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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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mit dem Margit den Chauffeurdienst für den Nachwuchs der
Patchworkfamilie ausführte und die Einkäufe tätigte.
    »Schön, dass du da bist«, begrüßte sie Lüder und
hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann verschwand sie wieder in der Küche.
»Ich mache gerade Abendbrot«, rief sie ihm zu.
    »Hallo, Papi.« Die vierjährige Sinje kam ihm strahlend
entgegen. Sie schwenkte ein Blatt Papier. »Ich habe ein Bild gemalt.«
    »Das heißt: Ich habe ein Bild gemahlen«, korrigierte
sie Jonas, der auf der Treppe zum Obergeschoss saß.
    Sinje hielt Lüder das Blatt entgegen. »Ich habe ein
Bild gemahlen.«
    »Du hast es schon richtig gesagt. Es heißt: Ich habe
ein Bild gemalt. Jonas ist dumm.«
    Sinje begann lauthals zu lachen. »Jonas ist dumm«,
rief sie vergnügt.
    Jonas grinste schelmisch. »Der kann man noch was
erzählen.«
    »Und du?«, fragte Lüder und versuchte Jonas durch das
wuschelige Haar zu fahren.
    Doch der Junge war schneller und wich aus. »Lass das«,
sagte er.
    An solchen Kleinigkeiten erkennt man, dass die Kinder
größer werden, überlegte Lüder. Es war noch nicht lange her, da hatte Jonas
gegen solche Gesten nichts einzuwenden. Und Sinje hatte sich bei seiner
Heimkunft auf seinen Arm gedrängt, um mit dem Papa zu schmusen. Jetzt war der
Jüngsten mehr daran gelegen, die Bewunderung ihres Vaters für ihr Kunstwerk
einzuheimsen.
    »Hi«, grüßte Thorolf aus der ersten Etage und schob
sich noch etwas Essbares in den Mund. Er war kaum zu verstehen, als er
weitersprach. »Hast du mit der Journalistenleiche zu tun?«
    »Man spricht nicht so despektierlich über Tote«,
belehrte ihn Lüder.
    »Ist doch egal. Also? Hast du?«
    »Warum interessiert dich das?«
    »In der Zeitung stand, dass der Tote was mit Atom und
so zu tun hat.«
    »Dann weiß die Zeitung mehr als die Polizei.«
    Thorolf biss erneut ab und sagte etwas, das Lüder
nicht verstand.
    »Noch einmal. Dann aber bitte mit leerem Mund.«
    »Diese Atomscheiße. Wir wollen dagegen protestieren.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Welche aus unserer Schule. Wir wollen keine AKW s.«
    »Dafür CO 2 -Emissionen
und Speicherung des Kohlendioxids unter den Gärten in Schleswig-Holstein?«
Lüder war sich bewusst, dass seine Frage provokativ war.
    »Nee«, sagte Thorolf, und es sollte lässig klingen.
»Dagegen wollen wir auch protestieren. Vielleicht!«
    »Und wie wollt ihr die Energie gewinnen?«
    Für einen Augenblick schwieg Thorolf. Die Frage hatte
ihn überrascht.
    »Sonnenenergie und Wind«, fiel ihm schließlich ein.
    »Das ist aber wesentlich teurer«, gab Lüder zu
bedenken.
    »Warum? Die Sonne und der Wind – das kostet doch
nichts«, sagte Thorolf leichthin.
    Diese Meinung traf man sicher häufig an, überlegte
Lüder für sich selbst. Die Antwort auf die Fragen zur Energiesicherung war aber
wesentlich komplizierter. So kompliziert, dass dafür ein Mensch hatte sterben
müssen?

DREI
    Lüder hatte das Frühstück zu Hause genossen, obwohl es
mit der gewohnten Unruhe verbunden war. Margit gab sich alle Mühe, Ruhe
einzubringen, aber die vier Kinder ließen sich trotz aller mahnenden Worte
nicht disziplinieren. Es war unmöglich, sie auch nur für eine kurze Zeit
gemeinsam an den Frühstückstisch zu bitten.
    Mittlerweile saß er in seinem Büro, nahm einen Schluck
Kaffee, den er sich im Geschäftszimmer bei Edith Beyer besorgt hatte, und
blätterte gewohnheitsmäßig durch die Morgenpresse. Immer noch war der Mord an
Robert Havenstein in den Zeitungen. Die Jagd nach Sensationen hatte das Thema
aber von den Titelseiten verdrängt.
    Dafür fand sich Lüder auf einer Innenseite der
Boulevardzeitung wieder. Der Artikel von LSD zeigte neben dem Phantombild vom Täter ein Archivfoto von Lüder, bei dem nur
unzureichend mit einem schwarzen Balken sein Gesicht verdeckt wurde.
Insbesondere der blonde Wuschelkopf war deutlich zu erkennen. Zu allem
Überfluss stand als Bildunterschrift auch noch: »Kriminalrat L. vom LKA steht ratlos vor den Ermittlungen«.
    Damit hatte der Zeitungsmann – Lüder weigerte sich
schon lange, Dittert als Journalisten zu bezeichnen – nicht nur Lüders
Identität preisgegeben, sondern auch noch den Lesern suggeriert, dass die
Polizei dem Fall ohnmächtig gegenüberstand. Außerdem erweckte es den Eindruck,
als würde Lüder allein ermitteln. Woher wusste Dittert, dass Lüder in diesem
Fall tätig war? Lüder griff zum Telefon und wollte Dittert zur Rede stellen,
unterließ es dann aber doch. Er konnte damit nichts

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