mit dem Staatssekretär telefoniert«, hörte der PP das Hutzelmännchen sagen. »Offenbar hat Berlin verfügt, dass Omar Aidid noch in dieser Woche nach Kenia abgeschoben wird. Damit reagiert man vermutlich auf den internationalen Druck, denn gemäß eines globalen Abkommens müssen somalische Piraten, die im Rahmen der Mission Atalanta

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