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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Bonus verstehen, sagte er, für meine ausgezeichnete Arbeit im Fall Aidid. Es ist das erste Mal, dass er mich gelobt hat. Und deshalb dachte ich mir, zur Feier des Tages fahre ich gleich mal zum Präsidium und frage meinen Lieblingsonkel, ob er nicht Lust hat, mit mir zu Mittag zu essen.« Er räusperte sich. »Außerdem muss ich dir … ein Geständnis machen.«
    »Ein Geständnis? Was denn für ein Geständnis?«
    Lohmann schaute betreten zu Boden. »Ja, weißt du, es geht um die Flugzeugentführung. Und um die Rollen, die Frau Sturm und ich dabei gespielt haben.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du dabei auch eine Rolle gespielt hast!«
    »Leider doch. Und ich weiß, dass es nicht richtig war, was ich getan habe. Deshalb werde ich die Konsequenzen tragen, genau so, wie ich davon überzeugt bin, dass Frau Sturm jede Sanktion akzeptieren wird …«
    »Sanktion?«, unterbrach ihn der PP. »Lieber Bodo, wovon redest du?«
    Dem Jungstaatsanwalt war immer deutlicher anzusehen, wie unbehaglich er sich fühlte. »Von unserem eigenmächtigen Verhalten rede ich.« Er hustete. »Ich werde mich selbst anzeigen. Und Frau Sturm wird einer Suspendierung auf keinen Fall widersprechen, ich kenne sie gut genug und weiß …«
    Herr Dr. Bohne wirkte für einen Moment tief verärgert, doch dann beeilte er sich, eine freudestrahlende Maske aufzusetzen. »Aber, aber, mein lieber Bodo, wieso sollte ich Frau Sturm suspendieren? Im Bundeskanzleramt ist man an Ergebnissen interessiert und nicht daran, wie diese zustande gekommen sind. Und im vorliegenden Fall ist das Ergebnis äußerst erfreulich. Die Flugzeugentführung wurde binnen … sechs Stunden beendet, wobei seit dem Einschreiten Frau Sturms keiner Geisel ein Haar gekrümmt wurde.«
    Lohmann war vollkommen perplex, und es dauerte eine ganze Weile, bis er seine Sprache wiederfand. »Dann hast du gar nichts dagegen, dass sie sämtliche Regeln gebrochen hat?«
    »Bodo, Bodo, ich bin enttäuscht von dir. Glaubst du, ich würde nicht wohlwollend zur Kenntnis nehmen, wenn jemand hohen persönlichen Einsatz zeigt, um eine brandgefährliche Situation zu meistern? Hältst du mich tatsächlich für solch einen … einen Unhold? Wie gesagt, alles ist glimpflich ausgegangen, und das sorgt in Berlin für gute Stimmung, da interessiert es hinterher niemanden mehr, ob ein paar Vorschriften missachtet wurden.« Er lächelte zuckersüß. »Frau Sturm ist ab sofort reaktiviert und wird wieder in ihrem alten Kommissariat eingesetzt, um in dieser unserer Stadt für Recht und Ordnung zu sorgen. So wie ich die hohe Politik einschätze, hat sie gute Chancen, für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen zu werden. Eine solche Beamtin ist Gold wert für jede Behörde. Ich sehe bereits die Schlagzeilen vor meinem geistigen Auge.« Sein Blick schweifte zur Decke, in seinem Gesicht zuckte ein Muskel. Dann blinzelte er, als würde er aus einer Trance erwachen, und sah wieder seinen Neffen an. »Und nun… lass uns essen gehen, ich habe einen mächtigen Kohldampf. Ich glaube, in der Kantine gibt es heute Gulasch. Ich liebe Gulasch.«
    Mara war zurück.

Epilog
    66 Stunden nach der Entführung des Fluges SWX 714
    »Hör auf, mich so anzusehen«, tadelte Mara. »Diesen Dackelblick kannst du dir verkneifen. Nur weil du die letzten beiden Nächte in meinem Bett geschlafen hast, heißt das noch lange nicht …«
    Sie hielt inne, da er demonstrativ den Kopf zur Seite drehte, um kundzutun, was er von ihrer Unmutsäußerung hielt.
    Kleiner Scheißer, verdammter!
    Sie bemühte sich, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen, allerdings ohne Erfolg. Auch in den besagten beiden Nächten, in denen sie zusammen im Bett gelegen hatten, war sie nervös gewesen und ängstlich und verzweifelt, und deshalb hatte es ihr gutgetan, Bodos Nähe zu spüren, seinen warmen Körper, der sich an ihren schmiegte, seinen Atem, der ihr Gesicht streifte, seine dankbaren Blicke am Morgen. Natürlich war es ein Fehler gewesen, denn er würde falsche Schlüsse daraus ziehen.
    Ich habe viele Fehler gemacht in letzter Zeit , dachte sie bitter.
    Sie saßen in Maras klappriger Ente, während dicke Regentropfen auf das Dach trommelten. Die Scheiben waren beschlagen, draußen herrschte ein Wetter wie am Tag des Jüngsten Gerichts.
    »Passt«, sagte sie lakonisch.
    Bodo drückte sich immer noch die Nase am Seitenfenster platt, den Kopf ostentativ von ihr abgewandt.
    Beleidigte Leberwurst!
    Das viele Geld kam ihr in den Sinn, das der Anwalt ihres Bruders

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